Der Platz, an dem Yvan Schneider starb, ist zu einer Gedenkstätte geworden. Foto: Sigerist

Es jährt sich der Tag, der für die Freunde und Familie von Yvan Schneider alles verändert hat. Vor fünf Jahren, am 21. August 2007, wurde der 19-Jährige aus Rommelshausen ermordet.

Rommelshausen - Wieder jährt sich der Tag, der für die Freunde und Familie von Yvan Schneider alles verändert hat. Vor fünf Jahren, am 21. August 2007, wurde der 19-Jährige aus Rommelshausen auf der Obstwiese bei der Villa Rustica ermordet. Wieder werden Freunde und Angehörige von der Rumold-Halle aus zum Tatort ziehen, an dem ein damals 18-jähriger Türke und dessen gleichaltriger Freund, ein Deutsch-Russe, den Handballer und Jugendtrainer des TV Stetten traten und schlugen, bis er tot war.

Der 23-Jährige, der den Mord befahl, hat nur wenige Tage nach diesem Jahrestag, am 26. August 2012, die Hälfte seiner Strafe verbüßt. Vom Gefängnis in Heimsheim aus kämpft er gegen die Abschiebung in die Türkei, die ihm droht, wenn er seine zehnjährige Haftstrafe verbüßt hat. Nachdem das Verwaltungsgericht Stuttgart bereits im Oktober 2009 die Klage gegen die Ausweisungsverfügung der Regierungspräsidiums (RP) zurückgewiesen hatte, und auch der Verwaltungsgerichtshof im April die Berufung zurückwies, ist die Klage gegen die Abschiebung nun beim Bundesverwaltungsgericht in Leipzig. „Wann mit einer Entscheidung zu rechnen ist, kann derzeit nicht gesagt werden, da mit der Revision auch Punkte von grundsätzlicher Bedeutung zu klären sind“, sagt Peter Zaar, der Pressesprecher des RP.

Eine Gedenkstätte am Tatort

Der Platz, an dem Yvan Schneider starb, ist zu einer Gedenkstätte geworden. Ein hölzernes Kreuz, ein Baum, eine Bank und ein Steinquader mit der Aufschrift „Für Yvan Schneider“ erinnern an den beliebten jungen Mann. Für Fabienne und Pierre Schneider hat dieser Ort, an dem ihr Sohn starb, immer etwas friedliches, sagen sie. Doch sie sind in diesem Jahr – zum ersten Mal – wohl nicht beim Gedenkmarsch dabei. Harald Faulhaber von der Initiative Yvan Schneider hat nichts von den Eltern gehört. „Sie sind wohl im Urlaub.“ Auch Alfred Sommer, der Abteilungsleiter der Stettener Handballer, ist mit Familie verreist. „Wir halten dennoch an der Tradition fest. Wir wollen ein Zeichen setzen“, sagt Harald Faulhaber. Er hat wieder schwarze und weiße Luftballons besorgt, die in den Himmel steigen, und auch der Zusammenschluss von Betroffenen ist noch aktiv,. Einmal im Jahr findet das Yvan-Schneider-Gedächtnisturnier statt, das abwechselnd in Fellbach, wo der Ermordete beim SVF und dem CVJM Handball spielte, und in Stetten ausgetragen und organisiert wird. Auch wenn sie mit einer Unterschriftenaktion bisher gegen Mauern laufen: Dabei fordern mehr als 20 000 Menschen, dass Jugendliche zwischen 18 und 21 Jahren bei Gewaltverbrechen nach dem Erwachsenenstrafrecht verurteilt werden. „In letzter Zeit hat sich nichts getan; in dem Buch der Schneiders steht ja einiges dazu, es ist enttäuschend, dass sich niemand hinstellt, es geht doch nur darum, dass das Strafrecht in seinen Möglichkeiten angewandt wird“, sagt Harald Faulhaber.

Das Mädchen aus der Nachbarschaft, das den flüchtig bekannten Yvan vor ihrem Freund als erste sexuelle Beziehung darstellte, was sein Todesurteil war, erhielt eine Jugendstrafe von neun Jahren. „Es gibt eine 7/12-Regelung; das heißt, dass mehr als die Hälfte der Strafe verbüßt sein muss, bevor sie wegen guter Führung entlassen werden kann“, sagt Claudia Krauth von der Pressestelle der Staatsanwaltschaft Stuttgart. Die heute 21-Jährige könnte also schon in wenigen Monaten freikommen. Der vierte Angeklagte, zur Tatzeit 23 Jahre alt, der geholfen hatte, die Leiche zu zerstückeln und zu beseitigen, wurde wegen versuchter Strafvereitlung nach Erwachsenenstrafrecht mit drei Jahren und drei Monaten bestraft. Er ist bereits seit dem Vorjahr wieder auf freiem Fuß und bis 2015 einem Bewährungshelfer unterstellt.