Das Wohn- und Technik-Projekt in Ehningen steht auf der Kippe: Die USA haben den Investor Ajmal Rahmani auf die Sanktionsliste gesetzt. Für die IBM könnten sich die Sanktionen der USA noch stärker auswirken als für die Gemeinde.
Die Quantum Gardens, ein ambitioniertes Wohnprojekt im Windschatten der IBM-Deutschland in Ehningen, könnte kippen. Der Grund: Ajmal Rahmani, der Eigentümer der Ozean Group, die das Wohn- und Hightech-Gelände entwickelt, wurde von den USA auf die Sanktionsliste gesetzt. Das hat das Finanzministerium der USA am Montag verkündet. Der afghanische Unternehmer Ajmal Rahmani habe mit seinem weltweiten Finanzunternehmen rund 200 Millionen Dollar aus Aufträgen der US-Army in Afghanistan unterschlagen. Er soll der Nato völlig überteuerten Treibstoff verkauft haben, wobei die Liefermengen nicht eingehalten wurden und der übrige Sprit an andere Abnehmer verkauft wurde, wahrscheinlich sogar an die Taliban, berichtet die etwa die Tageszeitung „taz“. Mit diesem Geld soll er dann weltweit Immobilen erworben haben.
Bebauungsplanverfahren gestoppt
Die Schockwelle dieser Nachricht kam am Mittwoch in Deutschland an. Sie betrifft elf laufende Projekte der Ozean Group und vor allem ihr Leuchtturmprojekt, die Quantum Gardens in Ehningen. Sie machen einen großen Teil der kommunalen Zukunft der Gemeinde aus, hier sollen auf neun Hektar Fläche 450 Wohnungen sowie Gewerbeflächen und Freizeitangebote entstehen. Als erste Reaktion auf die amerikanischen Sanktionen habe die Gemeinde Ehningen am Mittwoch das laufende Bebauungsplanverfahren gestoppt, schreibt die Ehninger Pressesprecherin Theresa Stiller.
„Die Sanktionen gegen Herrn Rahmani nehmen wir sehr ernst und haben das Verfahren mit sofortiger Wirkung auf Eis gelegt“, heißt es in der Mitteilung weiter. Die Gemeinde ist zwar nicht Eigentümer des Areals und hat auch mit den Grundstücksverkäufen nichts zu tun, verfügt aber über die Planungshoheit auf dem Gelände. Demgegenüber ist der Pressesprecher der Ozean Group verhalten optimistisch: „Ajmal Rahmani wird sich mit einem Team von Anwälten gegen den Vorwurf wehren und dann löst er sich hoffentlich in Nichts auf“, sagt Klaus Fockenberg. Für die IBM könnten sich die Sanktionen der USA noch stärker auswirken als für die Gemeinde Ehningen. Die IBM Forschungslabore in Böblingen sollten bis Ende des Jahres in den neuen IBM-Hauptsitz in Ehningen umziehen, genau neben die geplanten Quantum Gardens. Doch ging inzwischen der Bauträger pleite, weswegen die IBM vorübergehend in Gebäude ziehen wollte, die jetzt der Ozean Group gehören, was seit den neuesten Entwicklungen schwierig werden könnte.
Neben dem einzigen europäischen Quantencomputer
Der neue Wohn-Tech-Campus Quantum Gardens war mit etlichen Vorschusslorbeeren gestartet, nicht zuletzt, weil die IBM in unmittelbarer Nähe den einzigen europäischen Quanten-Computer installiert hat, der im Jahr 2021 von der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel eingeweiht wurde.
Zusammen mit dem Fraunhofer Institut und der Ozean Group wurde im April das „Quantum AI und Experience Center“ eröffnet, ebenfalls als Teil des Quantum Gardens, eine Art Vorführraum des Quantencomputers für die Öffentlichkeit.
Mit dabei war damals der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Die Ozean Group schreibt auf ihrer Homepage: „Der Ministerpräsident leitete die feierliche Eröffnungszeremonie mit dem Vorsitzenden der Ozean Group, Haji Ajmal Rahmani. Von besonderer Bedeutung war seine Erwähnung des Quantum-Gardens-Projekts als ‚Leuchtturmprojekt, mit dem die Region Baden-Württemberg Standards für die Zukunft setzen kann’“, schreibt die Ozean Group weiter. Doch mit den Sanktionen der USA könnte dieser Leuchtturm selbst Schiffbruch erleiden.
Anmerkung der Redaktion: Ajmal Rahmani teilt zu den Korruptionsvorwürfe mit, diese seien haltlos und unwahr. Er habe weder Gelder in Millionenhöhe durch unsaubere Geschäfte unterschlagen, noch habe er Gelder gezahlt, um politische Ämter zu erlangen. Gegen die verhängten Sanktionen werde er in den USA sowohl gerichtlich als auch verfahrensrechtlich vorgehen.