Die Fluglärmgeplagte Gemeinde setzt, wie Bürgermeister Singer sagt, große Hoffnung in den Lärmaktionsplan für den Flughafen. Foto: Archiv Ursula Vollmer

Bildung und Familienfreundlichkeit stehen neben dem Brandschutz im Rathaus von Steinenbronn auf der Prioritätenliste ganz oben.

Steinenbronn Bürgermeister Johann Singer konnte 2012 seine dritte Amtszeit beginnen. Von einem „soliden Fundament“ aus will er sich weiter für die positive Entwicklung der Gemeinde einsetzen.
Sie sind Mitte 2012 im Amt des Bürgermeisters bestätigt worden. Unter welchem Schwerpunkt sehen Sie diese für Sie dritte und letzte Acht-Jahres-Spanne; gibt es Prioritäten, die Sie sich für das Jahr 2013 vorgenommen haben?
Diese Jahre können wir auf einem soliden Fundament in Angriff nehmen. Das ist wichtig. Steinenbronn ist eine attraktive Gemeinde in ausgezeichneter Lage. Deshalb wird es möglich sein, weitere qualifizierte Arbeitsplätze zu schaffen und weitere bedeutende Betriebe anzusiedeln. Auch die Schaffung privaten Eigentums, sprich Baugebiete, steht auf der Agenda. Wir werden dies jedoch wie bisher mit Augenmaß tun, um einerseits Bedürfnisse abzudecken, andererseits aber auch Landschaft und Ökologie im Gleichgewicht zu halten. Dies unter einen Hut zu bringen, erfordert Ideen und Tatkraft. Für 2013 stehen auf unserer Agenda Erziehung, Bildung und Familienfreundlichkeit neben dem Brandschutz ganz oben. Wir als Gemeinde tun unser Möglichstes, Kindern und deren Eltern bestmögliche Voraussetzungen in den Bereichen Erziehung und Bildung oder bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu bieten. Wir unternehmen große Anstrengungen, um zum 1. August den Rechtsanspruch für die ein- bis dreijährigen Kinder erfüllen zu können. Überlegungen für die bauliche Unterbringung für eine ab 2014 notwendig werdende zusätzliche Kindergartengruppe müssen im Laufe des ersten Halbjahrs 2013 konkretisiert und zur Planungsreife gebracht werden.

Die Umsetzung vieler kommunaler Ideen und Wünsche scheiterte in den vergangenen Jahren an den klammen Kassen. Wie geht Steinenbronn ins neue Haushaltsjahr?
Es geht – wie in der Vergangenheit – in allererster Linie darum, unsere Pflichtaufgaben insbesondere auch in den genannten Bereichen zu erfüllen. Dies wird auch davon abhängig sein, wie sich die allgemeine wirtschaftliche Situation und damit auch die Steuereinnahmen in unserer Gemeinde nach dem erfreulicherweise guten Jahr 2012 weiter entwickeln. Es bleibt zu hoffen, dass sich das Jahr 2013 ähnlich positiv entwickeln möge wie das Jahr 2012.

Eine wichtige Einnahmequelle ist die Gewerbesteuer. Im Frühjahr kann das Druckkontrolltechnik-Unternehmen Beck seinen Erweiterungsbau einweihen, die Großbäckerei Treiber wird ebenfalls die Fertigstellung ihrer neuen Anlage feiern und nach Steinenbronn übersiedeln. Was macht Steinenbronn für Gewerbetreibende so attraktiv?
Hierzu trägt insbesondere das unternehmerfreundliche Klima in unserer Gemeinde bei. Wichtige Standortfaktoren wie günstige Baulandpreise, ein günstiger Hebesatz bei der Gewerbesteuer sowie die insgesamt sehr intakte örtliche Infrastruktur machen den Wirtschaftsstandort Steinenbronn so attraktiv.

Kommt 2013 der neue Kreisel als Zufahrt ins Industriegebiet?
In diesem Jahr müssen zu allererst die Gespräche mit dem Regierungspräsidium Stuttgart als zuständigem Straßenbaulastträger der Landesstraße 1208 fortgeführt werden. In welchem Jahr der Kreisverkehrsplatz gebaut werden kann, ist insbesondere abhängig von der Höhe der Baukosten, der weiteren Einnahmeentwicklung in unserer Gemeinde sowie auch von einer Bezuschussung durch das Regierungspräsidium Stuttgart.

Den Auftrag zur Breitbandversorgung hat der Gemeinderat im Oktober vergeben. Wann dürfen die Steinenbronner mit dem schnellen Internetzugang rechnen?
Gemäß den mit der Telekom abgeschlossenen Verträgen ist der Abschluss der Optimierung der Breitbandversorgung bis Ende 2013 vorgesehen.

Gegen den Trend nehmen die Geburtenzahlen in Steinenbronn zu. Das ist schön für die Gemeinde, bedeutet aber auch, dass die Nachfrage nach Betreuungsplätzen steigen wird. Neue Krippenplätze sind bereits beschlossene Sache. Wie kann der weitere Bedarf, der Mitte 2013 schon von Gesetzes wegen gedeckt sein muss, befriedigt werden?
Wie bereits genannt, befindet sich der Bau von Räumlichkeiten zur Deckung des Bedarfs an Kindergarten- und somit an Betreuungsplätzen für eine weitere Kindergartengruppe in der Planung.

Bestehende Grundschulen will die Landesregierung möglichst erhalten, und auch die Haupt- und Werkrealschule scheint durch die Kooperation mit der Waldenbucher Oskar-Schwenk-Schule eine Chance zu haben. Ist damit die weitere Zukunft der „Schule am Ort“ gesichert?
Aus heutiger Sicht wird es mittelfristig, insbesondere wegen des Wegfalls der verpflichtenden Grundschulempfehlung, dem deshalb hervorgerufenen „Run“ auf Realschule und Gymnasium und dadurch bedingt von Jahr zu Jahr weniger Hauptschüler und somit Hauptschulklassen in Steinenbronn voraussichtlich keine Haupt- und Werkrealschule mehr geben. Insofern bietet die Kooperation mit der Oskar-Schwenk-Schule in Waldenbuch für die Steinenbronner Hauptschüler – solange die Hauptschule als solche noch Bestand hat – auch eine Chance für die Zukunft. Im Übrigen gilt es, die Grundschule in Steinenbronn weiter zu stärken und deren Angebote bestmöglich zu attraktivieren.

Zwei geplante Wohnbausiedlungen in den Pfarrgärten und an der Jakobstraße sind gerade in der Diskussion. Wie kann den künftigen Nachbarn diese „innerörtliche Nachverdichtung“ schmackhaft gemacht werden?
Das Thema „Innenentwicklung vor Außenentwicklung“ ist seit Jahren eine Forderung von Seiten der Politik, der sich Städte und Gemeinden stellen müssen. Es gilt hierbei, die jeweiligen Anlieger frühzeitig über die Planungsabsichten zu informieren, deren Meinungen und Ideen dazu entgegenzunehmen und diese, soweit möglich, zu berücksichtigen.

Die Gemarkungsgrenze zwischen Steinenbronn und Waldenbuch ist einer der möglichen Standorte für zwei Windkrafträder. Das Interesse sowohl von Bürgern als auch von Investoren hält sich allerdings in Grenzen. Kann eine Gemeinde im energetischen Bereich selbst Impulse setzen, etwa durch Einsparung von Energie?
Wirkungsvolle Möglichkeiten sehe ich hier in der energieeffizienten Sanierung von öffentlichen Gebäuden – wie das durch zusätzliche Dämmmaßnahmen am Rathaus und im Bereich der Grund- und Hauptschule bereits erfolgt ist – , in der Schulung unserer Hausmeister sowie in der Bewusstseinsbildung der Gemeindebediensteten, verantwortungsbewusst und sparsam mit dem Verbrauch von Energie umzugehen.

Anfang des neuen Jahres soll der Lärmaktionsplan für den Flughafen vorliegen. Was erwarten Sie von dieser Endfassung für Steinenbronn?
Die Gemeinde Steinenbronn hat in der Stellungnahme im Rahmen der Anhörung zum Lärmaktionsplan für den Flughafen Stuttgart eine ganze Reihe von Punkten vorgetragen. Als massiv vom Fluglärm betroffene Gemeinde erwarten wir, dass die vorgeschlagenen Maßnahmen wie zum Beispiel steilere An- und Abflüge, Ausbau der Überwachung des Spitzenschallpegels sowie der An- und Abflugstrecken, Sicherung der Nachtzeit von 22 bis 6 Uhr und insbesondere die Rückführung des Flugerwartungsgebiets bei Starts nach Westen auf die ursprüngliche Ausdehnung in den Lärmaktionsplan aufgenommen und nach Umsetzung zu einer wesentlichen Lärmreduzierung führen werden.