Kinderbuchklassiker im Kino: „Latte Igel und der magische Wasserstein“ Foto: Verleih

Die Verfilmung des Kinderbuchklassikers „Latte Igel“ passt den Stoff behutsam an die aktuelle Klimadebatte an.

Stuttgart - Bei den Tieren im Wald herrscht Wassernot. Aber niemand will auf den schrulligen Raben hören, der verkündet, dass Bärenkönig Bantur den magischen Wasserstein gestohlen und in seiner Palasthöhle versteckt habe. Das Wasser werde erst wieder fließen, wenn der Stein zurück an seinen Ursprungsort gelangt. Wie in der literarischen Vorlage, dem berühmten Kinderbuch von 1958 „Latte Igel und der Wasserstein“ des Finnen Sebastian Lybeck, vertraut nur das stachelige Wesen den weisen Raben-Worten und bricht zu einer abenteuerlichen Reise auf. Im fast gleichnamigen Animationsfilm kommt Latte Igel allerdings als mutiges, trotziges und ein bisschen einsames Igel-Mädchen daher. Ausgerechnet der schüchterne, von anderen Tierkindern gemobbte Eichhörnchen-Bub Tjum begleitet Latte. Doch gerade, weil sie so unterschiedlich ticken, lernen sie einander schätzen und werden enge Freunde.

Es ist faszinierend zu sehen, wie die beiden Regisseurinnen Regina Welker, Absolventin der Filmakademie Ludwigsburg, und Nina Wels („Der kleine Drache Kokosnuss“, „Ritter Rost“) den Fokus auf das Klimathema Dürre legen, ohne die Geschichte dadurch zu verbiegen. Die bleibt märchenhaft-fantastisch und vermittelt über nahezu realistisch gestaltete Bilder von trockenen Pflanzen und Steinen dann doch untergründig die Problematik. Spätestens, wenn es im Bärenpalast dann üppig sprudelt, wird spielerisch klar, sauberes Trinkwasser muss allen Lebewesen zugänglich sein.

Fliehende Leckerlis

Die Figuren dürfen ihre tierischen Eigenschaften beibehalten. Das ist sehr hübsch, etwa wenn Latte Käfer zum Vertilgen fängt oder ein feindlich gestimmter Leitwolf die beiden Freunde aus taktischen Gründen ziehen lässt und ein anderer mosert. „Du lässt unsere Leckerlis einfach davonlaufen.“

Übrigens wurde der Animationsfilm „Latte Igel und der magische Wasserstein“ in Stuttgart quasi „gezeugt“. Nicht nur, dass in dieser Stadt mit Thienemann-Esslinger der deutsche Verlag des Kinderbuchklassikers zu Hause ist, nein, auch die Filmplanung nahm hier ihren Anfang. Denn die Drehbuchautorin Andrea Deppert stellte im Rahmen des Internationalen Trickfilmfestivals Stuttgart bei einem Branchentreff den Stoff vor. Die Münchner Produzentin Lilian Klages, die auch an der Ludwigsburger Filmakademie unterrichtet, griff zu. Um den Film finanziell zu stemmen, gründete sie mit dem Medienanwalt Thomas G. Müller gemeinsam die Eagle Eye Filmproduktion in Ludwigsburg. Darüber kamen etwa über die Filmförderung Baden-Württemberg Gelder zur Realisierung des ambitionierten Projekts herein.

Für große wie für kleine Filmfreunde erweist sich das als Glücksfall. Ein eigenwilliger, besonderer, sehr sehenswerter Animationsfilm mit subtiler Botschaft ist so entstanden.