Besteck von WMF wird in Asien produziert Foto: Keystone

Aufatmen nach Monaten der Ungewissheit: Zwar sollen beim Küchengerätehersteller WMF nach wie vor 600 Stellen wegfallen. Der Betriebsrat hat jedoch einen Sozialplan ausgehandelt.

Geislingen - Für die Beschäftigten bei WMF ist es nur ein kleiner Trost in Zeiten des Umbruchs. Aber immerhin: Der geplante Abbau von 600 der rund 6000 Jobs soll ohne betriebsbedingte Kündigungen über die Bühne gehen. „Es handelt sich um einen der bestausgestatteten Sozialpläne, die ich kenne“, sagte Bernd Rattay, Bevollmächtigter der IG Metall in Geislingen, nach einer Betriebsversammlung am Dienstag den Stuttgarter Nachrichten. Die vom Personalabbau betroffenen Mitarbeiter sitzen vor allem in den Verwaltungen der verbleibenden WMF-Töchter. Das sind der Backformenproduzent Kaiser in Diez (Rheinland-Pfalz) sowie der Töpfehersteller Silit in Riedlingen (Landkreis Biberach). Doppelstrukturen sollen hier abgebaut werden. Außerdem will das Unternehmen, das vor zwei Jahren vom Finanzinvestor KKR übernommen wurde, den Vertrieb und die Logistik straffen.

Mitarbeiter aus diesen Bereichen erhalten die Garantie, dass sie in der WMF-Zentrale in Geislingen weiterbeschäftigt werden. Sie können sich aber gegen die automatische Versetzung im Rahmen des Betriebsübergangs zur Wehr setzen. Für diesen Fall haben IG Metall und Betriebsrat die Möglichkeit ausgehandelt, in eine Auffanggesellschaft zu wechseln. Wer sich schnell dafür entscheide, so Rattay, könne zudem mit einer Prämie in Höhe von bis zu 10 000 Euro rechnen, die noch auf die Abfindung draufgezahlt werde. „Die Betriebsversammlung heute hat gezeigt, dass wir als Arbeitnehmerschaft gestärkt aus dem Konflikt hervorgehen“, so Rattay.

Allerdings habe die Unternehmensleitung an den strategischen Zielen der Internationalisierung und sowie am Stellenabbau in Deutschland festgehalten. „In strukturellen Dingen haben sie sich durchgesetzt“, sagte Rattay. Die gute Substanz und Ergebnislage diene jetzt dazu, die von KKR gewünschte Neuausrichtung voranzutreiben. „Das Geld wird dort eingesetzt, wo es vermeintlich besseren Nutzen bringt“, sagte Rattay.

Wohin die Reise gehen soll, war in den vergangenen Monaten bereits zu sehen. So hat sich WMF in der vergangenen Woche von der Tochter Alfi getrennt. Der Isolierkannenhersteller mit 180 Mitarbeitern wurde an das amerikanische Unternehmen Thermos verkauft. „In Zukunft werden wir uns hauptsächlich auf unsere Kernkompetenzen konzentrieren und den Fokus auf Premiumprodukte für Tisch und Küche sowie professionelle Kaffeemaschinen legen“, sagte WMF-Chef Peter Feld. Zudem sollen rund 50 Verkaufsfilialen geschlossen werden.

Die Zukunft liegt für Feld vor allem in Asien. Zusammen mit DKSH, einem Dienstleister für Marktexpansionen mit Schwerpunkt Asien, sollen den Chinesen edles Besteck und Kaffeeautomaten schmackhaft gemacht werden. Im Visier hat WMF dabei zunächst Hotels und Restaurants sowie Bäckerei- und Kaffeehausketten. Anfang des Jahres hat WMF den ehemaligen Starbucks-Manager Christopher Cheng zum Regionalverantwortlichen für China berufen.

Obwohl WMF in Deutschland deutlich schrumpft, sollen auch die verbleibenden Produktionsstandorte für Kochtöpfe (Silit), Kaffeemaschinen (WMF) und Backformen (Kaiser) eine Perspektive erhalten. So habe das Unternehmen zugesichert, in die Fertigung zu investieren. Made in Germany sei auch in Asien immer noch ein Aushängeschild für Qualität, so Rattay. Er hält es deshalb nicht für ausgeschlossen, dass in Zukunft sogar wieder Bestecke in Deutschland gefertigt werden.