Der Sillenbucher Jugendrat trifft sich traditionell im Jugendhaus. Foto: Sägesser

Anfang dieser Woche haben sich die Jugendräte in Sillenbuch und Degerloch letztmals getroffen. Traurig sind sie nicht, dafür sehen sie keinen Grund.

Degerloch/Sillenbuch - Für Jette und Yajing ist es eine besondere Sitzung. Die beiden Mädchen sind am vergangenen Montagabend zum letzten Mal als Jugendrätinnen ins Sillenbucher Jugendhaus gekommen. Während der nächsten zwei Jahre gibt es keinen Jugendrat mehr im Stadtbezirk. Doch selbst wenn es noch einen geben würde, säßen Jette und Yajing künftig nicht mehr am Tisch. Ihnen fehlt die Zeit, im März beginnen ihre Abi-Prüfungen.

Bei der letzten Sitzung des Jugendrats in Sillenbuch geht es locker zu. Viel gibt es nicht zu besprechen, nur ein paar Formalien. Weil sich für die derzeit stadtweit laufenden Wahlen (siehe Kasten rechts unten) zu wenige Kandidaten gefunden haben, nennen sich die jungen Leute von nun an Projektgruppe. Letztlich ist dies aber kaum mehr als eine Frage der Begrifflichkeit. Denn Außenstehende würden gar nicht merken, dass sich in Sillenbuch etwas verändert hat. Die jungen Leute wollen weitermachen, und davon hält sie der fehlende Titel nicht ab.

Dass eine Projektgruppe schlagkräftig sein kann, hat das Sillenbucher Gremium 2010 bis 2012 bewiesen. Damals hatten die Jugendlichen die Idee für einen Skatepark im Bezirk auf den Weg gebracht. „Dass es jetzt eine Projektgruppe ist, hat noch andere Vorteile“, sagt Klaus Dieter, der Leiter des Jugendhauses. Bietet der Sillenbucher Jugendrat elf Sitze, stehen im E-Mail-Verteiler derzeit 15 Adressen.

Das Interesse an den Jugendräten war vor dieser Wahl in ganz Stuttgart recht überschaubar. Rein theoretisch hätten 19 Jugendräte zustande kommen können, praktisch ist es nur in elf Wahlbezirken gelungen, genügend Kandidaten zu mobilisieren. Auf den Fildern ist das Gremium in Birkach und Plieningen das einzige.

Die Degerlocher Jugendräte hat also dasselbe Schicksal ereilt wie die Kollegen aus Sillenbuch. Und wie es der Zufall will, hat sich das Degerlocher Gremium zeitgleich mit den Sillenbuchern zu seiner letzten Sitzung getroffen. „Es waren sogar drei neue Jugendräte da“, erzählt der Sprecher Konstantin Kristek. Dass die Kollegen von nun an nicht mehr Jugendräte heißen, stört ihn nicht. „Ich weiß nicht, wie ich es anders sagen soll.“

Von ihrer ersten Sitzung als Projektgruppe an werden sich die Degerlocher im Jugendhaus Helene P. treffen. „Da ist es etwas angenehmer als im Rathaus“, sagt Konstantin Kristek. „Die Atmosphäre ist dort einfach lockerer.“ Da könne man zum Beispiel mal auf der Couch lungern beim Diskutieren. So viel zu den angenehmen Seiten des fehlenden Titels.