Gerhard Raff hat Erfahrung mit Benefiz-Veranstaltungen wie der in Heumaden. 1485 Euro sind zusammengekommen. Foto: Martin Bernklau

Gerhard Raff erzählt Mundart-Geschichten für die Renovierung der Orgel in der Gnadenkirche.

Stuttgart-Sillenbuch - Die spannende selbstgestellte Frage war, ob das tückische Glatteis vom Sonntag Gerhard Raffs „Untergrenze als Benefizschwätzer“ reißen lassen würde. Tausend Euro sollten schon reinkommen für die 2009 gegründete Kirchenstiftung der evangelischen Gemeinde Heumaden-Süd. Speziell für die Orgel, die einer Renovierung bedarf. Aber der gute Besuch bei den „Schwäbischen Geschichten“ am frühen Abend ließ schon hoffen.

Die Orgel war ein Vorführstück der vom Niedergang bedrohten Firma Walcker gewesen, als man sie 1987 günstig kaufte. Das schöne Instrument mit 14 leicht französisch gefärbten Registern und rund tausend Pfeifen passte fast genau in die vorgesehene Nische der 1964 geweihten Kirche. Nun aber sind mindesten 15.000 Euro für die notwendig gewordene Restaurierung aufzubringen, zu denen die Kirchenstiftung ihr Scherflein beitragen will, wie die Vorsitzende Beate Brenner eingangs sagte.

Raff, der Landeshistoriker, Kolumnist und Dialektautor hat mit seinen unermüdlichen Auftritten schon Millionenbeträge aufgebracht: für den Brandenburger Dom, das Ulmer Münster, ein schwäbisches Pilgerquartier am Jakobsweg, für manche Orgel in der Region und vieles mehr. Nicht zuletzt die Wohltäterei hat ihm die Freundschaft Loriots eingebracht oder der Brüder von Weizsäcker, des verstorbenen Gelehrten Carl Friedrich und des Präsidenten Richard. Er müsse angesichts Wulffscher und Steinbrückscher Erträge nun aber doch seine Honorare anpassen, scherzte Raff: „von nullkommanull Promill’ auf nullkommanull Prozent“ der Erlöse.

Geschichtchen, Anekdoten und zeitkritische Spitzen

Raff las aus den „Schwäbischen Juwelen“, dem jüngsten seiner Benefiz-Bücher, das er anschließend mit seinem einen Illustrator Bernd Stolz signierte; der andere ist der Kunstprofessor Dieter Groß. Dort sind neben eigenen Geschichten Kabinettstückchen von Sebastian Blau alias Josef Eberle oder von Thaddäus Troll alias Hans Bayer versammelt, aber auch von den nicht ganz so berühmten Mundart-Autoren Martin Lang und Friedrich E. Vogt.

Selbstverständlich liest Gerhard Raff nicht nur. Sein Benefizschwätzer-Ruhm gründet auch auf zahllosen Geschichtchen, Anekdoten oder witzig zeitkritischen Spitzen, die er zwischendurch einstreut. Neben den notorischen Respektlosigkeiten seiner schwäbischen Gosch wird in vielerlei charakteristischen Erinnerungen viel Liebe zu manchem Verehrungswürdigen spürbar, zu lebenden, verstorbenen oder historischen Gestalten wie den Frauen Franziska von Hohenheim – „die hat den Saukerle Carl Eugen zum Prachtskerle g’macht“ – oder zu Mechthild von der Pfalz, der Mutter des Grafen Eberhard im Barte. Sie habe „die Gscheitheit nach Schwaben gebracht“.

Von Sebastian Blau, dem Dialektdichter im Verleger, Chefredakteur und Mäzen Josef Eberle, las Raff das Gedicht auf Sankt Nepomuk, den Brückenheiligen Rottenburgs. Von Martin Lang stammte der etwas böse Schwank auf „D’ Fuierwehr vo Plattehardt“. Friedrich E. Vogts Lobgesang auf die „Stuttgarter Stäffele“ erklang. Von Thaddäus Troll gab es die Satire „Am Sonndich en Sidnei“ zu hören. Und Raff selber steuerte seine Lobrede auf „Die Schwäbische Kehrwoche“ sowie eine „Erstklässler!Tentefässler“-Gratulation an ein Heumadener Büble zur Einschulung bei, aus dem mittlerweile ein am Bodensee segensreich tätiger Chefarzt geworden ist.

Raffs Reden verhallte auch diesmal nicht unerhört: 1485 Euro kamen für die Orgel zusammen.