Nur wenige Schulen im Land setzen Smartphones im Unterricht ein. Foto: dpa

Internetzugang ja, Computer nein: Der Landesverband Bildung und Erziehung hat die IT-Ausstattung an Schulen in Baden-Württemberg kritisiert.

Stuttgart - Von Mitte Oktober bis Anfang November haben Mitarbeiter des Meinungsforschungsinstituts Forsa bundesweit 751 Lehrer zum Thema „IT an Schulen“ befragt, darunter 150 Lehrkräfte aus Baden-Württemberg. Für Gerhard Brand, Vorsitzender des Landesverbands Bildung und Erziehung, ist das Resultat alarmierend. Die Vorstellung der Umfrageergebnisse am Freitag in Stuttgart nutzte er zu einem Rundumschlag. Er sprach von unterbelichteten IT-Verhältnissen und einer mittelalterlichen IT-Ausstattung an baden-württembergischen Schulen.

Bei der Umfrage haben 83 Prozent der befragten Lehrer im Südwesten angegeben, an ihren Schulen für Dienstangelegenheiten und zur Unterrichtsvorbereitung einen Computer zu haben. Schnelles Internet sei ebenfalls verfügbar: 67 Prozent der Befragten gaben an, schnellen Zuhang zum Netz zu haben, etwa durch Breitbandanschluss.

Zahlen, mit denen Gerhard Brand wohl zufrieden sein könnte. „Auf den ersten Blick sieht es scheinbar gut aus“, sagte er. Ein zweiter Blick lässt ihn jedoch zu einem anderen Schluss kommen. „Ja, es gibt einen dienstlichen PC, der steht aber in der Regel als Einzelexemplar im Lehrerzimmer“, kritisierte er. Zwar räumte er ein, dass es Lehrer gebe, die überwiegend daheim den Unterricht vorbereiten. Aber durch den Ausbau der Ganztagsschulen gebe es immer mehr, die bis 16 Uhr oder länger in den Bildungseinrichtungen bleiben. Brand: „Das heißt, die Arbeitsplätze der Lehrer verlagern sich in die Schulen. Das ist eine Änderung, der wir gerecht werden müssen.“ Soll heißen: Es müssen mehr Lehrer-PCs her.

Auffallend die vergleichsweise schlechte IT-Ausstattung an Grundschulen. Diese seien „wieder einmal abgehängt“, so Brand. Hier gaben nur 59 Prozent der Befragten an, einen schnellen Zugang zum Netz zu haben, sprich acht Prozentpunkte weniger als an den weiterführenden Schulen. Besonders schlecht seien die Internetverbindungen im Schwarzwald und nahe der Schweizer Grenze. „Da kann es schon mal fünf Minuten dauern, bis eine Seite mit einem Bild sich aufbaut“, berichtete Brand.

Noch deutlichere Worte beim Thema geschützte dienstliche E-Mail-Adresse: Brand nannte es einen Skandal, dass in Baden-Württemberg nur 57 Prozent der befragten Lehrkräfte eine solche haben.

Mangelhaft in seinen Augen ist auch die Ausstattung der Schulen mit Tablet-PCs und Smartphones. Bei der Umfrage gaben 87 Prozent der Lehrkräfte an, dass es in ihren Schulen davon keine Klassensätze gebe. Brand: „Die Schüler tauschen sich auf diesen Geräten aber über Netzwerke wie Facebook und Whats-App aus. Hier ist es an den Lehrern, die Schüler über die Gefahren in diesen Netzwerken hinzuweisen.“

Neben dem Land sieht Brand auch die Kommunen und Landkreise in der Pflicht, die für die Ausrüstung der Grund-, Haupt- und Realschulen sowie der Gymnasien und Berufsschulen zuständig sind. An den beiden letzteren Schulen ist die IT-Ausstattung laut Brand insgesamt besser.

Die Kosten für eine Erstausstattung in Sachen IT schätzte Brand bei einer Schule mit 350 Kindern und Jugendlichen auf rund 90 000 Euro. In diesen Kosten wären rund 18 Computerplätze für Schüler, Computer für Lehrer sowie weiteres Zubehör wie Beamer und Netzwerkdrucker enthalten.

Das Land reagierte prompt auf die Kritik: „Jährlich besuchen etwa 10 000 Lehrerinnen und Lehrer Fortbildungen zum Themenkomplex Digitale Medien. Mit den zukünftigen Bildungsplänen stärkt das Kultusministerium außerdem die Medienbildung an den Schulen“, sagte ein Sprecher des Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg. Brand sieht das anders. Er sagte, dass das Angebot an Lehrerfortbildung in keiner Weise reiche. Die große Mehrzahl der Lehrer würde sich IT-Kenntnisse auf privatem Weg aneignen.

Zustimmung gab es von der oppositionellen CDU. Die Lehrerausbildung werde vernachlässigt, kritisierte Georg Wacker, bildungspolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion.