Im Schlosspark wird am Sonntag gemeinsam gefeiert. Foto: Patricia Sigerist

Der Vorstandschef, Pfarrer Rainer Hinzen, berichtet bei der Feier am Sonntag vom permanenten Prozess der Reorganisation.

Stetten - Das Jahresfest der Diakonie Stetten, das regelmäßig am ersten Juliwochenende rund ums Schloss stattfindet, ermöglicht nicht nur den etlichen tausend Besuchern Einblicke in die Arbeit dieses sozialen Unternehmens. Sondern es bietet traditionell auch Gelegenheit zu einer Zwischenbilanz über die fürs vordere Remstal, ja für die gesamte Region Stuttgart äußerst wichtige Einrichtung.

Um welche Dimensionen es bei der Diakonie Stetten geht, zeigt der Blick in den ebenfalls in diesen Tagen veröffentlichten Jahresbericht. Demnach zählte die Personalabteilung zum Stichtag 31. Dezember 2015 exakt 3896 Mitarbeiter – davon 2245 in der eigentlichen Stettener Diakonie mit den Bereichen Wohnen, Offene Hilfen und Remstal-Werkstätten. Die weiteren Beschäftigen verteilen sich etwa auf Töchter wie das Berufsbildungswerk Waiblingen (540 Beschäftigte), die Alexander-Stift-Gruppe (888 Mitarbeiter), die Ludwig-Schlaich-Akademie (Heilerziehungspflege) oder das Gesundheitszentrum Kernen.

Rainer Hinzen sagt: „Wir sind mit der permanenten Organisationsentwicklung beschäftigt“

Der Vorstandsvorsitzende, Pfarrer Rainer Hinzen, berichtete am Sonntagnachmittag, nachdem die Klänge der Big-Band Groove Inclusion mit 25 behinderten und nichtbehinderten Musikern im Schlosspark verklungen waren, auch von den aktuellen Herausforderungen. Beispielsweise sei man mit der permanenten Organisationsentwicklung beschäftigt. Getreu dem Sepp-Herberger-Motto, so Hinzen in Anspielung auf die aktuelle Fußball-Euphorie: „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.“ Schon 2006 habe es in der Diakonie eine große Reorganisation gegeben, jetzt folge die nächste, erkennbar an den auf den gelben Ansteckern aufgedruckten Motto: „Gemeinsam bewegen.“

Imposant ist seit jeher die Spendenbereitschaft. 2014 gab es ein Spendenvolumen von 2,65 Millionen Euro, 2015 stieg es auf 3,34 Millionen Euro – davon 1,56 Millionen aus Geldspenden, 1,7 Millionen aus Vermächtnissen und Erbschaften sowie 34 000 durch von Gerichten verordnete Bußgelder. Dank dieser Spenden können Therapien, medizinische Geräte, technische Hilfsmittel oder Präparate finanziert werden. Dies ermöglichte beispielsweise im vergangenen Sommer zwölf Kindern mit schweren Mehrfachbehinderungen der Stettener Kindergruppe Wildermuthhaus (Kiwi), die auf Rollstühle angewiesen sind, einen Ausflug nach Sonnenbühl auf der Schwäbischen Alb zur Bärenhöhle und zum dortigen Freitzeitpark.

In der Werkstatt in Fellbach arbeiten Behinderte an hochtechnisierten Montagesystemen

Im Bereich der Remstal-Werkstätten verweist der Jahresbericht auch auf die Werkstatt in Fellbach. Hier montieren Menschen mit Behinderungen mithilfe von fünf hochtechnisierten Montagesystemen Schraubzwingen der Firma Bessey in verschiedenen Größen. Kürzlich war die Geschäftsführung des Herstellers aus Bietigheim zu Gast in Fellbach und informierte sich über die Arbeitsabläufe.

Ansonsten hatte Hinzen im Schlosspark noch ein Bonmot parat. „Wir sind immer in Bewegung: Auch wenn wir nicht übers Wasser gehen können“ – wie derzeit die Menschen beim Christo-Projekt „Floating Peers“ am Iseosee in Oberitalien – „so versetzen wir doch kleine Berge jeden Tag.“