Die Erzählerin Julienne Pfeil und Kinder aus Stuttgart und der Umgebung bei einer Aufführung von „Into The Little Hill“. Foto: C. Kalscheuer

Die Junge Oper Stuttgart führt die Kinderoper „Into The Little Hill“ auf. Die ist auch für Erwachsene geeignet.

Stuttgart - Da ist ein Fremder in der Stadt. Ein Künstler. Dem Kreativen allein gelingt, was keiner vor ihm schaffte: Nur mit der Macht der Musik lockt er die Ratten fort – und als man ihm den versprochenen Lohn verweigert, rächt er sich böse, indem er auch die Kinder ver- und wegführt. „Der Rattenfänger von Hameln“ ist eine schreckliche, aber auch sehr deutliche Geschichte. Eigentlich können auch junge Menschen sie verstehen.

 

Dass dies für das feine, kleine, gerade mal 35 Minuten kurze Öperchen nicht gilt, das der Brite George Benjamin 2006 komponierte, liegt daran, dass „Into The Little Hill“ nicht nur Kunst ist, sondern sich verkünstelt – und noch dazu auf Englisch gesungen wird. Zwei Sängerinnen (Marie-Pierre Roy und Nadia Steinhardt, beide glänzend besetzt) übernehmen jede mehrere Rollen in einem durchaus nicht geradlinig angelegten und zudem mit etlichen fantastischen Elementen angereicherten Spiel.

Sie sind der Minister, seine Frau, seine Tochter und auch der Rattenfänger, der seine Züge und Gefühle unter einer Strumpfmaske verbirgt. Auf das Zielpublikum der von Jenke Nordalm inszenierten Produktion ist immerhin der hübsch durchchoreografierte junge Bewegungschor zugeschnitten, und dem Verständnis von Besuchern ab zwölf Jahren soll wohl auch die vorangestellte gesprochene Zusammenfassung der Handlung dienen, die allerdings mit zehn Minuten Länge die Proportionen sprengt und von Julienne Pfeil außerdem übermäßig manieriert vorgetragen wird.

Hörenswert ist die ausgesprochen farbig instrumentierte Musik, die auch ein Zymbal exotisch bereichert. Am Pult des Projektorchesters macht Nicholas Kok deutlich, dass George Benjamin die Klänge des Stücks von der rätselhaften Heldenfigur der Geschichte aus konzipiert hat. „Die Welt hat die Form, die ihr meine Musik gibt“, singt der Rattenfänger, und wer diesen Satz beim Zuhören im Kopf hat, der kann etwas erleben, was auf der Bühne nicht zu sehen ist. Vielleicht muss er dafür nur schon ein wenig erwachsener sein.

Nochmals am 20., 23., 24., 26., 28., 30. Juni, 2. und 4. Juli. Karten: 07 11 / 20 20 90