Karin Radström steuert die traditionsreiche Lkw-Marke Mercedes-Benz. Foto: picture alliance/dpa/Uli Deck

Karin Radström, die einzige Frau im Vorstand von Daimler Truck, liebt Herausforderungen. Als einstige Profisportlerin ist sie vollen Einsatz gewöhnt.

Stuttgart - Der Chefsessel bei der Lastwagenmarke Mercedes-Benz war bisher stets Männern vorbehalten. Karin Radström ist seit einem Jahr die erste Frau am Steuer dieses traditionsreichen Herstellers. Doch nicht nur dies ist ungewöhnlich. Die 43-jährige Spitzenmanagerin dieser urdeutschen Marke ist Schwedin und hat nicht wie viele Führungskräfte die typische Kaminkarriere beim Stuttgarter Lastwagenbauer gemacht, sondern wurde vom schwedischen Wettbewerber Scania abgeworben. Sie sitzt auch als einzige Frau im achtköpfigen Vorstand der Dachgesellschaft Daimler Truck Holding AG, wo sie nicht nur für die Marke Mercedes-Benz, sondern auch für die Regionen Europa und Lateinamerika verantwortlich ist. Das sind die wichtigsten Absatzregionen der Marke.

Sie war gleichzeitig Teilzeit-Führungskraft und Profi-Sportlerin

„Ich mag Herausforderungen“, hat Radström einmal im Gespräch mit unserer Zeitung als Begründung für den Wechsel von Scania zu Daimler genannt und auf das größere Aufgabengebiet hingewiesen. In ihrer heutigen Funktion ist sie nicht nur wie zuletzt bei Scania für den Vertrieb, sondern für das gesamte Geschäft mit Mercedes-Lastwagen zuständig. Erleichtert worden sei ihr der Wechsel auch dadurch, wie sie hinzufügte, dass ihr Mann und die beiden Söhne aufgeschlossen für einen Umzug nach Stuttgart waren.

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Bei Scania stieg die Wirtschaftsingenieurin mit einem Masterabschluss der Königlichen Hochschule für Technologie 2004 als Marketingtrainee ein. Nach Stationen im Vertrieb arbeitete sie von 2009 bis 2011 Teilzeit als Produktplanerin und war zugleich Profi-Sportlerin im schwedischen Nationalteam der Ruderer. „Ich habe immer schon viel Sport getrieben. Als Mitglied des schwedischen Ruder-Nationalteams wollte ich sehen, wie gut ich werden kann. Gleichzeitig Teilzeit-Führungskraft und Profi-Sportlerin zu sein – das sieht vielleicht im Lebenslauf etwas ungewöhnlich aus. Für mich war es jedoch wichtig“, sagt Radström. Denn als Profi-Sportlerin lerne man viel, das man auch für seine Karriere brauchen könne, wie etwa Selbstdisziplin und Durchhaltevermögen. „Das Rudern hat mir geholfen, dorthin zu komme, wo ich heute bin“, meint die Vorständin, die nach dem Intermezzo als Teilzeit-Führungskraft später unter anderem Chefin der Bussparte war, bevor sie zur Vertriebschefin von Scania aufstieg.

Die Vorständin will Vorbild sein und fördert Frauen auf allen Ebenen

Radström zeigt sich absolut überzeugt davon, dass gemischte Teams bessere Entscheidungen treffen und erfolgreicher sind. Deshalb sieht sie es auch als Bestandteil ihres Jobs und ihrer Verantwortung Frauen zu unterstützen. „Ich versuche für Frauen in meinem Netzwerk ein Vorbild zu sein und sie auf allen Ebenen zu fördern: von operativen Funktionen bis zum Top-Management“, sagt die Schwedin. Auch beispielsweise bei Veranstaltungen und Terminen lege sie stets Wert darauf, die enorme Bedeutung von Vielfalt zu betonen. Kritisch sieht die Vorständin, dass es immer wieder aufstrebende Frauen gebe, die es nicht ins Top-Management schafften. „Wenn Quoten dabei helfen, Fairness zu schaffen, sind sie eine gute Sache. Im Grunde soll immer die Person den Job bekommen, die am besten geeignet ist“, sagt Radström.