Die Künstlerin und Lyrikerin Iris Caren Herzogin von Württemberg ist am Donnerstag im Alter von 58 Jahren gestorben. Foto: Wilhelm /z

Sie kämpfte mit Chemotherapie und Alternativmedizin gegen „den Feind in meinem Leib“. So sollte ihr Buch zum Mutmachen heißen. Die Künstlerin Iris Caren Herzogin von Württemberg wurde zum Vorbild, konnte den „Feind“ aber nicht besiegen.

Ihre gute Laune und Lebenslust steckten an. Als sie im vergangenen Oktober zur Premiere der vierten Spielzeit von „Tanz der Vampire“ mit blonder Perücke über den roten Musicalteppich im Palladium-Theater lief, in die Kameras der Medien lächelte, freuten sich viele Gäste, weil sie dachten, Iris Caren Herzogin von Württemberg sei endlich über dem Berg. „Ja, es geht mir gut“, sagte sie damals.

Die sozial vielseitig engagierte Künstlerin und Lyrikerin war voller Hoffnung. Sie hatte so viele Pläne. Zuletzt freute sich die Mutter zweier Kinder, da sie vier Wochen in der Klinik an Schläuchen hing und weiterhin ihre Postings bei Facebook mit klaren Worten schrieb, die unter die Haut gingen, auf ihre nächste Vernissage am 8. Mai im Kunstverein Korntal-Münchingen. Die Ausstellung mit abstrakten Fotografien wird stattfinden. Doch die gebürtige Pforzheimerin kann nicht mehr dabei sein. Im Alter von 58 Jahren ist sie am Donnerstag gestorben.

Sie engagierte sich gegen Kindesmissbrauch

Seit die Tochter eines Zahnarztes, der auch Schriftsteller war, Mitte der 1980er nach Stuttgart zog, um Kunstgeschichte und Literaturwissenschaften zu studieren, liebte sie „die schöne Gemütlichkeit, die Kultur und Vielfalt“ ihrer neuen Heimat. Schon früh stellte sie aus und trat bei Lesungen auf. Durch ihre Hochzeit kam sie in Adelskreise. Ihr Mann ist der Sohn von Ludwig Herzog von Württemberg, dem Bruder von Carl Herzog von Württemberg. Ihren neuen Namen nutzte die Künstlerin mit dem großen Herzen als Türöffnerin, um Geld zu sammeln etwa als Botschafterin für den Verein Kelly-Insel gegen Kindesmissbrauch. Als sie in Berlin in der Galerie Luzan ausstellte, sagte der Fotokünstler Efraim Habermann zu ihren Fotoarbeiten: „Sie malen mit der Kamera.“

Aufgrund einer Gastritis wurde der Krebs zufällig entdeckt

Als sie vor drei Jahren für das Buch „Stuttgarter Charakterköpfe“ sich selbst beschreiben sollte, antwortete sie: „Offen, freidenkend, poetisch, künstlerisch, daher auch leicht chaotisch, vielseitig, modern, freudig, eher positiv ausgerichtet, leutselig, harmoniebedürftig, dennoch auch mal kritisch, humorvoll, naturnah, tierlieb, kinderlieb, großherzig, mitfühlend, empathisch.“ Von ihrer schweren Krankheit, einem Tumor in der Bauchspeicheldrüse, konnte sie damals nichts ahnen. Dieser verdammte Krebs schien auch gar nicht in ihr energiereiches und künstlerisch ambitioniertes Leben zu passen. Durch Zufall hatte ihre Hausärztin, der sie öffentlich bei Facebook dafür dankte, aufgrund einer Gastritis den „Feind in ihrem Leib“ entdeckt. Es begann eine Achterbahnfahrt für die Schwerkranke. Die Operation gelang, Chemozyklen und Bestrahlungen folgten. Mal stimmten die Werte, dann kehrte der Krebs an anderer Stelle zurück.

Die Anteilnahme im Netz war immer sehr groß

Wann immer die Künstlerin über ihren Kampf bei Facebook berichtet hat, ist sie überschwemmt worden mit guten Wünschen, Reaktionen der Anteilnahme, Mut machenden Botschaften. Sie begann damit, ein Manuskript über den Krankheitsverlauf zu schreiben. „Krebs macht den Tod nicht sichtbar, jedoch spürbar durch seine Nähe“, heißt es darin. Man dürfe den Tod nicht verdrängen, lautete ihr Appell. „Die Angst ist ein Feind“, schrieb sie, „lichthaftes Denken ein Freund.“ Mit ihren starken Worten strahlte sie Zuversicht aus und wurde zum Vorbild. Mit „positiven Gedanken und aufbauenden Gesprächen“, vor allem aber mit der Kunst wollte sie „diese extreme Zeit“ überstehen. Die große Zuneigung, die sie spürte, half ihr, ebenso die Vorfreude auf geplante Ausstellungen und auf weitere Kulturpremieren, wo sie, oft im roten Outfit, wie ein Sonnenschein erschien.

Und doch blieb Iris Caren von Württemberg realistisch. „Es wird nur sein, was sein darf“, sagte sie, als „der Feind“ in ihrem „Leib“ immer noch stärker wurde. Der Tod sei nicht das Ende, teilte die Künstlerin tapfer mit. Sie wird in Stuttgart nicht vergessen sein. Mit ihren Bildern, ihrer großartigen Sprache und vielen Erinnerungen lebt diese Powerfrau in den Herzen vieler Stuttgarterinnen und Stuttgarter weiter.