Über die Sprachgewalt des großen Humoristen, der reif ist für den Bayerischen Kabarettpreis.
Stuttgart - Rein auszeichnungsmäßig ist der Kabarettist Gerhard Polt eigentlich gut bedient. Nun wird ihm auch noch der Bayerische Kabarettpreis verliehen. Das Einzige, was einen dabei wundert: Warum erst jetzt? Doch mit Preisverleihungen ist das beim wohl größten Kabarettisten deutscher Zunge ohnehin so eine Sache.
Es gibt eine Faustregel, die besagt: Je größer der Einfluss von politischen Parteien bei einer Fernsehanstalt ist, desto schwerer tut sich der Sender mit Satire. Das mag der Grund sein, weshalb das Zweite Deutsche Fernsehen hierzulande nur selten als Speerspitze der humoristischen Bewegung aufgefallen ist. Dennoch haben wir den Määänzern eine der Sternstunden des Kabaretts zu verdanken.
Er habe es sich genau überlegt, sagt der Kabarettist Gerhard Polt, als er 1981 bei der Verleihung des Deutschen Kabarettpreises die Bühne vom Mainzer Unterhaus betritt, aber er sage jetzt nix. "Ehrlich, i sag nix. Naa, also nicht gar nichts, sondern nix, und zwar konsequent."
Wenn Polt nichts sagt, dann geht das nicht in null Komma nichts. Polt grinst ins Publikum. Es ist dieses breite Grinsen, das an ein Zähneblecken erinnert. Und er blickt so nachdenklich drein, dass man sagen könnte, man sieht die Stirn vor lauter Falten nicht. Eine Eieruhr hat er mitgebracht, die er alle fünf Minuten umdreht. Man kann der Zeit beim Verrinnen zuschauen und die Spannung hören, die sich im Saal breitmacht.