Die Gemeindeverwaltung will in der Robert-Bosch-Straße in Rommelshausen für „maximal 40 Personen in der Anschlussunterbringung“ bauen Foto: Patricia Sigerist

Bei einer Informations-veranstaltung zur Unterbringung von Flüchtlingen schlagen erst die Wellen hoch. Am Ende siegt aber die Besonnenheit.

Rommelshausen - Der Schluss geriet versöhnlich. Mehr als zweieinhalb Stunden hatten sich Vertreter der Verwaltung und Bürger einen Schlagabtausch geliefert. Nicht immer waren die Argumente der Vertreter der „Bürgerinitiative Furchäcker“ sachlich. Sie wehren sich gegen die „Kasernierung von Asylbewerbern in unserem Wohn- und Gewerbequartier“. Am Ende siegten aber die vernünftigen Stimmen. „Wir nehmen mit, dass es keine Ghettoisierung geben darf, sondern sozialverträgliche Wohneinheiten“, sagte der Kernener Bürgermeister Stefan Altenberger bei der Informationsveranstaltung am Donnerstag in der mit mehr als 250 Besuchern besetzten Alten Kelter.

Die Gemeindeverwaltung will in der Robert-Bosch-Straße in Rommelshausen für „maximal 40 Personen in der Anschlussunterbringung“ bauen

Die Gemeindeverwaltung will in der Robert-Bosch-Straße in Rommelshausen für „maximal 40 Personen in der Anschlussunterbringung“ bauen. Auch der Standort in der Seestraße, der Platz für vier Wohneinheiten und etwa zwölf Flüchtlinge bietet, sowie der in der Dinkelstraße in Stetten, wo sechs Wohneinheiten für etwa 20 Bewohner entstehen könnten, werden weiter verfolgt. Denn noch kann keiner sagen, wie viele Asylsuchende der Kommune zugewiesen werden. Fest stehe bisher nur, dass im März 2016 elf Menschen kämen, sagte Altenberger: „In den Folgejahren rechnen wir mit je 20 bis 25.“

Bauamtsleiter Horst Schaal will „eine nachhaltige, massive Bauweise, solide und gestalterisch anspruchsvoll“. Die Verwaltung plant, das Gewerbegebiet in ein Mischgebiet umzuwidmen. Denn Asylsuchende dürfen zwar aufgrund der aktuellen Zwangslage in Gewerbegebieten untergebracht werden, die Sonderregelung gilt aber nur fünf Jahre. Kernen will die Wohnungen aber länger nutzen, auch für Alleinerziehende oder Rentner, die die Preise auf dem Wohnungsmarkt nicht zahlen können. „Wir haben 400 Bürger auf der Warteliste“, sagte Bürgermeister Altenberger.

Die Nachbarn sammeln Unterschriften gegen die Unterbringung

Er fühle sich veräppelt, erklärte Stephan Le Meunier, der mit Jürgen Muth Sprecher der Bürgerinitiative ist und den Widerstand organisiert. Die Nachbarn sammeln Unterschriften gegen die Unterbringung, und rund 80 von ihnen hatten sich am Abend vor der Veranstaltung getroffen, um eine Strategie zu erarbeiten. Sie hätten die Wohnungen und Häuser unter bestimmten Voraussetzungen gekauft, die nun allesamt über den Haufen geworfen würden, sagte Le Meunier. Sätze fielen wie, „dieser Standort ist nicht gedacht für solche Leute“, „wir sind hierher gezogen, um unsere Ruhe zu haben“ oder „kommt dann auch noch eine Moschee?“, was von einigen beklatscht wurde, während andere hörbar empört waren. Die Wellen schlugen hoch. „Wenn das so ist, werden wir künftig mit solchen Plänen gar nicht mehr in die Öffentlichkeit gehen“, sagte Altenberger gereizt. Von Wertverlust der Grundstücke war die Rede, und Angst war ein Wort, das häufig genannt wurde, vor allem von Frauen. Die Ängste könne er verstehen, sagte der Schultes, und er setze auf ein gutes Betreuungskonzept: „Ich würde mir eine Bewegung von Menschen in Kernen wünschen, die mithelfen.“

Dass der Abend nicht vollends entgleiste, lag an einigen Besonnenen

Dass der Abend nicht vollends entgleiste, lag an einigen Besonnenen. „Die Flüchtlinge haben ein Recht auf ein besseres Leben“, sagte Hermann Gögel, der in direkter Nachbarschaft zu den geplanten Unterkünften wohnt. Eine Mitarbeiterin der Diakonie Stetten, die mit Familie auf der Hangweide lebt, wo Asylbewerber durch den Landkreis untergebracht sind, erzählte von ihren Erfahrungen und riet, „mit einem Lächeln auf die Menschen zuzugehen, denn auch sie bemühen sich“. Ein Mädchen meldete sich zu Wort, sie sei 18 Jahre und Schülerin und habe keine Angst: „Es sind einfach nur Menschen, die Hilfe brauchen und die viel durchgemacht haben, und wir sind nicht bereit zu helfen?“