Wo fängt die Realität an? Die Teenagerin Liv in „Silber und das Buch der Träume“, verkörpert von Jana McKinnon. Foto: primevideo

Die Fantasyromane „Silber – Die Trilogie der Träume“ von Kerstin Gier sind internationale Bestseller. Nun wurde der erste Teil unter dem Titel „Silber und das Buch der Träume“ bildgewaltig verfilmt und ist im Streaming zu sehen. Warum die Hauptdarstellerin Jana McKinnon kurzzeitig Stuntfrau werden wollte und warum sie Aufregung am Set wichtig findet, erzählt sie im Gespräch.

Die österreichisch-australische Schauspielerin Jana McKinnon (24) hat als Christiane F. in der Serie „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ brilliert. Nun spielt sie die junge, attraktive und welterfahrene Protagonistin Liv in der Mystery-Thriller-Verfilmung von Giers Buch. Wir sprachen mit der aufstrebenden 24-jährigen Schauspielerin über das Träumen vor und hinter der Kamera.

Frau McKinnon, gehörte Kerstin Gier zu Ihrer Jugendlektüre, oder haben Sie andere Genres bevorzugt?

Ich habe die „Edelstein-Trilogie“ von Kerstin Gier damals sehr gern gelesen. „Silber“ habe ich nicht mehr so mitbekommen. Umso besser, denn dadurch konnte ich mich richtig auf die Drehbücher einlassen.

Sind Sie nachts eine aktive Träumerin?

Ja, sehr. Ich liebe es zu schlafen und zu träumen. Oft bleibe ich morgens noch zehn Minuten im Bett liegen und denke über meine Träume nach. Ich versuche, sie in meinem Kopf zusammenzubasteln und noch mal durchzugehen. Das ist für mich eine große Quelle der Inspiration. Ich bin relativ gut darin, mir meine Träume zu merken, zumindest den halben Tag lang, wenn ich sie nicht aufschreibe. Ich empfinde es als große Bereicherung, was da für Geschichten im eigenen Kopf stattfinden.

Kennen Sie auch die luziden Träume aus dem Film, in denen einem bewusst ist, dass man träumt?

Ja, ich hatte einmal einen luziden Traum, mit 14 oder 15. Da bin ich dann geflogen, total klischeehaft. Das war sehr aufregend, dass weiß ich noch. Als wenn man eine neue Welt entdeckt. Seitdem habe ich es aber leider nicht mehr geschafft.

Welche beruflichen Träume haben Sie?

Ich bin ein Mensch, der sich gern von den Dingen treiben lässt. Ich habe schon Wünsche und Träume, aber ich lege mich nicht fest. Das Leben ist so wunderschön chaotisch, dass man gar nicht wirklich planen kann. Wenn man sich zu sehr auf einen Traum fixiert, kann man sich gar nicht mehr so richtig auf das einlassen, was gerade passiert. Und das mache ich am liebsten: In der Gegenwart leben und mit dem Flow gehen.

Die Rolle der Liv ist auch sehr physisch. Mussten Sie viel dafür trainieren?

Ja. Ich habe vor dem Dreh drei Tage in einer Stuntschule mit der ganz tollen Stuntkoordinatorin Eimear O’Grady verbracht. Irland scheint traditionell eine Stunt-Hochburg zu sein. Mir wurde mein Stuntdouble Helen O’Dea zugewiesen, mit der ich mich mega gut verstanden habe. Sicherheit geht dabei immer vor. Helen hat auf mich aufgepasst und mich mit allem versorgt, was ich gebraucht habe. Das war für mich eine neue Arbeitskonstellation, wie ich sie vorher noch nie hatte.

War es neu für Sie Stunts zu drehen?

Ich habe schon kleine Stunts gemacht und hatte auch schon Stuntdouble. Aber oft lernt man die Doubles gar nicht richtig kennen. Bei „Silber“ war die Betreuung ganz engmaschig. Das Ziel war, dass ich alles selbst machen kann, was mir möglich und nicht zu gefährlich ist. Ich durfte viel Wire-Work machen, wobei man an Drähten eingespannt ist. So entstanden zum Beispiel die Fallszenen. An diesen Tagen hatte ich richtig viel Spaß. Unter Wasser habe ich auch sehr viel selbst gemacht. Ich habe mir bei diesem Dreh so viele Tauchfähigkeiten angeeignet, dass ich danach gleich meinen Tauchschein gemacht habe. Der Dreh hat mein eigenes Leben bereichert. Und ich habe kurz darüber nachgedacht, ob ich Stuntfrau werden soll (lacht).

Sind Sie ein sehr rational denkender Mensch, oder ist da auch Raum für das Spirituelle und das Unerklärbare?

Ich glaube, es ist eine gute Mischung aus beidem. Ich bin nicht religiös, aber ich beschäftige mich gern mit weniger rational erklärbaren Dingen – zum Beispiel mit Träumen. Ehrlich gesagt, sind Träume für mich auch schon etwas Spirituelles.

Auch in „Silber“ gibt es ein Drogenopfer. War der Dreh für Sie als „Kind vom Bahnhof Zoo“ ein Déjà-vu?

(Lacht) Ja! In „Silber“ wird es für die Filmcharaktere natürlich existenziell, weil hier die größten Albträume wahr werden. Es ist für die Geschichte essenziell zu zeigen, dass es da wirklich um etwas geht.

Geht es für Sie in Ordnung, wie in diesem Fall jünger besetzt zu werden?

Absolut. Solange ich das noch machen kann, klar.

Liv bezeichnet das Buch der Träume als „ziemlich sexistisches Buch“. Wurden Sie schon mit den negativen Seiten des Filmgeschäfts konfrontiert?

Ich glaube, als junge Frau wird man in dieser Welt immer auch mit den negativen Seiten der Gesellschaft konfrontiert. Man bewegt sich deshalb einfach anders durch den öffentlichen Raum. Das ist überall so, wo man sich hinbewegt. Das ist einfach deine Lebensrealität als Frau.

Sind Sie eine sehr selbstbewusste Schauspielerin, oder befürchten Sie, dass jemand ans Set kommt und sagt: „Du bist ertappt! Du kannst das gar nicht“?

Das denke ich am ersten Drehtag eines neuen Projekts immer! Ich warte darauf, dass jemand sagt: „Du, sorry, wir haben uns vertan. Du musst jetzt leider gehen, wir haben jemand anderen.“ (Lacht) Ich denke, diese Art von Lampenfieber, die einem auch guttut, ist auf eine Art und Weise für die Konzentration und das Einlassen auf die Figur wichtig. Wenn man diese Nervosität nicht hat, stimmt irgendetwas nicht. Ich finde es wichtig, dass man am Set aufgeregt ist. Dadurch, dass ich schon an so vielen tollen Projekten mitwirken durfte, habe ich aber eine gewisse innere Ruhe erlangt. Ich fühle mich privilegiert, diesen Job ausüben zu dürfen, und hoffe, dass es so weitergeht.

Sie haben in Australien die Miniserie „Bad Behaviour“ gedreht. Ist das Drehen Down Under relaxter?

Ja und nein. Es wird mit derselben Konzentration und Effizienz gearbeitet wie in Deutschland. Arbeitsrechtlich gibt es ein paar Gesetze und Regelungen, die sehr angenehm sind. Man spürt, dass es eine starke Gewerkschaft gibt. Ansonsten ist es relativ ähnlich. Außer, dass die Landschaft dort oft schöner ist . . .

Die Jungschauspielerin

Vita
Jana McKinnon (geboren 1999) hat österreichisch-australische Wurzeln und wuchs in beiden Ländern auf. Seit 2007 ist sie in Filmproduktionen zu sehen, unter anderem spielte sie die Hauptrollen in „Jeder der fällt hat Flügel“ von Peter Brunner und „Beautiful Girl“ von Dominik Hartl, auch in „Tatort“-Produktionen spielte sie mit.

Silber und das Buch der Träume
 basiert auf Kerstin Giers Jugendbüchern der „Silber“-Trilogie und wurde von der deutschen Regisseurin Hanna Hufnagel umgesetzt. Seit 8. Dezember auf Prime Video.