Peter-Werner Schifterowitsch, hier beim Redaktionsbesuch in der Fellbacher Zeitung, hat in seiner Vita schon etliche Berufe vorzuweisen. Foto: Patricia Sigerist

Der 54-jährige Peter-Werner Schifterowitsch kandidiert als Oberbürgermeister in Fellbach. Der Taxifahrer hat genügend Unterschriften bereits zusammen.

Fellbach - Da waren es schon vier: Stand Montagnachmittag stellt sich bei der OB-Wahl im Spätsommer ein Quartett dem Votum der Fellbacher Bürgerschaft. Der aktuelle Bewerber dürfte vor allem jenen Bürgern bekannt sein, die sich öfter mal mit der „Droschke“ chauffieren lassen – denn Peter-Werner Schifterowitsch ist seit zwölf Jahren Taxifahrer.

Detaillierte Kenntnisse der Lokalpolitik besitzt er nicht

„Bloß drei Leute haben sich bisher beworben!“, bemerkte der leidenschaftliche Zeitungsleser kürzlich bei der Lektüre unseres Blattes – nämlich die derzeitige Göppinger Sozialbürgermeisterin Gabriele Zull, der Fellbacher Schreinermeister Hans Mack und der Stuttgarter Musikpädagoge Ulrich Raisch. Da habe er sich spontan gesagt, so Schifterowitsch: „Ich wag’s, da mache ich mit.“ Er wolle es sich einfach selber beweisen, begründet der 54-Jährige, warum er nun ebenfalls den Hut in den Ring geworfen hat. Detaillierte Kenntnisse der Lokalpolitik besitze er nicht, räumt er beim Redaktionsbesuch ein. Auch sei er „kein Parteimitglied“. In die nötigen Verwaltungsanforderungen „werde ich irgendwie schon reinkommen“, verspricht Schifterowitsch.

Seit 2004 ist Schifterowitsch Taxifahrer in Fellbach

Der gebürtige Cannstatter, der 1961 in der St. Anna-Klinik zur Welt kam, ist in Stuttgart aufgewachsen. Seit 25 Jahren lebt er in Fellbach, erst in Oeffingen, später in Schmiden. Beruflich hat Schifterowitsch, geschieden, kinderlos, schon die verschiedensten interessanten Sparten vorzuweisen. Beim Stuttgarter Regierungspräsidium absolvierte er einst eine Ausbildung zum Bauzeichner, absolvierte eine Straßenmeisterausbildung, war zwischenzeitlich Fallschirmjäger bei der Bundeswehr, eröffnete in Schmiden eine Handelsvertretung für Werbemittel. Und seit 2004 ist er Taxifahrer in Fellbach – sechs Tage die Woche, elf Stunden von 7 bis 18 Uhr. „Die Leute kennen mich und freuen sich, wenn ich komme“, sagt er. „Ich kenne hier jede Straße, jedes Haus, jeden Zipfel“, das sei auch sein Vorteil bei der anstehenden Wahl.

Ein Vorteil war seine Taxler-Popularität zumindest schon mal bei der Bewerbung. Am Donnerstag holte er die Unterlagen auf dem Rathaus ab, am Samstag sammelte er 56 Unterstützer-Unterschriften, die er am Montag abgab – das sei ja „rekordverdächtig“, rief der Beamte Schifterowitschs Angaben zufolge erstaunt aus. „Die älteste Dame, die für mich unterschrieben hat, ist 1922 geboren, die hat sich riesig gefreut.“

Den Haushaltsplan hat er noch nicht gelesen

Auf dem Rathaus hat man ihm übrigens gleich mal den Haushaltsplan mitgegeben, „ein dickes Ding“, aber zur Lektüre habe er bisher noch keine Zeit gehabt. Welche fünf Themen hält Schifterowitsch denn für die wichtigsten in Fellbach? Bei der Frage muss er erst mal passen, will sich noch schlau machen – nur so viel: Zum Leben sei Fellbach „eine sehr angenehme Stadt“.

Um die Zahl der Wohnungseinbrüche zu reduzieren, regt er den Gang von Streifen durch Wohngebiete an, wie kürzlich in Ludwigsburg geschehen. Zu Verkehrsbelangen in Fellbach hat der Taxifahrer natürlich doch einige Vorschläge parat. Auf der Cannstatter Straße zwischen Berliner Platz und Stuttgarter Platz könne man an Tempo 40 denken. Und speziell zum Thema Radfahrer und Tempo 30 auf der Bahnhofstraße sagt er, das sei unter Sicherheitsaspekten schon problematisch, „und der Bus kommt schon zweimal nicht vorbei“.

Einen modernen Internetwahlkampf mit Homepage strebt Schifterowitsch nicht an, eine E-Mail-Adresse hat er ohnehin nicht. Plakate drucken lassen will er aber schon. Ob er sich im Wahlkampf auf Marktplätzen präsentieren werde, sei noch offen.