Der erfolgreiche Karatekämpfer Köksal Cakir baut seine Nachwuchsförderung weiter aus: Im Stuttgarter Süden kümmert er sich verstärkt um den sportlichen Nachwuchs.
S-Süd - Das Angebot an Karatekursen im Stuttgarter Süden wäre vor einigen Monaten fast gestrichen worden. Die Trainer wechselten ständig, es gab keine Konstanz. Reiner Mittenzwey, Vorsitzender der Dojogemeinschaft, in der die Karatevereine der Region verknüpft sind, ist dann bei einer Karatetagung auf Köksal Cakir zugegangen. Sofort erklärte der sich bereit, das Training zu übernehmen. Der knapp 1,90 Meter große Cakir hat schließlich eine Vision: „Die Sportart soll nicht aussterben.“ Sie sei eine gute Grundlage für alles andere. „Ob die Kinder dann später Fußball oder Basketball spielen, ist völlig egal. Karate ist eine Basisausbildung“, betont er. Denn vor allem lernen die Kinder und Jugendlichen Respekt voreinander sowie Teamfähigkeit und Hilfsbereitschaft.
Konzentration und Koordination
Einmal die Woche unterrichtet der 40-Jährige für die Dojogemeinschaft Stuttgart Kinder und Jugendliche. Bisher gibt er an der Kaufmännischen Schule Süd wöchentlich zwei Stunden für Kinder ab sieben Jahren. Nach den Osterferien wird das Angebot ausgeweitet. Cakir bietet dann einen weiteren Kurs für Kinder von vier bis sechs Jahren an. In 45 Minuten sollen die Jüngsten spielerisch an den Sport herangeführt werden. Auch in den Kursen für Sieben- bis Zwölfjährige sowie für Jugendliche ab zwölf Jahren sind noch Plätze frei. „Mir geht es in den Kursen nicht darum, dass die Kinder sich verteidigen lernen“, sagt Cakir. Vielmehr sei wichtig, dass die Kinder ihre Koordinations- und Konzentrationsfähigkeit schulten und durch ein systematisches Bewegungstraining ihre Fitness verbesserten.
Er selbst habe dem Karate viel zu verdanken, berichtet Cakir. Als Kind sei er schüchtern und sehr zurückhaltend gewesen und habe sich kaum getraut, mit Menschen zu reden: „Ich hatte null Selbstbewusstsein.“ Das hat sich durch sein intensives Karatetraining geändert. Der Kampfsport hat ihm ein völlig neues Körper- und Selbstbewusstsein gegeben. „Seitdem bin ich in die Sportart verknallt.“
Das erste Training ging ins Auge
Zum Karate ist er eher durch Zufall gekommen. Salopp gesagt, wollte sein Vater, dass er sich nicht auf der Straße herumtrieb, sondern einer vernünftigen Freizeitbeschäftigung nachging, erzählt Köksal Cakir. Eine Sportart zu lernen, sei genau das Richtige, empfahl eine Bekannte. Der damals 16-jährige Sohn entschied sich für Karate. Sein erstes Training im neuen Verein ging aber gleich kräftig in die Hose – beziehungsweise ins Auge. Cakir sollte gemeinsam mit dem Trainer eine Übung vorzeigen, mangels Erfahrung boxte er dem Trainer aber kräftig ins Auge. „Danach habe ich mich erst mal nicht mehr hingetraut“, sagt der heutige Diplomtrainer.
Erst ein Jahr später fing er wieder mit dem Sport an. Der Trainer nahm ihm seinen Ausrutscher nicht übel – und von da an ging es steil bergauf mit Cakirs Karriere. Der gebürtige Türke, der heute in Ludwigsburg lebt, wurde 23 Mal deutscher Meister, im Jahr 2002 gewann er den KOI Worldcup und bei den Weltmeisterschaften in Madrid die Bronzemedaille in der Gewichtsklasse bis 75 Kilogramm. Mit seiner Mannschaft war er auch Vize-Europameister.