Bei Protesten in Israel im November (Archivbild). Foto: IMAGO/CTK Photo/IMAGO/Pavel Nemecek

Vor dem israelischen Parlamentsausschuss berichten zwei aus der Geiselhaft befreite Frauen über die Hamas-Gefangenschaft.

Zwei aus der Geiselhaft der radikalislamischen Hamas befreite israelische Frauen haben am Dienstag vor einem Parlamentsausschuss für sexuelle Gewalt von „Misshandlungen“ während der Gefangenschaft berichtet. „Ich war 51 Tage dort und es gab keinen Moment, in dem wir nicht Misshandlungen aller Art ausgesetzt waren“, sagte Aviva Siegel, die bei dem Großangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober aus ihrem Haus im Kibbuz Kfar Aza im Süden Israels entführt worden war.

Die 62-Jährige erklärte, die Hamas-Kämpfer hätten sowohl Männer als auch Frauen wie Marionetten behandelt, „mit denen sie machen können, was sie wollen“. „Ich habe es mit meinen eigenen Augen gesehen. Ich habe die Frauen nicht nur gesehen, ich habe sie gefühlt, als wären sie meine Töchter“, sagte Siegel vor dem Parlamentsausschuss weiter. Die männlichen Geiseln hätten ebenso gelitten, fügte sie hinzu.

Die ebenfalls freigelassene Geisel Chen Goldstein-Almog sagte, bei einigen mitgefangenen Frauen sei die Periode ausgeblieben. Dies könne auf „die schwierigen Bedingungen in der Gefangenschaft“ zurückzuführen sein und sie hoffe, dass sie nicht schwanger sind, erklärte die 48-Jährige. Die größte Angst der Geiseln war laut Goldstein-Almog, dass die israelischen Behörden sie aufgeben könnten.

Noch 14 weibliche Geiseln sollen in Hamas-Gewalt sein

Beide Frauen waren während einer siebentägigen humanitären Feuerpause im November freigelassen worden, bei der insgesamt 80 israelische Geiseln freikamen. Im Gegenzug wurden Hilfslieferungen in den Gazastreifen genehmigt und hunderte palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen freigelassen. Nach Informationen der Nachrichtenagentur AFP sind noch 14 weibliche Geiseln in der Gewalt der Hamas. 

Nach dem Angriff vom 7. Oktober waren Fällen von sexueller Gewalt bekannt geworden, doch mangels Aussagen von Überlebenden lässt sich das Ausmaß der Gewalt bisher nur schwer beurteilen. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte im vergangenen Monat eine Gruppe befreiter Geiseln getroffen und erklärt, ihm sei von „Fällen sexuellem Missbrauchs und grausamer Vergewaltigungen“ berichtet worden. 

28 Geiseln sollen tot sein

Am 7. Oktober waren hunderte Anhänger der Hamas und weiterer militanter Palästinensergruppen in israelische Orte eingedrungen. Bei ihrem beispiellosen Überfall verübten sie Massaker an Zivilisten, töteten etwa 1140 Menschen und verschleppten 250 Menschen als Geiseln. Rund 100 Geiseln kamen während einer einwöchigen Feuerpause im November frei, 132 Geiseln sind israelischen Angaben zufolge noch immer in der Gewalt der Hamas, 28 von ihnen sollen tot sein.

Als Reaktion auf den Überfall erklärte Israel der Hamas den Krieg. Die israelische Armee begann mit Luftangriffen auf den Gazastreifen und schickte Ende Oktober Bodentruppen in das Palästinensergebiet. Nach Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden bei dem israelischen Militäreinsatz bisher 25.490 Menschen getötet.