Nosferatu-Weibchen mit Kokon beim Drohen. Foto: Imago/Blickwinkel

Sie ist recht groß, haarig und hat lange Beine: Die Nosferatu-Spinne, die eigentlich aus dem Süden stammt, wird in immer mehr deutschen Regionen und vor allem in Baden-Württemberg gesichtet. Eines muss man zu dem Tierchen mit dem gruseligen Namen wissen.

Ein harmloser Achtbeiner mit einem Namen zum Fürchten hat sich in Deutschland ausgebreitet: die Nosferatu-Spinne. Nach Angaben von Naturschützern hat die eigentlich aus dem Mittelmeerraum stammende und grundsätzlich ungefährliche Spinne auch Deutschland und Baden-Württemberg erreicht. 2005 ist die Art erstmals hierzulande nachgewiesen worden, seither habe sie sich stark verbreitet und ist zwischen in ganz Deutschland anzutreffen.

Graf „Dracula“ gab der Spinne ihren Namen

Der Name der Spinne erinnert an die Filmfigur aus dem Stummfilmklassiker „Nosferatu“ aus dem Jahr 1922. Foto: Imago/Sabine Gudath

Ihren Namen verdankt die Spinne der charakteristischen Zeichnung auf ihrem Rücken, die an die Filmfigur Nosferatu aus dem Stummfilmklassiker „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ aus dem Jahr 1922 von Friedrich Wilhelm Murnau, der ersten Verfilmung des „Dracula“ Romans, erinnert.

Die zur Familie der Kräuseljagdspinnen zählende Art (Zoropsis spinimana) hat eine Körperlänge von ein bis zwei Zentimetern und eine Beinspannweite von etwa fünf Zentimetern.

Urlaubsmitbringsel aus dem Süden

Die zur Familie der Kräuseljagdspinnen zählende Art (Zoropsis spinimana) hat eine Körperlänge von ein bis zwei Zentimetern und eine Beinspannweite von etwa fünf Zentimetern. Foto: Imago/Blickwinkel

„Bei den ersten in Deutschland aufgefundenen Nosferatu-Spinnen handelt es sich vermutlich um Urlaubsmitbringsel, die sich dann im Schutz der Häuser vermehrt haben“, sagte Frederik Eggers, Teamleiter Natur- und Umweltschutz beim Nabu Niedersachsen. „Klimawandel und damit einhergehende milde Winter begünstigen nun die Ausbreitung der Tiere.“

Hierzulande sei die Nosferatu-Spinne, die ihre Beute ohne Netze jage, vor allem an Hauswänden oder bei Gartenhäusern, auf Balkonen und Terrassen zu finden.

Keine Angst vor Spinnen

Eine Nosferatu-Spinne sitzt auf einem Autofenster. Foto: dpa/Thomas Lutz

Gemeinsam mit dem Netzwerk Naturgucker sammelt der Nabu Daten von Sichtungen auf einer Plattform. Das solle eine Dokumentation über das Vorkommen dieser Art und die ihre Verbreitung beeinflussenden Faktoren ermöglichen, sagt Eggers.

Eine übermäßige Angst vor der Spinne muss man laut Nabu nicht haben, auch wenn sie wie alle Spinnen Gift einsetze, um ihre Beute zu betäuben. Zwar könne sie anders als die meisten in Deutschland lebenden Spinnenarten mit ihren Beißwerkzeugen die menschliche Haut durchdringen.

Biss ist mit Bienenstich vergleichbar

Ein Nosferatu-Spinnenweibchen bewacht ihr Nest mit vielen Jungtieren. Foto: Imago/Blickwinkel

Der Biss sei bei Menschen in der Regel mit einem Bienen- oder Wespenstich zu vergleichen – sofern keine Allergie vorliege, erklärt der Nabu-Experte. Zu einem Biss komme es in der Regel nur, wenn sich die Spinne bedrängt fühle.

Mit bloßer Hand einfangen solle man sie daher nicht, sondern ein Glas über sie stülpen, eine dünne Pappe unter das Glas schieben und das Tier ins Freie verfrachten.

Info: Nosferatu-Spinne (Zoropsis spinimana)

Körperlänge
Weibchen 10 bis 20 Millimeter, Männchen 10 bis 13 Millimeter

Farbe
gelbbraun bis dunkelbraun

Verbreitung
In den vergangenen zwei Jahrzehnten erstmals in der Schweiz, Österreich und Deutschland gemeldet. In Deutschland bisher hauptsächlich im Westen nachgewiesen, dort vor allem entlang der Flusstäler.

Lebensraum
Im Mittelmeergebiet in Tieflagen, dort in Kiefernwäldern, unter Steinen und Rinde.

Beutefang
Zoropsis spinimana baut kein Fangnetz, sondern wartet bewegungslos auf in unmittelbare Nähe kommende Beutetiere, welche dann mit Hilfe einer raschen Annäherung mit den Vorderbeinen (Raffbewegung) zu den Mundwerkzeugen (Chelizeren) geführt werden, wo anschließend der Giftbiss erfolgt. Beutetiere werden in der Regel nicht eingesponnen und sind auch nach Beendigung des Fressakts kaum mit Spinnseide überzogen.

Fortpflanzung
Weibliche Tiere sind in der Lage, nach der Paarung mehrere Eikokons zu produzieren. Ein Eikokon enthält etwa 20–50 Eier und wird stets vom Weibchen bewacht. Die Gesamtlebensdauer der Weibchen kann 1,5 Jahre betragen.

Giftigkeit
Dünnere Hautstellen können von Zoropsis spinimana mit den Mundwerkzeugen (Chelizeren) durchdrungen werden. Die Folgen sind in der Regel harmlos und gleichen einem schwachen Bienen- oder Wespenstich (mit dpa-Agenturmaterial).