Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück missfällt, dass VW-Chef Müller Bonuskürzungen einfordert, ohne vorher mit den Arbeitnehmern zu sprechen Foto: dpa

Als Chef von Porsche konnte Matthias Müller bis vor kurzem den Mitarbeitern hohe Boni gewähren. Als VW-Chef will er diese nun einkassieren und stößt mit seinem Vorgehen auf scharfe Kritik.

Herr Hück, VW-Chef Matthias Müller will, dass alle im Konzern den Gürtel enger schnallen, und deshalb an den Bonus für 2015 herangehen. Was halten Sie von dieser Aussage?
Diese Weihnachtsbotschaft von Herrn Müller ist zutiefst demotivierend und unnötig wie ein Kropf. Die Betriebsräte von VW, Audi und Porsche arbeiten intensiv daran, VW zu helfen, da können wir so eine Aussage als Allerletztes brauchen. Aus den VW-Werken Zwickau und Dresden nimmt Porsche über 200 Mitarbeiter auf, die ansonsten von Arbeitslosigkeit bedroht wären. Nächstes Jahr werden wir den Gewinn extrem steigern und sehr viele Überstunden leisten müssen, um das hinzubekommen. Das zeigt, dass wir schon jetzt eine Menge tun. Die Diskussion um die Boni ist dagegen vollkommen überflüssig, denn eine Kürzung würde VW nicht helfen, weil es keine große Summe bringt, die Porsche-Belegschaft aber massiv verärgern.
Was wäre denn Ihr Rat an den neuen VW-Chef?
Ich würde mit Einsparungen bei denen anfangen, die die heutige Lage verursacht haben.
Zum Beispiel beim früheren VW-Chef Martin Winterkorn, dessen Vertrag noch bis Ende 2016 weiterlaufen wird?
Ich nenne jetzt keine Namen. Aber denen, die verantwortlich sind, sollte man weder Boni bezahlen noch sonst irgendetwas. Stattdessen will man nun bei denen sparen, die überhaupt nichts dafür können, was passiert ist. Das ist doch eine verkehrte Welt. Porsche ist solidarisch und wird sehr viel helfen. Aber das bedeutet nicht, dass wir alles mitmachen, was aus der Hüfte heraus geschossen wird. Wir helfen VW so, dass es den Mitarbeitern etwas bringt.
Hat Herr Müller vor seiner Ankündigung nicht mit Ihnen gesprochen?
Mit uns ist kein einziges Mal darüber gesprochen worden. Da frage ich mich schon: Was hat denn das noch mit Mitbestimmung zu tun? Herr Müller will ja einen neuen Führungsstil einführen. Was wir beim Thema Boni bisher zu sehen bekommen, hat mit Führungsstil aber nichts zu tun.
Wie kann es jetzt weitergehen?
Ich empfehle Herrn Müller, den ich sehr schätze, jetzt erst mal mit uns zu reden. Man sollte die Pferde, die gerade im Galopp laufen, nicht schlagen. Bisher sind die Bataillone immer loyal gewesen. Aber man sollte sie nicht verärgern.
Was werden Sie ihm sagen, wenn er mit Ihnen spricht?
Ich werde Herrn Müller sagen, dass wir VW helfen werden, aber auf unsere Weise. Um in den Geldbeutel der Menschen zu greifen, braucht man keinen Mut. Aber den Leuten einfach nur Geld wegzunehmen ist Diebstahl. Bei so etwas machen wir nicht mit.
Bei den Porsche-Mitarbeitern wird bereits aus einem anderen Grund gespart – sie verzichten auf Teile künftiger Gehaltserhöhungen, damit das Elektroauto Mission E in Zuffenhausen gebaut wird. Was ist die Idee hinter dem Modell?
Die Idee dahinter ist, dass 200 Millionen Euro in einen Topf gebracht werden, um den J1 zu finanzieren, von denen die Tarifbeschäftigten 128 Millionen Euro einbringen, die sie von 2021 bis 2030 mehr als zurückbekommen werden. Die Vorstände und Hauptabteilungsleiter und die übertariflichen Mitarbeiter bringen 72 Millionen ein, bekommen aber nichts zurück. Dieses System ist einmalig und genial.
Zieht die Belegschaft mit?
Ich habe das Modell in fünf Betriebsversammlungen vorgestellt, und die Tarifbeschäftigten sind einhellig dafür. Auch von den Vorständen kommt viel Zuspruch. Nicht gerade begeistert sind dagegen die Hauptabteilungsleiter und Übertariflichen – sie sind zum ersten Mal bei der Finanzierung mit im Boot. Das ist ungewohnt. Aber ich bin sicher, sie werden es sich leisten können. -