Schwester Margret leistet einem Gast in der Franziskusstube Gesellschaft Foto: Achim Zweygarth

Schwester Margret betreut sie seit rund 28 Jahren, wohnsitzlose, arme und von der Gesellschaft ausgegrenzte Menschen. Für ihr Engagement erhält die 69-Jährige am Mittwoch, 11. September, im Haus der Katholischen Kirche den Julius-Itzel-Preis.

Stuttgart - Die Tische sind schön gedeckt. Kerzen brennen. „Die Gäste sollen sich zu Hause fühlen“, sagt Schwester Margret Ebe. Sie ist eine Institution in der Stuttgarter Obdachlosenhilfe. Ihre Gäste sind Wohnsitzlose, Arme und von der Gesellschaft Ausgegrenzte. Die Ordensfrau betreut sie seit rund 28 Jahren, zunächst in der Caritas-Tagesstätte in der Olgastraße, seit 1993 als Leiterin der Franziskusstube an der Paulinenstraße. Für ihr Engagement erhält die 69-Jährige an diesem Mittwoch im Haus der Katholischen Kirche den Julius-Itzel-Preis.

Fingerzeig von oben

Schwester Margret, die ursprünglich Familienpflegerin war, ist mit 30 in den Orden der Franziskanerinnen von Sießen eingetreten. Warum sie diesen Schritt gemacht hat? „Es war eine Entwicklung“, sagt die gebürtige Riedlingerin. Dass sie sich für die Franziskanerinnen entschieden habe, sei Zufall gewesen. Die kannte sie halt. Aber vielleicht hat bei der Wahl des Ordens doch einer ganz oben die Weichen gestellt: Die Franziskaner haben sich der Armut verschrieben. Und dass die Fürsorge für die Armen ihr Leben geworden ist, war alles andere als Zufall. Als junge Ordensfrau hatte Schwester Margret im Kloster oft Pfortendienst und erlebte, wie dort Arme häufig kurz und schmerzlos abgefertigt wurden. „Das empfand ich als unbefriedigend, da das mit dem Dienst an den Armen, wie ihn auch Papst Franziskus begreift, nichts zu tun hat“, sagt die Franziskanerin. Als Fingerzeig Gottes, ihr Leben den Armen zu widmen, erlebte sie an einem Heiligabend kurz nach ihrem Eintritt ins Kloster: „In dem Moment, als die Glocken zur Christmette läuteten, ist ein Armer vor der Kirche gestorben.“ Damit war der Weg für Schwester Margret klar. Nach einem Praktikum in München wurde sie Mitarbeiterin der Caritas-Tagesstätte in Stuttgart.

Preisgeld für einen Ort in der Slowakei

Den Armen zu dienen, das heißt für Schwester Margret aber nicht, ihnen immer nachzugeben und alles zu schlucken. Resolut achtet die zierliche Frau auf die Einhaltung von Haus- und Anstandsregeln, schickt auch mal einen Gast weg. „Würde ich das nicht tun, ginge es hier bald drunter und drüber“, ist sie überzeugt. Ihre Beherztheit habe sie ihrer Kindheit auf einem Bauernhof zu verdanken. „Da wird man mit den Füßen auf dem Boden groß.“

Die 50 000 Euro, mit denen der Julius-Itzel-Preis für das Lebenswerk von Menschen mit christlicher Haltung dotiert ist, behält Schwester Margret natürlich nicht für sich. Sie will das Geld in die Gemeinde Hodejov in der Slowakei investieren. „Haben die Roma dort Perspektiven, kommen sie nicht zu uns“, sagt sie. Allerdings ziehen die Behörden dort noch nicht so richtig mit.

Auf die Frage, ob sie mit dem Preis für ihr Lebenswerk ans Aufhören denkt, lächelt die Ordensfrau und sagt: „Eine Schwester in Ravensburg ist 80 und macht den Job noch.“