Der Kölner TV-Sender RTL überträgt fortan die Spiele in der EM-Qualifikation. Und leistete sich zum Start einen ersten Patzer. Foto: dpa

Nicht nur die DFB-Elf erwischte einen soliden Start. Auch RTL war mit der Premiere in der EM-Qualifikation zufrieden. Der TV-Sender verbuchte eine Traumquote, wegen der vielen Werbung musste das Interview mit Bundestrainer Löw teilweise aufgezeichnet werden.

Nicht nur die DFB-Elf erwischte einen soliden Start. Auch RTL war mit der Premiere in der EM-Qualifikation zufrieden. Der TV-Sender verbuchte eine Traumquote, wegen der vielen Werbung musste das Interview mit Bundestrainer Löw teilweise aufgezeichnet werden.

Köln - Trotz vieler Werbeeinblendungen und der Konkurrenz durch den ARD-Tatort hat RTL bei der Rückkehr auf die große Fußball-Bühne einen Traumstart erwischt. 10,89 Millionen Fans verfolgten im Schnitt am Sonntagabend den 2:1-Sieg von Weltmeister Deutschland gegen Schottland im ersten EM-Qualifikationsspiel.

Von dieser „überwältigenden Quote“ hatten die Kölner TV-Macher vor der Premiere kaum zu hoffen gewagt. Für die Rechte haben sie immerhin geschätzte 100 Millionen Euro ausgegeben. „Natürlich sind wir überaus zufrieden“, kommentierte RTL-Sprecher Matthias Bolhöfer den geglückten Auftakt. Die Live-Übertragung aus Dortmund übertraf sogar die 10,42 Millionen, die am Mittwoch im ZDF die Neuauflage des WM-Endspiels gegen Argentinien gesehen hatten.

Gegen Thomas Müller und die anderen Fußball-Champions hatte der Schweizer Tatort-Kommissar Reto Flückiger einen schweren Stand. Mit 6,27 Millionen Zuschauer verzeichnete die ARD eine ungewohnt schwache Resonanz für ihren Klassiker.

Nach dem Ende des Tatorts schalteten fast zwei Millionen Krimi-Fans auf Fußball um. Während die Spielfreude der DFB-Elf von der ersten zur zweiten Halbzeit abnahm, war es bei den TV-Zahlen umgekehrt. Die Quote stieg von 9,98 Millionen im ersten Durchgang auf 11,71 Millionen nach der Pause. Beim Schlusspfiff der von Marco Hagemann sachlich-fachlich und ohne großen Schnickschnack kommentierten Partie saßen sogar 12,34 Millionen Zuschauer vor dem Bildschirm.

„Auf Werbung können wir natürlich nicht verzichten“, hatte RTL-Sportchef Manfred Loppe bereits bei der Präsentation des Sendekonzepts erklärt. Die geballte Wucht der Spots nervte dennoch viele Zuschauer, die ansonsten nicht so oft den Sender einschalten.

Sogar Bundestrainer Joachim Löw bekam die Macht des Werbemarktes zu spüren: Als er nach dem Abpfiff zu Moderator Florian König und dem Experten Jens Lehmann ins TV-Studio kam, wurde seine Analyse bereits nach wenigen Sätzen von einem längeren Werbeblock unterbrochen. Löw trank einen Espresso, setzte das Gespräch aber ohne größere Pause fort. Es wurde aufgezeichnet und nach sechs Minuten den TV-Zuschauern als zweiter Teil des Live-Interviews gezeigt.

„Wir mussten die Werbung vor 23 Uhr noch unterkriegen, wollten aber den Bundestrainer nicht so lange warten lassen“, erläuterte Bolhöfer den Zwischenfall, der via Twitter zunächst sogar so verkauft worden war, als sei auch der zweite Teil des Interviews live gewesen. Ansonsten bemühte sich der frühere Champions-League-Sender um Seriosität und wollte den Fußball nicht neu erfinden. Die Moderation des Duos König/Lehmann wirkte im Vergleich zu den Gespannen Matthias Opdenhövel/Mehmet Scholl (ARD) und Oliver Welke/Oliver Kahn (ZDF) fast ein wenig bieder.

Entertainer-Qualitäten blitzten erst am Ende der mehrstündigen Sendung auf, in der Ex-Nationaltorwart Lehmann und Formel 1-Experte König einen Mini-Marathon durch das Dortmunder Stadion zurücklegen mussten. „Das nächste Mal bringe ich Wanderschuhe mit“, scherzte Lehmann.