Zum 40-jährigen Firmenjubiläum im Jahr 1909 ließ die Maschinenfabrik Gaier seinerzeit diese Ansicht ihrer von Manz entworfenen Gebäude erstellen. Foto: Horst Rudel

Ein Buch erinnert an die vielen von dem Architekten Philipp Jakob Manz entworfenen Villen und Fabriken in der Stadt. Sie prägen noch heute das Bild Kirchheims.

Kirchheim - Philipp Jakob Manz (1861 bis 1936) war zu seiner Zeit ein Stararchitekt, berühmt für seine Blitzentwürfe und die damit verbundenen kurzen Bauzeiten. Er war ein Außenseiter, denn er hatte keinen Berufsabschluss, kein Architekturstudium, aber dennoch einen unerhörten Erfolg bei den Bauherren. In vielen deutschen Städten stehen Villen und Fabriken, die in seinem Büro entstanden sind. Ganz besonders geprägt hat er das Erscheinungsbild der Stadt Kirchheim, wo er zur Gründerzeit viele Villen und größere Industriegebäude für Firmen wie Schüle, Ficker, Gaier, Wiest, Faber, Weise oder Kaim entworfen hat.

Die Gebäude werden noch heute genutzt

Obwohl die Stadt Kirchheim stolz sei auf ihre vom barocken Fachwerk geprägte Altstadt, wirkten die Bauten von Manz bis heute stadtbildprägend, erklärt die Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker. Viele Gebäude seien im Zweiten Weltkrieg abgerissen worden. Es sei deshalb eine Aufgabe der Stadt, „das Erbe dieses bedeutenden Kirchheimer Architekten zu bewahren“. Aus diesem Grund ist seiner Biografie und seinem Schaffen der neue Band der Schriftenreihe des Stadtarchivs gewidmet, der jüngst erschienen ist. Der Autor Eberhard Sieber hat sich in jahrelanger Arbeit eingehend mit der Biografie und dem Wirken von Philipp Jakob Manz befasst.

Auf 150 Seiten bietet er in Band 38 einen Spaziergang durch das Leben des sogenannten Blitzarchitekten, vorbei an dessen Gebäuden, die noch heute in anderen Funktionen genutzt werden. So sind in den romantisch verspielt wirkenden Manz-Villen ein griechisches Restaurant in der Steingaustraße, das Polizeirevier oder die Eventlocation Villa Benz in der Dettinger Straße untergebracht.

Von unauffällig bis imposant

Viele andere Villen, etwa in der Paradiesstraße oder in der Kolbsstraße, dienen unauffällig als Wohngebäude. Ganz anders die rosarote Villa Schmid in der Jesinger Straße oder das imposante Bürogebäude von J. J. Müller in der Plochinger Straße – an diesen wird wohl kaum ein Passant vorüber gehen, ohne den Kopf danach zu drehen. Das reich illustrierte Buch zeigt aber auch die Geschichte der vielen Unternehmen auf, die sich zur Gründerzeit in Kirchheim angesiedelt hatten: etwa die der Maschinenfabrik Gaier, der Spinnerei Müller, der Strumpffabrik Battenschlag oder der Papierwarenhersteller Ficker.