Im Rodolf-Sophien-Stift werden seit Juni Kinder betreut. Foto: Ines Rudel

Evalino, eine Tochter der Evangelischen Gesellschaft, errichtet fünf Tagesstätten für Kinder. Die im Süden ist seit Juni geöffnet. Was fehlt, sind Erzieherinnen.

S-Süd - Kurz nach der Geburt des Sohnes haben Thomas Geib und seine Partnerin mit der Suche nach einem Kita-Platz begonnen. „Wir hatten zuerst eine Tagesmutter, haben aber parallel bei Kitas angefragt und standen auf vielen Wartelisten“, erzählt der Vater. Sein Sohn ist heute zwei Jahre alt und seit Juni besucht er die Kita im Rudolf-Sophien-Stift im Stuttgarter Süden. Dort hat die Familie einen Platz bekommen, als die Kita noch im Bau war. Sie ist eine von fünf Kitas, die von der Gesellschaft evalino getragen wird. Evalino ist eine eigens dafür gegründete Tochtergesellschaft der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart (eva).

Die Kindertagesstätte im Stift an der Leonberger Straße liegt auf den ersten Blick sehr abseits. Doch für Thomas Geib und viele andere Eltern ist gerade diese Lage ein Vorteil. „Ich fahre morgens raus Richtung A 81“, so Geib. „Die Kita liegt direkt auf dem Weg.“ Eltern, Mitarbeitern und vor allem den Kindern gefällt außerdem die Lage der Einrichtung direkt am Wald. „Wir wollen so viel wie möglich in der Natur sein“, sagt die Kita-Leiterin Anne Büser.

Bisher sind 35 von 40 Plätzen belegt

Eröffnet hat die Kita für Ein- bis Sechsjährige im Juni dieses Jahres. Bisher sind 35 von 40 Plätzen belegt. Die Warteliste ist lang, doch um fünf weitere Kinder aufzunehmen, bedarf es einer weiteren Pädagogin. „Uns mangelt es leider an Fachpersonal, das hinter unserem Konzept steht“, sagt Hanna Fuhr, die Geschäftsführerin von evalino. „Und an Fachkräften, die Vollzeit arbeiten können.“

Das Konzept von evalino hat ganzheitliche und inklusive Ansätze. Vier Plätze an der Leonberger Straße sind explizit für Kinder vorgesehen, die einen höheren Versorgungsbedarf haben. „Wir haben noch kein Kind mit Behinderung aufgenommen, aber wir warten darauf und wir sind darauf vorbereitet“, sagt Fuhr. Grundsätzlich sehe das Konzept vor, alle Kinder gleich welcher Herkunft, Begabung oder körperlicher und geistiger Ausdrucksmöglichkeiten gemeinsam spielen und lernen zu lassen – allerdings getrennt nach Altersgruppen. Der Vater Thomas Geib steht hinter dem Gedanken der Inklusion: „Jeder trifft in seinem Leben auf Menschen mit Behinderung oder aus schwierigen Verhältnissen“, sagt er. „Es ist gut, wenn Kinder diese Erfahrungen früh machen.“

Der Nachwuchs soll seine Fähigkeiten entdecken

Für dieses Konzept des gemeinsamen Bildens, Lernens und Erziehens, bei der die Neigungen der Kinder individuell berücksichtigt werden und der Nachwuchs seine eigenen Fähigkeiten entdeckt, setzt evalino neben Pädagoginnen auch auf Kinderpflegerinnen, Heil- und Sozialpädagogen sowie Fachkräfte zur musikalischen, sprachlichen und motorischen Förderung. „Konkret für den sprachlichen Bereich suchen wir momentan noch eine Fachkraft“, sagt Fuhr. Insgesamt wird evalino für sein Angebot 60 Mitarbeiter brauchen, wenn alle fünf Kitas vollständig in Betrieb sind. Momentan sind nur 22 Stellen besetzt.

Die erste Kita, die evalino eröffnet hat, liegt in Mühlhausen. Auch dort können aufgrund des Erzieherinnenmangels 20 Plätze bisher nicht belegt werden. Insgesamt verfügen alle fünf Kita-Standorte über 205 Plätze. Doch momentan ist lediglich die Betriebskita im Diakonie-Klinikum im Stuttgarter Westen mit Kindern und Mitarbeitern vollständig belegt. Zehn Krankenhausmitarbeiter lassen dort ihren Nachwuchs betreuen.

Die weiteren beiden Kitas sind noch im Aufbau. Eine davon ist im CVJM-Haus im Hospitalviertel. „Dort starten wir Ende Oktober mit der Betriebskita für Null- bis Dreijährige“, sagt Fuhr. Genutzt wird sie von Mitarbeitern aus den im Viertel ansässigen Ministerien sowie der Motor Presse Stuttgart. Die drei Gruppen der öffentlichen Kita sollen auch so schnell wie möglich starten, sagt Fuhr. Die fünfte Kita wiederum wird noch etwas auf sich warten lassen. Voraussichtlich im Juli 2013 soll sie öffnen und zwar im Mehrgenerationenhaus an der Seidenstraße, das derzeit von der Paulinenhilfe gebaut wird. Dort sind vier Gruppen mit 50 Plätzen geplant.

Gegründet wurde die Tochtergesellschaft evalino im Februar. „Wir möchten uns mit evalino der familienorientierten Arbeit widmen“, sagt Fuhr. Alle Einrichtungen nehmen Kinder zwischen einem Jahr und sechs Jahren auf. Die Betreuung von Kindern, die jünger als ein Jahr sind, sei momentan nicht leistbar, aber auch nicht so gefragt wie die der Ein- bis Dreijährigen, auf deren Betreuung Eltern ab September 2013 einen Rechtsanspruch haben.