Alljährlich an Karfreitag lassen sich Männer und auch Frauen in San Pedro rund 70 Kilometer nördlich von Manila ans Kreuz nageln - mit echten Nägeln. Das Spektakel zieht rund 60.000 Schaulustige an. Foto: EPA

Sie lassen sich freiwillig Nägel in Hände und Füße schlagen und wollen damit Buße tun. Auf den Philippinen ist das ein Karfreitagsritual. Die katholische Kirche kritisiert das alljährliche Ritual, doch das Touristenspektakel hat 60.000 Zuschauer.  

Manila - In einem schmerzhaften Ritual haben sich auf den erzkatholischen Philippinen am Karfreitag wieder einige Dutzend Männer und mindestens eine Frau an Kreuze nageln lassen. Sie wollen damit an die Leiden Jesu erinnern, für Sünden büßen und sich Gottes Hilfe bei Krankheiten oder Problemen in der Familie sichern.

„Ich tue es für mein Land“, meinte Ruben Enaje (54), der in San Pedro rund 70 Kilometer nördlich der Hauptstadt Manila zum 29. Mal dabei war. „Ich bete auch, dass der Taifun, der sich nähert, nicht zu viele Schäden anrichtet.“

Taifun „Maysak„ tobt vor der Ostküste und sollte am Sonntagmorgen an Land kommen. Das Ritual der Kreuzigungen findet in mehreren Ortschaften statt. In Paombong war eine Frau unter den Teilnehmern: Precy Valencia (44) ließ sich zum elften Mal in ans Kreuz nageln.

Wunden heilen in einigen Wochen

In San Pedro Cutud zogen 20 Männer zunächst barfuß und unter sengender Hitze mit Holzkreuzen durch die Straßen oder schlugen sich den Rücken mit an Peitschen befestigten Glasstücken blutig. Manche trugen Dornenkronen. In San Juan zogen Schauspieler in altertümlichen Soldatenkostümen auf, um die Teilnehmer zum Kreuz zu begleiten.

Helfer treiben die Nägel durch Handflächen und Füße, die auf einer kleinen Stütze ruhen. Die riesigen Kreuze werden dann aufgerichtet. Die durch die Nägel verursachten Wunden heilen innerhalb weniger Wochen. Bleibende Schäden oder größere Verletzungen sind nach Angaben von Teilnehmern und Veranstaltern nicht bekannt.

Die katholische Kirche kritisiert den Brauch seit Jahren, tut nach Angaben von Kritikern aber wenig, um ihn zu stoppen. Für die Ortschaften ist das Spektakel eine willkommene Einnahmequelle. Rund 60.000 Schaulustige kamen am diesem Freitag nach Schätzung der Behörden. In einigen Orten fielen vor den Kreuzen Frauen in Maria-Gewändern auf die Knie und beteten. Die Philippinen sind das einzige überwiegend katholische Land Asiens. Rund 80 Prozent der 100 Millionen Philippiner gehören der katholischen Kirche an.