Ein Königreich für Pferde und Kinder ist die Jugendfarm in Stammheim – da sind sich alle Besucher einig.Ein Königreich für Pferde und Kinder ist die Jugendfarm in Stammheim – da sind sich alle Besucher einig. Foto: Chris Lederer

Auf der Jugendfarm kommen sich Kinder mit und ohne Behinderung regelmäßig näher. Auf dem 5000 Quadratmeter großen Gelände helfen die Kinder beim Stall ausmisten, striegeln und füttern mit.

Stammheim - Der kleine Kevin liebt Bacardi. Keine Sorge, es handelt sich nicht um ein hochprozentiges alkoholisches Getränk, sondern um das größte Pferd auf der Jugendfarm. „Ich bin schon auf Bacardi geritten, das Reiten macht mir hier am meisten Spaß.“ Kevin gehört zu einer Gruppe von 14 Kindern mit geistiger Behinderung, die während der Osterferien einige Tage auf der Stammheimer Jugendfarm zu Besuch sind. Täglich verbringen sie sieben Stunden auf dem Gelände, ganz normal, so wie die anderen Kinder dort auch: Es wird gebastelt, gekocht und gegessen, gekickt, viel geritten und noch mehr gelacht. Die Kinder helfen beim Stall ausmisten, striegeln und füttern mit, so wie alle anderen auch und so gut es eben geht. „Ein blindes Mädchen, das im Rollstuhl sitzt, haben wir aufs Pferd gehoben, so konnte sie reiten“, sagt Thomas Sereke von der Offenen Hilfe der Diakonie Stetten, der mit seinen Kollegen und freiwilligen Helfern die Kinder begleitet. Insgesamt sind für die 14 Kinder elf Begleiter mitgekommen, die meisten tun das ehrenamtlich. „Wir versuchen, dass jedes Kind möglichst an allem teilnehmen kann“, erklärt Sereke. Ziel der Betreuer ist es, den behinderten Kindern den Kontakt zu den Nichtbehinderten zu ermöglichen, ohne viel Zutun. Das klappt über die Pflege der Tiere, das gemeinsame Basteln oder das miteinander Spielen besonders gut. Das findet auch Farmleiterin Sigrun Dannemann: „Wir gestalten das Programm hier gemeinsam – ganz zwanglos“, sagt sie. „Wer möchte, macht mit, und auch wer nicht mitmachen möchte, für den gibt es hier genug Platz auf der Farm, etwas anderes zu tun.“ Ein positives Fazit zieht auch Thomas Sereke: „Die Kinder freunden sich an und dann ist Behinderung kein Thema mehr.“

Der Besuch auf der Jugendfarm hinterlässt Spuren

Die Kooperation zwischen Farm und Diakonie Stetten besteht schon seit zwei Jahren. Nicht nur während der ersten Osterferien, sondern auch an einigen Samstagen kommen die Kinder mit Behinderung auf das 5000 Quadratmeter große Gelände im Emerholz.

Das Freizeitangebot der Diakonie diene nicht zuletzt auch dazu, die Eltern der Kinder im Alltag zu entlasten. Ein Besuch auf der Jugendfarm hinterlässt Spuren: „Wir stellen fest, dass die Kinder hier viel ruhiger sind, als wenn wir beispielsweise in der Stadt mit ihnen unterwegs sind. Hier können sie einfach ihrer Energie freien Lauf lassen“, sagt Sereke. Auch die Farmtiere wird es freuen – schließlich gibt es jede Menge zusätzlicher Streicheleinheiten.