Der einsame Nigel steht neben zwei Tölpel-Attrappen. Foto: Department of Conservation/dpa

Ein Tölpel hat sich in einen vermeintlichen Artgenossen verliebt. Nun ist er gestorben.

Wellington - Nigel (sprich: Naidschel) zu entdecken war eine echte Herausforderung. Der Seevogel lebte in einer Kolonie mit 80 anderen Tölpeln. Allerdings waren alle außer ihm aus Beton. Vor ein paar Tagen ist Nigel nun gestorben – und darüber sind viele Menschen in Neuseeland, seinem Heimatland, sehr traurig. Die Naturschutzgruppe Friends of Mana hat sogar ein Gedicht auf Facebook veröffentlicht, das in Zukunft an Nigel erinnern soll. Der „einsamste Vogel der Welt“, wie Nigel von seinen Fans auch genannt wurde, kam nach Angaben der Zeitung „The Guardian“ 2013 auf die unbewohnte Insel Mana. Sie liegt im Norden von Wellington, der Hauptstadt Neuseelands. 2008 hatten Schulkinder die 80 Vogelattrappen, mit denen Nigel zusammenlebte, gebaut und mit der Hilfe der Naturschutzbehörde aufgestellt. Die Attrappen sollten echte Vögel anlocken. Sogar falschen Vogelkot hatten die Schüler auf den Felsen verteilt. Allerdings war die Aktion erst mal nicht erfolgreich.

Nigel verstand nicht, dass Connie seine Liebe nicht erwidern konnte

Bis Nigel kam. Der Tölpel verguckte sich in einen der stummen Betonvögel. Jahrelang bemühte er sich um Connie – so nannten die Friends of Mana Nigels vermeintliche Freundin. Er baute ihr ein Nest, versuchte, mit ihr Kontakt aufzunehmen und putzte sie. Nigel verstand nicht, dass Connie seine Liebe nicht erwidern konnte. Nun wurde sein lebloser Körper in dem Nest gefunden, das er für Connie gebaut hatte, erzählt Chris Bell, der für die lokale Naturschutzbehörde arbeitet.

Obwohl Nigel es nicht geschafft hat, auf der Insel Mana für eigenen Nachwuchs zu sorgen, könnte er doch der Gründervater einer neuen Tölpel-Kolonie sein, sagt Chris Bell. Denn kurz vor seinem Tod ließen sich dort drei weitere Vögel nieder. Nigel zeigte zwar kein Interesse an seinen lebenden Artgenossen, trotzdem war es gut für die neuen Tölpel, dass er da war. Denn die weißen Seevögel mit den gelbfarbenen Hälsen und den schwarzen Federspitzen bauen ihre Nester gerne da auf, wo andere Tölpel schon genistet haben. „Es ist wirklich traurig, dass Nigel gestorben ist“, sagt der Naturschützer Chris Bell. „Aber sein Tod war nicht umsonst.“