Eine Hauswand wird bunt. Foto: /Werner Kuhnle

In Erdmannhausen werden viele Wände mit Graffiti beschmiert. Ein Wandbild von Jugendlichen und den Künstlerbrüdern „abelli“ soll die Stadt verschönern.

Weg mit unschönen Schmierereien an Wänden, stattdessen soll Kunst entstehen. Mit dieser Aufgabe stehen rund 12 Jugendliche in den Pfingstferien vor einer 20 auf 2 Meter großen Hauswand in Erdmannhausen, im Durchgang zwischen Bäckerei Glock und dem Haus Mittelstraße 2.

Engagiert verzieren die Jugendlichen die Wand mit verschiedenen Motiven, die aus ihrer Sicht typisch für Erdmannhausen sind: das Stadtwappen, der Kirchturm – oder natürlich die Brezel, die für das Brezelmuseum im Ort steht. Die Marbacher Künstlerbrüder Manuel und Felix Seiter, die sich „abelli“ nennen, unterstützen sie dabei. Sie haben zwar durchgängig ein Auge auf die Kinder, sagt Felix Seiter, „aber eigentlich lassen wir sie viel alleine machen“.

Künstlerbrüder aus Marbach helfen Jugendlichen beim Wandgemälde

Im Rahmen des Projektes „Jugend macht Kunst“, das von Maren Wöhrbach mit einem Projektteam auf die Beine gestellt wird, sind die Kinder und Jugendlichen zwischen 6 und 17 Jahren an vier Ferientagen zusammengekommen, um gemeinsam an dem Wandgemälde zu arbeiten. Die Künstlerbrüder haben die Motive erstellt, leiten die Jugendlichen beim Malen an und zeigen ihnen dabei verschiedene Techniken, mit dem Pinsel umzugehen.

Da die jungen Leute Freihand malen, müsse das Kunstwerk am Ende auch nicht perfekt aussehen, und man dürfe erkennen, dass die Pinselstriche von Kindern gemacht wurden, sagt Manuel Seiter. Das Wichtige sei, dass die Jugendlichen Spaß haben und sich wohlfühlen: „Es gibt keine Fehler und kein richtiges oder falsches Malen.“

Eine Beschäftigung für Jugendliche gegen Graffiti-Schmierereien

Die Idee zu dieser Aktion entstand, weil viele Bewohner in Erdmannhausen über die „unschönen Graffiti“ an einigen Wänden im Ort verärgert sind und verhindern möchten, dass weitere Flächen beschmiert werden, sagt die Sozialarbeiterin Maren Wöhrbach. Die Hauswand in der Mittelstraße sei eben eine dieser Flächen. „Diese Wand ist hier mitten im Ortszentrum, alle Leute gehen daran vorbei“, sagt sie. „Und es ist einfach wichtig zu zeigen: Wir wollen nicht, dass es hier so aussieht.“

Durch das Wandgemälde soll also zum einen ein schöneres Stadtbild für die Passanten geschaffen und gleichzeitig mehr Kunst in den Ort gebracht werden. „Gerade das Zentrum ist bei uns ein Ort der Begegnung, und dieser muss auch schön sein. Dass man sich dort wohlfühlt und gerne aufhält,“ so Wöhrbach.

Gleichzeitig soll das Projekt den Jugendlichen eine Möglichkeit geben, sich zu beschäftigen und einzubringen. Aufgrund der mehrmonatigen Schließung des Jugendhauses würde es ihnen an Beschäftigungen fehlen. Auch dies verleite wohl einige dazu, Wände zu beschmieren, sagt Wöhrbach. „Wenn für Jugendliche nichts geboten wird, herrscht Langeweile – und man sucht sich dann natürlich irgendeine andere Beschäftigung.“

Die Arbeit an dem Werk bleibt immer in Erinnerung

Durch die Arbeit an dem Wandgemälde sollen die Jugendlichen wahrnehmen, dass sie sich auch positiv einbringen können, ohne etwas zu beschädigen. Es würde ihnen außerdem das Gefühl geben, dass sie Einfluss haben und etwas in der Welt selbst mitgestalten können, sagt Wöhrbach.

Aufgrund des prominenten Platzes der Hauswand in der Ortsmitte würden sich die Jugendlichen auch künftig immer an ihr Werk erinnern – und stolz sein, dass sie dabei mitgemacht haben.