Bettina Frank greift nun wieder zum Gemüse statt zur Schokolade Foto: Jan Reich

Viel bewegen, gesund essen und reden – Bettina Frank will mit Hilfe von Experten ihr Übergewicht in den Griff bekommen.Wir begleiten sie bei ihrem steinigen Weg zum Wohlfühlgewicht.

Stuttgart - Im Einkaufskorb von Bettina Frank landen Tomaten in allen Farben und Formen, Peperoni, Trauben und Äpfel. Seit sie bewusst auf ihre Ernährung achtet, weiß sie es zu schätzen, dass in der Gärtnerei in Aldingen bei ihr um die Ecke frische Produkte aus der Region angeboten werden. „Klar ist es manchmal praktischer, wenn man sowieso im Supermarkt ist, dort auch Obst und Gemüse einzukaufen. Aber geschmacklich ist das einfach ein Unterschied“, sagt die 43-Jährige. Der Geschmack ist jedoch nicht der einzige Grund für den Einkauf. Die Sommerferien sind vorbei und das bedeutet für Bettina Frank vor allem eines: Von nun an werden den Kilos wieder rigoros der Kampf angesagt. Und dabei ist das frische Obst und Gemüse der erste wichtige Schritt.

Seit viereinhalb Monaten nimmt sie nun an dem Mobilis-Programm teil, das insgesamt ein Jahr in Anspruch nehmen wird. Gemeinsam mit den anderen Teilnehmern der Stuttgarter Gruppe wird sie dabei von Experten aus Sport, Ernährung und Psychologie unterstützt. Insgesamt zwölf Kilo hat sie bereits abgenommen, doch in den letzten Wochen wollten die Kilos nicht mehr purzeln – Schuld waren die Sommerferien. „Ohne den gewohnten Tagesablauf fällt es mir viel schwerer, mein Programm durchzuhalten“, sagt Bettina Frank. Zwar ist sie mit ihrer Familie in den Ferien nicht verreist, doch auch Zuhause ließ sie es etwas lockerer angehen: Ausschlafen, keine festen Zeiten zum Essen und lieber mal entspannt ein gutes Buch lesen, statt sich zum Sport zu quälen. „In den Ferien habe ich mir das ein oder andere Eis gegönnt“, gibt Bettina Frank zu. Doch auch wenn sie es in dieser Zeit mit der Diät nicht mehr ganz so genau genommen hat – bei Bettina Frank hat sich dennoch einiges verändert: „Wenn ich gesündigt habe, dann immer in Maßen.“ So sei es dann bei einem kleinen Riegel Schokolade geblieben, statt wie früher gleich die ganze Tafel zu vernaschen.

Für die Experten von Mobilis bedeutet der Ausrutscher von Bettina Frank keinen Rückschritt. „Vorübergehende Kursabweichungen sind in außergewöhnlichen Situationen wie zum Beispiel im Urlaub gerade in den ersten Monaten einer Lebensstiländerung eher die Regel als die Ausnahme“, sagt Psychologe Ralf Engelmann. Wichtig sei aber, sich selbst den Ausrutscher zu verzeihen, um Frustration zu vermeiden und daraus keinen dauerhaften Rückfall in alte Gewohnheiten zu riskieren. „Möchte man sich auch in Zukunft bewusst vorübergehende Kursabweichungen erlauben, weil man die Folgen für kontrollierbar hält, ist nichts weiter zu unternehmen“, rät der Experte. Wolle man jedoch Kursabweichungen vermeiden, sollten die Ursachen für den Ausrutscher analysiert und konkrete Verhaltenspläne speziell für ähnliche Situationen erstellt werden, um besser gewappnet zu sein.

Trotz der vorübergehenden Kursabweichung hat Bettina Frank eines ihrer wichtigsten Ziele bereits erreicht: „Ich konnte zum ersten Mal ganz normal Klamotten einkaufen, ohne auf Übergrößen zurückgreifen zu müssen“, sagt sie stolz. Auf ihre sichtbar schlankere Figur wird sie immer mal wieder angesprochen: „Das sind Komplimente, die ich lange nicht gekriegt hatte.“

Ein weiterer Wunsch ging zusätzlich in Erfüllung. Bettina Frank begleitete ihren Mann und ihre beiden Kinder zum Klettern. „Mit dem Übergewicht hatte ich mir das Klettern körperlich nicht zugetraut. Ich wollte mich schließlich nicht blamieren.“ Doch das Gegenteil war der Fall: Den Einsteiger-Parcours an der Kletterwand meisterte sie ohne Probleme. „Ich war richtig stolz auf mich, weil ich mich überwunden habe, etwas Neues auszuprobieren“, sagt sie und lacht. Motiviert durch diesen Erfolg ging es mit der Familie zum Badminton-Spiel. Allerdings mit weniger positivem Ergebnis: Bettina Frank verletzte sich am Handgelenk, was sie für zwei Wochen aus ihrem gewohnten Training warf. „Im Fitnessstudio konnte ich mit der verletzten Hand kaum etwas machen“, sagt sie. Zumal auch noch das Gruppentraining, das sie sonst zweimal die Woche mit Sportlehrer Martin Stengele und den anderen Teilnehmern absolviert, in den Ferien ausfiel. „Regelmäßige Spaziergänge können das gewohnte Training in den Ferien ersetzen“, schlägt Stengele als Alternative vor. Sein besonderer Tipp: „Es kann richtig Spaß machen, Federball einmal mit der anderen – unverletzten – Hand zu spielen, vor allem wenn der Gegenspieler es auch so macht.“

Bettina Frank ist ihre Gegenspielerin jedoch vorübergehend abhanden gekommen: Ihre Tochter, mit der sie regelmäßig das Fitnessstudio besucht, hat sich einen Bänderriss zugezogen. „Gemeinsam fällt es einfach leichter, das Sportprogramm durchzuziehen“, findet Bettina Frank.

Doch die Hindernisse und Versuchungen sollen mit dem Ende der Sommerferien keine Rolle mehr spielen. „Der größte Feind ist die Bequemlichkeit“, sagt sie, während sie ihre gesunden Einkäufe zur Kasse trägt. Und diesen Feind bekämpft sie weiter.