Die neue Generalsekretärin der deutschen Ordensoberen-Konferenz, Schwester Agnesita Dobler Foto:  

Die neue Generalsekretärin der Deutschen Ordensoberen-Konferenz über Krise und Chancen der Orden.

Stuttgart - Die neue Generalsekretärin der Deutschen Ordensoberen-Konferenz über Krise und Chancen der Orden.
 
Schwester Agnesita, Sie kennen die Sorgen und Nöte der rund 430 Ordensoberen und knapp 23 000 Ordensleute in Deutschland sehr genau. Wie ernst ist die Lage?
Die Situation der Ordensgemeinschaften, die immer kleiner werden, wird sich weiter verschärfen. Die eine oder andere wird aufhören zu existieren. Die Schwestern sind im Durchschnitt sehr alt. Wie der Nachwuchsmangel sich entwickelt, ob er sich verschärft oder nicht, dazu kann ich allerdings keine Prognosen treffen.
Es gibt bereits Ordensprovinzen, die sich aufgelöst haben. Ganze Gemeinschaften stehen vor dem Aus. Wie verkraften das die betroffenen Ordensfrauen und Ordensmänner?
Für die einzelnen Betroffenen ist das sehr schmerzlich. Es ist ein Abschied von einer Aufgabe und einem Lebensbereich, in dem man viele Jahre zu Hause war und mit dem man sich vollkommen identifiziert hat. Die Frage des Abschiedsnehmens müssen sich aber nicht nur Ordensleute stellen, sondern viele Menschen. Immer dann, wenn sie alt werden und der Umzug in ein Pflegeheim ansteht. Ich denke da an meine eigenen Eltern, die noch in ihrem Haus leben, aber hochbetagt sind und sich Sorgen machen, wie es weitergeht. Jeder Inhaber eines Familienbetriebs muss überlegen, wer ihm nachfolgen kann oder ob er die Firma aufgeben und verkaufen muss, wenn er älter wird.
Mit dem Rückgang der Orden in Deutschland schwindet auch eine Kultur, die über Jahrhunderte das Leben der Menschen in vielen Regionen geprägt hat. Was bedeutet das für die Gesellschaft und Kirche?
Der Prozess, dass Ordenseinrichtungen in eine andere Trägerform übergehen, findet schon seit vielen Jahren statt. In der Regel bleiben die Werke kirchliche Einrichtungen. Für die Mitarbeiter, die noch mit Ordensleuten zusammengearbeitet haben, kann das ein spürbarer Verlust sein. Aber nach einigen Jahren entsteht eine neue Kultur. So wie das Thema Kirche in der Gesellschaft präsent oder nicht-präsent ist, so ist es analog auch in den einzelnen Ordenseinrichtungen.
Wie sieht es in Ihrer eigenen Schwesterngemeinschaft aus, den Franziskanerinnen von Reute?
Wir sind eine Gemeinschaft bischöflichen Rechts der Diözese Rottenburg-Stuttgart mit Sitz in Bad Waldsee. In Deutschland leben noch rund 250 Schwestern. Wenn man die Nachwuchssituation mit der vor 50 Jahren vergleicht, als pro Jahr 20 bis 30 Frauen ins Kloster eintraten, dann sind die heutigen Zahlen natürlich gering. Aber wir haben immer wieder junge Schwestern. Derzeit sind es sechs, die noch keine ewigen Gelübde abgelegt haben. Wir haben auch einige junge Frauen, die sich für das Ordensleben interessieren. Es geht also weiter.
 
Info
Schwester Agnesita Dobler

1962 in Dürrenstetten im Kreis Reutlingen geboren

Abitur und Ausbildung zur Hauswirtschaftsleiterin

1983 Eintritt bei den Franziskanerinnen von Reute im Kreis Emmendingen

Studium der Betriebswirtschaft

1989-1998 Hauswirtschaftsleitung in den Heggbacher Einrichtungen des Ordens

2001-2008 dort Geschäftsführerin

2008-2014 Referentin der Diözese Rottenburg-Stuttgart für Flughafen und Messe in Stuttgart

Seit 1. August 2014 Generalsekretärin der Deutschen Ordensobernkonferenz (StN)