„Ich bin um ein glückliches Leben betrogen worden“, sagt Wolfgang Pratscher. Foto: Margrit Müller

Wolfgang Pratscher war eines der ersten Kinder, das in einem SOS-Kinderdorf aufgewachsen ist. Dort erlebte er die Hölle. Jetzt kämpft er um eine angemessene Entschädigung.

An den Tag, als der rote VW-Bus auftaucht, erinnert sich Wolfgang Pratscher noch genau. In dem Auto sitzen vier Kinder. „Das sind deine jüngeren Geschwister“, sagt Frau Hermann vom Aachener Jugendamt. Ihre Behörde will die Kinder in einer familienähnlichen Einrichtung zusammenführen. „Du darfst jetzt mit mir kommen, wir fahren nach Bayern“, sagt sie. Aber Wolfgang will nicht weg, und er will auch nicht mit seinen Geschwistern zusammenwohnen. Er kennt sie so wenig, wie er Bayern kennt. Er rennt zu Schwester Columbina und klammert sich an ihr fest. „Ich fahre nicht mit. Ich bleibe bei dir“, wimmert er. Dann zieht ihn Frau Hermann weg, schiebt ihn zum Auto. Und Wolfgang – damals acht Jahre alt – fängt an zu schreien und zu toben.