Sinfonie aus rotem Sand und Stein: Hinter dem Tor zur Wadi Rum, dem größten Trockental Jordaniens, beginnt eine Wüstenlandschaft mit Tausenden Farbnuancen. Foto: Weller

In dem kleinen Land im Nahen Osten kann man tauchen, reiten oder Jeeps durch die Wüste jagen.

Ahmad wartet am Besucherzentrum zum Wadi Rum. Der junge Beduine in traditioneller Bekleidung, die Augen zum Schutz vor der Sonne kajalgeschwärzt, lässt sich gerne Arm in Arm mit Urlaubern ablichten. Das Wadi Rum, rund 60 Kilometer von der jordanischen Hafenstadt Aqaba entfernt, eine unendlich scheinende Sandebene mit schroffen Erhebungen aus Sandstein und Granit, ist neben den geschichtsträchtigen Kulturstätten eine der Hauptattraktionen Jordaniens. Die Wüste glüht hier feuerrot.

In offenen Jeeps, die über die Sandpisten schaukeln, kann man diese grandiose Landschaft in sich aufsaugen. Fahrer Mohammed, ein schmales Jüngelchen mit Zahnspange im Mund, behauptet auf Nachfrage, er sei 18 Jahre alt; er prüft bei jedem Fotostopp die Reifen. "No problem", ruft er, weiter geht's. Am Nachmittag werden die Schatten länger, sofort ist es spürbar kühler. Rund 100 Schaulustige versammeln sich auf einem Felsplateau – der Sonnenuntergang ist Highlight des Tages. Der Sand beginnt in dem goldenen Licht zu leuchten wie Terrakotta, ebenso die Berge. So viele Farbnuancen, man kann sich kaum sattsehen. Nun rasch zurück zum Captain's Desert Camp, dem Ausgangspunkt der Tour.

Das Mittagessen dort ist köstlich, man sitzt in offenen Zelten um eine Art Innenhof, am Büfett gibt es vegetarische Mezzeh (Vorspeisen) wie Tabouleh, einen aromatischen Salat aus Petersilie, Bulgur, Minze und Tomaten, oder Humus, ein Püree aus Kichererbsen und Sesam, dazu gegrillte Spieße mit Huhn und Lamm sowie duftendes hauchdünnes Fladenbrot, direkt vor den Augen der Gäste auf einer Art umgedrehten großen Schüssel gebacken. Einer der Männer reicht süßen Tee oder starken Kaffee mit Kardamom.

Das Wadi Rum, größtes Trockental des Landes, dient auch als Kulisse für das größte Techno-Event des Nahen Ostens. Beim "Distant heat"-Festival wird eine Nacht lang abseits arabischer Konventionen bei ohrenbetäubend lauter Musik gefeiert. Ende Juli 2010 fand es das achte Mal statt, der genaue Termin für dieses Jahr steht noch nicht fest. Auf der Fahrt zurück nach Aqaba erzählt Reiseführer Omar von den Lebensumständen der Jordanier, dass es zwar eine Kranken- und Rentenversicherung gibt, dass sich die Regierung um die armen Beduinen kümmert, dass mittlerweile auch viele Frauen studieren– dass es aber wenige Jobs gibt, die dazu schlecht bezahlt sind. "350 bis 400 Euro bekommt man hier als Lehrer", sagt Omar, "deshalb gehen viele ins Ausland, dort gibt es unter Umständen das Dreifache zu verdienen."

Aqaba verfügt über den einzigen Seehafen Jordaniens, von dort wird der Phosphatdünger verschifft, der neben dem Tourismus zu den Haupteinnahmequellen des Landes gehört. In der 100000-Einwohner-Stadt wird viel gebaut, es gibt luxuriöse Hotels und einen schnieken kleinen Yachthafen, die putzigen Gebäude drum herum sehen aus wie Playmobil-Häuser. Man kann hier tauchen, schnorcheln, Jetski oder mit einem Glasbodenboot fahren. Die bunte Unterwasserwelt lockt mit Hart- und Weichkorallen, Felsnadeln, Schwämmen und tropischen Fischen.

Auch wer nicht als Studienreisender 50plus auf biblischen und kulturgeschichtlichen Spuren wandelt, kommt um einen Besuch der mehr als 2000 Jahre alten verlassenen Felsenstadt Petra mit ihren bis zu 40 Meter hohen, direkt in den Stein gehauenen Monumentalfassaden nicht herum. Petra ist Unesco-Weltkulturerbe und auf der – von der Unesco nicht anerkannten – Liste der sieben neuen Weltwunder. Jetzt im Frühjahr sind Temperaturen und Andrang der Touristen noch erträglich, dennoch sollte man sich nie ohne feste Schuhe, Kopfbedeckung und Getränk auf den Weg durch die "rosarote Stadt der Nabatäer" in der gigantischen Schlucht machen. In der weitläufigen Anlage versuchen geschäftstüchtige Beduinen, die Besucher zu einem Ritt auf einem Pferd, Esel oder Kamel zu animieren – vor allem Asiaten schätzen das exotische Fotomotiv, das die Gattin auf dem Rücken eines solchen Tieres bietet.

Und natürlich sollte die Reiseroute auch zum Toten Meer führen – und zwar nicht nur, wenn man mit einem Hautproblem wie Schuppenflechte zu kämpfen hat. Dieser supersalzhaltige (bis zu 33 Prozent Salzgehalt), abflusslose See, der vom Jordan gespeist wird, ist der tiefste offen erreichbare Punkt der Erde (400 Meter unter dem Meeresspiegel) und bietet ein absolut kurioses Badeerlebnis. Der Auftrieb ist so stark, dass Brustschwimmen kaum möglich ist – man bekommt die Beine fast nicht unter die Wasseroberfläche. Am besten ist es, sich in Rückenlage in dem spiegelglatten Gewässer einfach treiben zu lassen. Aber Vorsicht, nach spätestens einer Viertelstunde beginnt die Haut zu kribbeln und brennen, dann nichts wie raus und unter die Süßwasserdusche.

Jordanien ist rund ums Jahr ein lohnendes Reiseziel, daran besteht kein Zweifel. Allerdings fragen sich zahlreiche Touristen, wie es dort mit der Sicherheitslage aussieht. Man hört von Demonstrationen in der Hauptstadt. Achim Vogt, Landesvertreter der Friedrich-Ebert-Stiftung in Jordanien, kennt die Situation in Amman genau: "Hier finden Demos bisher freitags nach dem Mittagsgebet statt. Davon betroffen ist hauptsächlich der Teil der Altstadt zwischen der Hussein-Moschee und dem Kulturzentrum der Stadt. Rund 4000 bis 5000 Menschen nehmen daran teil." Grundsätzlich gehe es um die Forderung nach politischen und sozialen Reformen. Bis auf eine Ausnahme seien die Demonstrationen aber "absolut friedlich" verlaufen.

Jordanien

Anreise
Zum Beispiel mit Royal Jordanian, Air France oder Lufthansa ab Frankfurt nach Amman in ca. viereinhalb Stunden; in der Nebensaison ab 450 Euro.

Das kostet Jordanien
Landeswährung ist der Jordanische Dinar (JOD), man kann aber fast überall auch mit Euro bezahlen.

1 Euro = 0,98 JOD
Glas Wein im Hotel ab 6 Euro
Hauptgerichtab 8 Euro
Glas Tee 1 Euro
Beduinen-Silberarmband ab 15 Euro

Was Sie tun und lassen sollten
Auf jeden Fall sollten Sie die Kleiderordnung respektieren, also keine zu kurzen Hosen/Röcke oder Mini-Tops tragen. Feste Schuhe, Kopfbedeckung und Sonnencreme für Wüstensafaris und die Felsenstadt Petra mitnehmen. Im Petra Kitchen in Petra kann man einen Abend-Kochkurs machen; gekocht und gegessen wird in Gruppen, die Rezepte bekommt man gleich mit, www.petrakitchen.com. Lohnenswert ist auch eine Rast im Captain's Desert Camp im Wadi Rum, www.captains-jo.com. Reiter finden etliche Möglichkeiten für mehrtägige Ausritte mit feurigen Araberpferden! Auf keinen Fall in der Öffentlichkeit Alkohol trinken – nur in Restaurants oder Hotels.

Allgemeine Informationen
Jordanisches Fremdenverkehrsbüro, www.visitjordan.com; http://de.visitjordan.com (deutsch); Wadi Rum, www.wadirum.jo; Felsenstadt Petra, www.petrapark.com.

Sicherheitshinweise
Unbedingt Empfehlungen des Auswärtigen Amtes beachten, www.auswaertiges-amt.de/DE/Laenderinformationen/00-SiHi/JordanienSicherheit.html.
Hinweise auf die Situation im Land findet man auch bei www.wuestenschiff.de (im Forum).