Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu (Zweiter von links) hat die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas für die Entführung von drei Jugendlichen im Westjordanland verantwortlich gemacht. Foto: dpa

Für Israel stehen nach dem Verschwinden von drei Jugendlichen im Westjordanland bereits die Schuldigen fest. Regierungschef Netanjahu befürchtet gefährliche Auswirkungen.

Für Israel stehen nach dem Verschwinden von drei Jugendlichen im Westjordanland bereits die Schuldigen fest. Regierungschef Netanjahu befürchtet gefährliche Auswirkungen.

Jerusalem - Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas für die Entführung von drei Jugendlichen im Westjordanland verantwortlich gemacht. „Hamas-Mitglieder haben unsere Jungs gekidnappt“, sagte Netanjahu am Sonntag in Jerusalem. Bislang hat sich keine Palästinensergruppe zu einer Entführung bekannt. Israels Armee nahm als Reaktion auf das Verschwinden der Jugendlichen rund 80 Palästinenser im Westjordanland fest, unter ihnen zahlreiche Hamas-Mitglieder.

Die Schüler einer jüdischen Religionsschule in der Siedlung Kfar Ezion bei Bethlehem - zwei 16-Jährige und ein 19-Jähriger - werden seit dem Donnerstagabend vermisst. Ein 16-Jähriger wohnt Medienberichten zufolge in einer Siedlung, die anderen beiden Schüler in Israel. Ein Jugendlicher ist auch US-Staatsbürger.

Als Teil der Suche riegelte Israel das südliche Westjordanland ab. Mehr als 2000 zusätzliche Soldaten sind nach Medienberichten im Einsatz, Reservisten wurden einberufen. Die Armee will nach Medienberichten einen Belagerungsring um die Stadt Hebron legen. „Wir sind fest entschlossen, die Jungs schnell, sicher und gesund heimzubringen“, teilte Armeesprecher Peter Lerner am Sonntag mit.

Ehemalige palästinensischen Häftlingen von der Hamas verdächtigt

Die Palästinensische Autonomiebehörde verurteilte die Einsätze Israels als „Kollektivbestrafung des palästinensischen Volkes“. Ein Sprecher der Einheitsregierung von Fatah und Hamas sagte, die Palästinenserbehörde sei nicht für die Sicherheit in Gebieten unter israelischer Militärkontrolle zuständig. Dies bezeichnete Netanjahu hingegen als „absurd“. „Die Angreifer kamen aus Gebieten, die von der Palästinenserbehörde kontrolliert werden, und diese kann die Verantwortung nicht abschütteln“, sagte Israels Regierungschef in Tel Aviv. Hinter der Tat stehe dieselbe Hamas, die eine Einheitsregierung mit der gemäßigten Fatah gebildet habe. „Das hat schlimme Auswirkungen“, sagte er. Ein Hamas-Sprecher in Gaza sprach jedoch von einer „dummen Anschuldigung“.

Israelische Medien berichteten am Sonntag, es werde auch nach zwei ehemaligen palästinensischen Häftlingen von der Hamas aus dem Gebiet Hebron gesucht, die seit einigen Tagen verschwunden seien. Sie seien möglicherweise Schlüsselverdächtige. Das Verschwinden der Jugendlichen weckt in Israel schmerzhafte Erinnerungen an frühere Entführungen, wie etwa des Soldaten Gilad Schalit im Juni 2006. Er war von militanten Palästinensern unter Hamas-Kommando in den Gazastreifen verschleppt worden und erst fünf Jahre später im Rahmen eines Gefangenenaustauschs freigekommen.

Ein anderer Fall, die Entführung des israelischen Soldaten Nachschon Wachsman durch Hamas-Mitglieder 1994, endete tödlich. Ein Befreiungsversuch durch eine israelische Eliteeinheit scheiterte, Wachsman, der Kommandeur der Einheit sowie drei Geiselnehmer wurden getötet.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte die jüngste Entführung, forderte die sofortige Freilassung der drei und drückte seine Solidarität mit den Familien aus. Ban äußerte „tiefe Sorge über den Trend in Richtung Gewalt“. Israels Luftwaffe bombardierte in der Nacht zum Sonntag erneut mehrere Ziele im Gazastreifen. Israel reagierte damit auf Raketenangriffe militanter Palästinenser aus dem Gazastreifen.