Früher Schreibwaren, zwischenzeitlich Maultaschen: Ein Beispiel für die Zwischennutzung leerer Läden Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Mit Leerem lässt sich allerhand anfangen. Zum Beispiel kann man in einem leer stehenden Laden zwischendurch ganz gute Geschäfte machen. Das bringt die Stuttgarter Leerstandsmanagerin Maike Harm geschäftstüchtigen Interessenten nahe.

Stuttgart - Das Unwort des Monats ist Leerstand. Leerstehende Wohnungen sind der Stadt ein Gräuel. Daher forciert sie derzeit die Kampagne, in der es heißt: „Eigentum verpflichtet, Leerstand vermeiden“. Das gilt nicht nur für Wohnraum, sondern auch für Gewerbeimmobilien. Aus diesem Grund hat die städtische Wirtschaftsförderung die Stelle einer Managerin für Leerstand und Zwischennutzung neu besetzt. Seit einem halben Jahr ist Maike Harm die Schnittstelle zwischen Mietern und Eigentümern oder Immobilienmaklern.

Damit füllt die Wirtschaftsförderung eine Lücke. Denn bisher war es Einzelhändlern, die nur für kurze Zeit einen Laden suchten, fast unmöglich, ein Objekt zu bekommen. Dass solche kreativen Konzepte in der Stadt ankommen, zeigt nicht zuletzt die Zwischennutzung Fluxus in der Calwer Straße. Sogenannte Pop-up-Stores beleben die Einzelhandelslandschaft in der City. Für diese Belebung sorgt nun auch Maike Harm.

Sie sieht sich als „Vermittlungsstelle“ sowie als „Lotse“ in und mit der Stadtverwaltung. Die Abläufe vom Start einer Projektidee bis zur Umsetzung sollen durch Maike Harm schneller gehen. Sie habe den direkten Draht zu den beteiligten Ämtern, etwa dem Baurechtsamt oder dem Liegenschaftsamt.

„Genauso wichtig ist es jedoch, Überzeugungsarbeit bei den Eigentümern zu leisten“, sagt Harm. Immer wieder erklärt sie die Vorteile einer Zwischennutzung: „Die Fläche wird aufgewertet, man hat Mieteinnahmen, die Nebenkosten werden übernommen, und man beugt Vandalismus vor.“ Gute Argumente, die nicht immer auf Anhieb überzeugen. Daher versucht Harm, Ängste und Vorurteile abzubauen. „Ich höre immer: Aber nachher bekomme ich die Mieter nicht mehr raus.“ Die Diplom-Kommunikationswissenschaftlerin kontert dann: „Das stimmt nicht. Man kann den Mietvertrag so gestalten, dass man innerhalb von zwei Wochen kündigen kann.“

Eine konkrete Erfolgsquote kann die Managerin nicht vorweisen. Sie schätzt jedoch, dass bisher mehr als die Hälfte aller Fälle in einer erfolgreichen Vermittlung endeten. Aber sie sagt auch: „Nicht jeder Leerstand ist für eine Zwischennutzung tauglich. Daher darf man die Eigentümer auch nicht an den Pranger stellen.“ Ein gutes Beispiel: das ehemalige Wohnhaus (1780 bis 1782) von Friedrich Schiller in der Eberhardstraße 61 bis 63. „Dort hätte man für eine Zwischennutzung teuer teilsanieren müssen, um die Fläche zwischennutzen zu können“, sagt Harm, „es liegt also nicht immer am Eigentümer.“

Nur zu vermitteln ist Maike Harm jedoch zu wenig. „Ich will in Zukunft auch Projekte anschieben und begleiten“, sagt sie. Besonders stolz ist sie daher auf ihr jüngstes Projekt. An der Ecke Nadler-/Steinstraße hat sie drei Modeschaffenden eine Zwischennutzung ermöglicht. „Wir sind glücklich, dass uns Frau Harm helfen konnte“, sagt Manuela Dörr, die zusammen mit Katja Waibl und Kathrin Großmann an diesem Freitag als Zwischennutzer bis 1. August einzieht. Und wenn das Geschäft läuft, gibt es sogar eine Option, den Mietvertrag bis zum Jahresende zu verlängern.

Der „Laden“ der drei Damen steht exemplarisch für sogenannte Pop-up-Stores. „Wir könnten uns diese 150 m² in der Stadt sonst nie langfristig leisten“, erklärt Dörr, „so haben wir eine kurze Zeit, in der wir die Lage als Kontakthof und zum Verkauf nutzen können.“ Tatsächlich zahlt das Trio in der Zwischennutzungszeit für die Fläche, auf der früher Druckerpatronen verkauft wurden, über 50 Prozent weniger Miete, als sonst üblich wären.

Damit ist genau die Situation eingetreten, für die Maike Harm wirbt. Alle Beteiligten profitieren: der Eigentümer, kreative Unternehmer und der Verbraucher.

Maike Harm von der Wirtschaftsförderung der Stadt Stuttgart ist telefonisch erreichbar unter 07 11 / 216 - 6 07 00 oder per E-Mail unter Maike.Harm@stuttgart.de.