Der Regisseur Darren Aronofsky kehrt zu seinen Wurzeln zurück mit einem überfrachteten Horrorfilm, den auch Jennifer Lawrence und Javier Bardem nicht retten können.
Stuttgart - Brother!“ sagen Amerikaner, wenn ihnen etwas missfällt – nach dem Kinobesuch von „mother!“ dürfte das häufiger der Fall sein. Pfiffe und Buhrufe gab es beim Filmfestival von Venedig, wo Darren Aronofskys Film im Wettbewerb lief. Man versteht jetzt, warum der Verleih zögerte, das Werk vor dem Start zu zeigen. Man hat wohl schlechten „buzz“ gefürchtet, negative Mundpropaganda, und genau das ist überwiegend auch eingetreten.
Das verwundert nicht, der 48-jährige New Yorker gilt als eigenwilliger Regisseur, der seine Projekte mit unbedingtem Stilwillen und beratungsresistent umsetzt – etwa die Fantasymär „The Fountain“ (2006), an der sich die Geister schieden. Mit „The Wrestler“ (2008) kam Aronofsky stark zurück und verhalf dann mit dem Ballett-Thriller „Black Swan“ (2010) Natalie Portman zum Oscar. Nun klopfte Hollywood an, Aronofsky erschien als Blockbusterkandidat – doch sein Bibelepos „Noah“ (2014) ging sang- und klanglos unter.
Der blutige Heim-Invasions-Schocker scheitert schon an seiner Prämisse
Nun hat er sich an seine Horrorwurzeln erinnert, an sein Debüt „Pi“, und zur Vorbereitung wohl Roman Polanskis Gruselklassiker „Rosemaries Baby“ (1968) angeschaut. Das Satanistenapartment im Dakota Building, vor dem John Lennon erschossen wurde, ist einem schmucken Landhaus um 1900 gewichen. Hier leben ein Dichter (Javier Bardem) und seine Frau (Jennifer Lawrence), die das Anwesen liebevoll restauriert. Die Idylle scheint perfekt, würde der Gatte nicht an einer Schreibblockade leiden. Da steht eines Tages ein fremdes Paar (Ed Harris und Susan Sarandon) mit zwei streitsüchtige Söhnen vor der Tür.
So kommt ein blutiger Heim-Invasions-Schocker in Gang, der schon an der Prämisse scheitert: Wer würde offensichtlich gewalttätige Menschen freiwillig bei sich aufnehmen? Darüber könnte man noch hinwegsehen, würde der Regisseur und Autor zumindest eine rudimentäre Story erzählen. Doch er setzt nur auf Optik und Oberflächenreize, auf christliche Symbolik – Stichwort: Schöpfungsgeschichte – und metaphorisches Brimborium, Teufel inklusive. Da glitzert ein Zauberedelstein, es rumpelt im Gebälk, die brave Heldin gebiert ein Kind, das die zahllosen Irren, die ihr Heim nun bevölkern, in Stücke reißen.
An Hieronymus Bosch gemahnende Gräuelbilder
Klingt verrückt? Ist es auch. Hinzu kommen lieblose Computereffekte, ein schrilles, fast schmerzendes Tondesign und chargierende Darsteller. Harris, Bardem und selbst Lawrence, alle ausgewiesene Könner ihres Fachs, haben scheinbar nicht gewusst, worum es hier eigentlich geht – das eint sie zumindest mit den Zuschauern. Gewohntes Niveau erreicht nur Kameramann Matthew Libatique, dem bedrohlich ausgeleuchtete, an Hieronymus Bosch gemahnende Gräuelbilder gelingen. Die will man jedoch gar nicht mehr sehen.