Ist der nordkoreanische Botschafter in Italien untergetaucht? Foto: dpa

Nach Angaben eines südkoreanischen Abgeordneten ist der amtierende nordkoreanische Botschafter Jo Song Gil in Italien untergetaucht. Demnach habe er die offizielle Residenz Anfang des Monats verlassen.

Seoul - Der amtierende nordkoreanische Botschafter in Italien ist nach Angaben eines südkoreanischen Abgeordneten untergetaucht. Der Abgeordnete Kim Min Ki berief sich am Donnerstag auf Aussagen eines Beamten des südkoreanischen Geheimdienstes. Dieser habe Abgeordneten in einem Briefing hinter verschlossenen Türen gesagt, dass sich Jo Song Gil und seine Frau im November abgesetzt hätten.

Beide hätten die offizielle Residenz Anfang des Monats verlassen, Wochen vor Ablauf der Amtszeit Jos Ende November. Jo war der amtierende Botschafter Pjöngjangs in Rom, nachdem Italien im September 2017 den damaligen Botschafter Mun Jong Nam aus Protest gegen einen nordkoreanischen Atomtest ausgewiesen hatte.

Geheimdienst offenbar nicht von Jo kontaktiert

Ob der Geheimdienst Einzelheiten zum aktuellen Aufenthaltsort Jos oder über mögliche Pläne eines Überlaufens nach Südkorea nannte, sagte Kim nicht. Der Geheimdienst sei nach eigenen Angaben nicht von Jo kontaktiert worden, erklärte Kim.

Zuvor hatte der Geheimdienst erklärt, er könne einen südkoreanischen Medienbericht nicht bestätigen, wonach Jo unter dem Schutz der italienischen Regierung stehe, während er in einem westlichen Land Asyl suche.

Der letzte ranghohe nordkoreanische Diplomat, dessen Überlaufen bekannt wurde, war Thae Yong Ho, ein früherer Gesandter an der Botschaft in London. Er lief 2016 nach Südkorea über. Nordkorea bezeichnete ihn daraufhin als „menschlichen Abschaum“ und erklärte, Thae versuche, einer Bestrafung wegen schwerer Straftaten zu entgehen.