Ildiko Solomaier ist die neue Leiterin des Ulrichchores. Foto: Annegret Jacobs

Ildiko Solomaier ist die neue Leiterin des ökumenischen Ulrichschors. Ihre erste Chorprobe hat die 42-Jährige mit Bravour gemeistert.

Möhringen – Dynamik – das fällt Frank Brundelius, Vorsitzender des Ulrichschores, sofort ein, wenn er an Ildiko Solomaier denkt. Die 42-Jährige aus Möhringen ist die neue Leiterin des ökumenischen Chores auf dem Fasanenhof. Ihre erste Probe hat sie mit Bravour bestanden. „Da ist Schwung dahinter“, findet Brundelius. Wer Solomaier erlebt, versteht das gut, denn sie ist mit Leib und Seele Musikerin.


Frau Solomaier, Sie machen etwas, was Sie nie machen wollten: Sie leiten einen Chor. Warum hat Sie das früher nicht gereizt?
Vielleicht, weil es eine sehr große Herausforderung ist. Ich spiele bereits von Kindesbeinen an Orgel. Von Beginn an arbeite ich im Nebenberuf als Organistin. Das kann ich gut, das weiß ich. Aber ich dachte: Zwei Sachen im Nebenberuf – das geht nicht, wenn man es anspruchsvoll machen will.

Und wie haben die Chormitglieder vom Ulrichschor Sie dann herumgekriegt?
Ich hatte als Organistin den Ulrichschor bereits ein paar Mal begleitet, wir kannten uns ein bisschen. Auch kenne ich die vorherige Chorleiterin Jessica Zuber sehr gut, wir singen zusammen im Stuttgarter Domchor Sankt Eberhard. Dann, als der Chor eine neue Leiterin suchte, sprach mich ein Mitglied an: Ob ich es mir nicht vorstellen könnte, ihren Chor zu leiten.

Sie haben nicht sofort Ja gesagt...
Nein. Ich habe mich natürlich sehr über die Anfrage gefreut. Aber ich bin gerade mittendrin in meiner C-Ausbildung für Kirchenmusik. Ich habe erst vor zwei Jahren begonnen, Chorleitung zu lernen. Irgendwann, so dachte ich, wollte ich einen Chor übernehmen. Aber noch nicht so schnell. Ich habe dem Chorvorstand gesagt: Solange Sie niemanden finden, helfe ich gerne aus. Aber suchen sie doch erstmal weiter.

Der Chor wollte gar nicht weitersuchen.
Sie haben mir gesagt: Frau Solomaier, wir wollen Sie. Und wenn man so empfangen und aufgenommen wird – kann man da noch Nein sagen? Ich habe gleich gemerkt, dass die Sänger des Chores mit sehr viel Hingabe dabei sind. Diese Freude an der Musik, die kann man richtig spüren. Und das hat wiederum mich begeistert. Zumal ich nicht wollte, dass der Chor aufhört. Es gibt ihn jetzt schon seit mehr als 50 Jahren. Ich wollte nicht, dass damit nun Schluss ist.

Sie spielen Orgel seit Sie zwölf Jahre alt sind. Sie haben eine Gesangsausbildung. Mehr Erfahrung kann ein Chorleiter kaum haben.
Einen Chor zu leiten ist noch mal etwas ganz anderes, als selbst zu singen. Außerdem: Ein Chor ist kein Instrument, da sind Menschen. An der Orgel kann ich eine Passage zehn oder elfmal hintereinander spielen. Mit Sängern geht das nicht. Ich muss die richtige Balance finden, muss den Chor fordern, aber nicht überfordern. Man muss auch mal etwas halb fertig liegen lassen können, um es bei der nächsten Chorprobe wieder aufzunehmen.

Was ist das Schwierigste für Sie am Anfang?
Den Überblick zu behalten. Wenn ich an der Orgel sitze, weiß ich, dass ich ein Cis spiele, wenn ein Cis in den Noten steht. Aber hat der Chor auch ein Cis gesungen? Hat er es rechtzeitig gesungen?

Klingt alles sehr kompliziert.
Einerseits ja. Aber andererseits ist es ein ganz tolles Gefühl, wenn man vorne steht, hat etwas gemeinsam einstudiert und es klappt. Der Chor hat durch die Texte viel mehr Möglichkeiten als die Orgel, den Inhalt ausdrücken. Mit dem Chor kann man die Tiefe eines Stückes besser vermitteln.

Der Ulrichschor ist ein ökumenischer Chor, einer der wenigen hier auf den Fildern. Wie kommt man da auf konfessioneller Ebene zusammen: Singen Sie mehr Messen oder mehr Choräle?
Die Auswahl war bisher nie ein Problem. Ich selbst tendiere – obwohl ich katholisch bin – zu den Chorälen. Denn dabei kann der Chor die Gemeinde besser einbeziehen, im Wechsel oder auch gemeinsam singen. Das, so denke ich, ist sehr wichtig, damit Kirche und Gemeinde eine Verbindung eingehen können. Damit es nicht so ist: Hier singt der Chor und da die Gemeinde.

Ihr Mann, mit dem Sie gemeinsam im Domchor Sankt Eberhard singen, singt jetzt auch im Ulrichschor mit. Damit er Sie zwischen Chorprobe, Kirchenmusik und Beruf auch noch mal sieht?
Na, so schlimm ist es nicht, ich arbeite in meinem Hauptberuf zu 50 Prozent und kann mir meine Arbeit gut einteilen. Mein Mann hat mich darin bestärkt, die Chorleitung anzunehmen. Aber es stimmt schon: Wenn ich eine Aufgabe annehme, dann mache ich sie auch ganz.