Lotto-Regionaldirektor Michael Layer, Kiosk-Betreiber Rainer Schünemann, Frank Nolte (Gesamtverband Pressegroßhandel), Ministerin Petra Olschowski und Joachim Dorfs, Chefredakteur der Stuttgarter Zeitung (von links), beim Gespräch im Kiosk Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Wissenschaftsministerin Petra Olschowski beantwortet als Gast bei einer Diskussionsrunde in Karins Presseecke vielerlei Fragen – auch solche, die gar nicht in ihr Ressort fallen.

Zeitungen, Zigaretten, Schreibwaren, Süßigkeiten und Lotto: Karins Presseecke in Gablenberg hat alles, was zu einem Kiosk gehört, und manchmal noch mehr: prominente Gäste, für die der rote Teppich ausgelegt wird. Zum zwanglosen Talk-Treff. Eine glänzende Idee der Besitzer Karin John-Schünemann und Rainer Schünemann. Günter Oettinger, der ehemalige Ministerpräsident und EU-Kommissar, war schon da und kommt demnächst wieder, der ehemalige Evangelische Landesbischof Otfried July plauderte hier genau wie Oberbürgermeister Frank Nopper. Jetzt ist es Petra Olschowski, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst in Baden-Württemberg, die auf dem roten Teppich empfangen wird. Begleitet von Joachim Dorfs, Chefredakteur der Stuttgarter Zeitung.

Ort der Kommunikation, Nachrichtenbörse und Nachbarschaftstreff

Die Ministerin weiß genau um die Bürgernähe einer solchen Location: „So ein Kiosk ist ein toller Ort der Kommunikation, Nachrichtenbörse und Nachbarschaftstreff mit einer speziellen Atmosphäre“, ist sie begeistert und erinnert sich an ihre Jugend: „Mein Kiosk war der von Frau Künkele in der Helferichstraße, wo ich als Schülerin Stammkundin war“. Nicht nur die Nachbarschaft lässt sich die Einladung „Ins Gespräch kommen“ nicht entgehen.

Ein Steh-Plausch auf hohem Niveau, mit vielen Fragen, die auf den Nägeln brennen. Zum Krieg in der Ukraine bis zu Klimawandel und alternativen Energien, der immer bürgerfeindlicher werdenden Bürokratie, zum Wahlrecht ab 16, zur neuen Berechnung der Grundsteuer, zur Digitalisierung, die Menschen der nicht Digital-Natives-Generation oft hilflos allein lässt, und schließlich zur Frage von Brigitte Reichle, wie es um das „soziale Gen der Grünen“ stehe.

Petra Olschowski geht auf alles ein, kompetent und mit fundiertem Wissen, selbst dort, wo es nicht in ihr Ressort fällt. Aber der Vertreter des Max-Planck-Institutes, der den fehlenden Nachwuchs in den Naturwissenschaften beklagt, findet in Olschowski genau die richtige Ansprechpartnerin: „Die hohe Einbruchsquote an der Uni Stuttgart in diesen Fächern und auch an dualen Hochschulen beschäftigt mich gerade sehr, wir müssen internationale Leute holen und wollen mehr Frauen für die Naturwissenschaften zu begeistern.“

Wie steht es um die Windräder im Land? „Im letzten Jahr wurden nur vier aufgestellt“, bedauert die Ministerin. Aber von ihren Besuchen in den Universitäten komme sie „fast hochgestimmt“ zurück: „Da wird so viel über neue Energien und Technologien wie Wasserstoff geforscht, ich bin sicher, in fünf Jahren sind wir sehr viel weiter.“

Der Fokus auf den Klimaschutz stelle manche Themen in den Hintergrund

Der „zugegeben provokanten Frage“ von Bernhard Herp, ob man nicht die Atomkraftwerke noch einige Zeit weiterlaufen lassen sollte, erteilt sie eine Absage: „Wir müssen die Transformation schaffen.“ „Schön, wenn man so viel Aufklärung bekommt und nicht nur Fachchinesisch“, lobt die Zuhörerin Ute Kirsche.

Und das soziale Gen der Grünen? „Der Fokus auf den Klimaschutz stellt manche Themen in den Hintergrund“, räumt die Ministerin ein und beteuert, dennoch „Probleme wie Pflege oder Anliegen des Alltags nicht aus dem Auge zu verlieren.“