Wo bisher der Garten war, beißt jetzt der Bagger in die Erde. Foto: Achim Zweygarth

Der Garten des Weraheims erinnert an eine Miniatur des Schlossparks. Wo Bäume standen, beißt ein Bagger in den Boden. Dort entsteht ein Neubau zur Kleinkindbetreuung.

Stuttgart-Nord - Die Vorboten des Neubaus kamen mit Häcksler und Kettensäge. Seitdem erinnert einstige Garten des Weraheims an eine Miniatur des Schlossparks. Sämtliche Bäume sind gefällt, zersägte Stämme liegen in Stapeln, die Reste von Ästen und Zweigen bedecken den Boden, ein Bagger beißt ins Erdreich.

Die Nachbarn waren nicht begeistert, aber die Bäume fielen für einen dringend benötigten Neubau. Direkt vor dem Wohnheim für Frauen in Not entsteht eine Kindertagesstätte. Und „Krippenplätze werden dringend gebraucht“, sagt Carola Strauß, die Leiterin des Weraheims, das von einer Stiftung betrieben wird. Für deren Kindertagesstätten stehen derzeit pro Platz im Schnitt zwei Bewerber auf den Wartelisten. „Teilweise fragen Paare schon nach einem Platz, bevor das Kind gezeugt wird“, sagt Strauß. An der Dringlichkeit des Anliegens zweifelt ohnehin niemand. Umgerechnet auf die Einwohnerzahl werden gemäß der städtischen Statistik im Norden Stuttgarts mehr Kinder geboren als im Stadtgebiet insgesamt. Dagegen liegt die Zahl der Betreuungsplätze für Kinder bis zum Alter von drei Jahren knapp unter dem Schnitt.

An der Notwendigkeit des Neubaus zweifelt niemand

„Wir haben eine Unterversorgung“, sagt die Bezirksvorsteherin im Norden, Andrea Krueger, „deshalb ist der Gedanke an einen Neubau sehr vorteilhaft“. So sah es nicht nur der Bezirksbeirat, der einstimmig zustimmte, sondern auch der Gemeinderat. Der befürwortete die Baupläne schon im Juli 2009 – samt dem Ansinnen, dass die Stadt 75 Prozent der Baukosten von knapp zwei Millionen Euro übernimmt.

„Das Geld war in diesem Fall einmal nicht das Problem“, sagt Strauß, „aber die Baugenehmigung“. Wäre es ausschließlich nach den Finanzen gegangen, könnte die neue Kindertagesstätte schon belebt sein. Aber für das Grundstück am Oberen Hoppenlauweg galten noch Richtlinien aus dem Jahr 1874. Innerhalb von mehr als 125 Jahren hat sich die Vorgabe selbstredend überholt, dass inmitten der Großstadt höchstens ein Fünftel eines Grundstücks bebaut werden darf. Derlei Vorschriften formal zu ändern, ist allerdings ein juristischer Akt auf mehreren Behördenebenen. Der dauert: „Ich glaube, ich bin mit dem Neubau schon seit 2006 beschäftigt“, sagt Strauß. Zudem erschwerte das abschüssige Gelände am Rand einer Straßenschneise die Arbeit der Planer.Ein letztes Ja des Gemeinderats fehlte sogar kurz vor Baubeginn noch. Weil das als sicher galt, war der Termin für den Baubeginn aber längst auf den 20. März festgelegt. Spätestens 15 Monate danach soll die neue Kindertagesstätte eröffnet werden. Die steht allen Eltern offen, nicht nur denen, die das Weraheim betreut.

Das Architekturbüro Keppler, Schenk hat den Neubau in Form eines L geplant, der das bestehende Haus auf zwei Seiten umfasst. Die Kindertagesstätte wird drei Stockwerke hoch, soll laut den Unterlagen des Stadtplanungsamts wegen der Hanglage aber niedriger wirken. Für die Eltern, die ihre Kinder bringen oder holen, sind Parkplätze vor dem Haus vorgesehen. Zwischen dem bestehenden und dem neuen Haus entsteht ein Hof mit Spielplatz. Die Flachdächer sollen bepflanzt werden.