Die Noltes in Spiellaune auf der Yburg: Jedermann feiert und säuft – noch. Foto: Patricia Sigerist

Eine grandiose Kulisse für ein Theaterstück ist Yburg in Kernen. Sie ist gerade gegen Steinschlag gesichert worden und bietet nun wieder 80 Besuchern Platz. Birgit und Oliver Nolte spielen „Jedermann“ zu zweit.

Kernen - Fast wie neu, als sei sie eben erst Ruine geworden, steht die Yburg nach Abschluss der Sanierung da. Jedenfalls vermittelt diesen Eindruck die erste vom Gerüst freigelegte Wand. Die anderen drei folgen kurzfristig. Am Donnerstag wird die Tätigkeit des Restaurators abgeschlossen. Am Freitag kommt das Gerüst endlich weg.

Die Hauptproben zum nächsten Theaterereignis beginnen bereits am Montag. Die Yburg wird zur Bühne unter freiem Himmel. Großes Theater zum kleinen Jubiläum wird versprochen: Gezeigt wird „Jedermann – Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes“, gespielt von Birgit und Oliver Nolte. Premiere der Neuinszenierung ist am Mittwoch, 12. Juli. Vor genau zehn Jahren, im Juli 2007 fand das Sommertheater auf der Yburg in Kernen zum ersten Mal statt.

Zu „Summertime“ und „Mercedes Benz“ von Janis Joplin spielten die beiden Noltes am Dienstag schon kurz groß auf vor dieser schönen, für manche vielleicht schon etwas geschleckt wirkenden historischen Wand, mit dem Schultes, den Sponsoren aus der Bürgerstiftung und der Volksbank Stuttgart sowie der Presse als Zuschauer. Oliver Nolte alias Jedermann säuft, spielt zynische Rollenspiele, verspottet Arme, stilisiert die angeblichen Mühen seines Reichtums, aber er tanzt – und wie die beiden tanzen! – mit dem Teufel. Mit dem gleichermaßen vergnüglichen und anspruchsvollen Theater soll es weitergehen, nicht nur vom 12. bis 22. Juli, wenn es nach Bürgermeister Stefan Altenberger geht. „Die Yburg wird durch Noltes wieder gerockt. Die Steine, die sich gelockert haben, haben wir wieder festgesetzt. Auf die Yburg und das Theater Nolte können sich die Menschen auch 2019 im Gartenschaujahr freuen“, sagt er, und denkt angesichts der ungebremsten Nachfrage nach Karten bereits an weitere Theatersommer.

Von Steinschlaggefahr befreit

Die etwa 700 Jahre alte Yburg ist nicht nur von der Steinschlaggefahr und der hochmittelalterlichen Bausünde einer zwar dicken, aber innen hohlen Wand befreit worden, sondern auch von schädlicher Feuchtigkeit in Gestalt des an der Wand herunterrieselnden Regenwassers. Nein, es ist kein Klo eingebaut worden, wie es das prominent platzierte und groß dimensionierte Abflussrohr nach draußen erwarten lässt. Diese chromglänzende Drainage scheint sogar zu wirken: Die seit Jahren und wahrscheinlich Jahrhunderten feuchte Wand wirkt etwas abgetrocknet. Dass das Feuchte-Problem mit dem geordneten Abfluss des Regenwassers bereits gelöst ist, glaubt der Bauamtsleiter Horst Schaal allerdings nicht. Übrigens wird das Rohr noch etwas farblich angepasst. Demnächst soll es einen Voranstrich bekommen und schließlich dunkel-matt statt metallisch-glänzend optisch mit seinem Hintergrund verschmelzen.

Ganz nah am Zuschauer wirbeln die beiden Schauspieler

Innen allerdings ist die noch einige Tage unzugängliche Ruine romantisch wie zuvor. „Noltes Inszenierung unterm Sternenzelt entwickelt eine dichte intensive Dynamik vor einer grandiosen Kulisse – der Yburg“, wirbt die Gemeindeverwaltung. Auf Stühlen (mit Lehne!) werden in jeder Aufführung bis zu 80 Menschen sitzen, gewissermaßen als Teil der Festgesellschaft, die Jedermann in seinen letzten Stunden bewirtet. Der Tisch ist die Bühne, drauf, drumherum und ganz nah an den Zuschauern wirbeln – und singen – Birgit und Oliver Nolte in allen Rollen. Weil zeitgenössische Kunst dem Klassiker Hugo von Hoffmannsthals aus dem Jahr 1911 im Weg stand, ist eine bronzene Figur des Strümpfelbacher Künstlers Karl-Ulrich Nuss bereits mit einem Kran hinweggehoben worden. Eine einst geklaute Figur ist aber zurück und sitzt oben an der Wand.