Jessica Koch – unter diesem Pseudonym schreibt die Remsecker Autorin. Foto: privat

Jessica Koch spricht über empfindsame Leser und wie ihr Mann sie dazu brachte, über ihren Ex-Freund zu schreiben.

Ludwigsburg – Die Geschichte rund um Danny hat Jessica Koch vor 14 Jahren schon einmal geschrieben – damals noch auf der Schreibmaschine. Wie es nun zu der Veröffentlichung kam, erzählt sie im Interview. -

Frau Koch, beim Lesen Ihres Romans habe ich erst gegen Ende bemerkt, dass es sich um eine autobiografische Erzählung handelt. War ich unaufmerksam – oder ist das von Ihnen so gewollt?
Das geht ganz vielen Lesern so. Einigen wird erst im Epilog klar, dass die Geschichte nicht erfunden ist. Ich finde das aber nicht schlimm, ich habe die Geschichte bewusst wie einen Roman und nicht wie eine Autobiografie geschrieben.
Der Tod von Ihrem ehemaligen Partner Danny ist bereits 14 Jahre her. Was hat Sie nun dazu bewegt, die gemeinsame Liebesgeschichte aufzuschreiben?
Tatsächlich habe ich Dannys Geschichte schon einmal aufgeschrieben, das war im ersten halben Jahr nach seinem Tod. Damals war ich 20 Jahre alt, und ich habe einen Art Tatsachenbericht auf einer elektronischen Schreibmaschine getippt. Aus Neugier habe ich die Geschichte an zwei Verlage geschickt – und bekam sogar ein Angebot, das ich aber abgelehnt habe. Ich hatte nicht wirklich vor, den Bericht zu veröffentlichen. Damit hatte sich das für mich erst einmal erledigt. Letztes Jahr hat mir mein Mann dann gesagt, dass er gern ein Buch schreiben würde. Daraufhin sagte ich, dass ich das schon einmal gemacht habe. Da habe ich das erste Mal von Danny und der Zeit damals erzählt. Er brachte mich dazu, die Geschichte noch einmal aufzuschreiben, weil da noch so viel unverarbeitet sei.
Wie ging es dann weiter?
Innerhalb von zehn Wochen habe ich den Roman geschrieben – meistens nachts und zunächst alles mit Bleistift auf Papier. Mein Mann las den Entwurf als Erster und hat sofort an den Erfolg geglaubt – viel mehr als ich selbst. Vollkommen unkorrigiert habe ich die Geschichte an fünf Agenturen geschickt und vier Angebote bekommen. Manche Passagen sind tatsächlich vollkommen gleich wie in dem Bericht von vor 14 Jahren.
Die Rezensionen zu Ihrem Buch sind auffällig zweischneidig: Mehrere Leser schreiben, es sei das bewegendste Buch, das sie jemals gelesen hätten. Andere verfassen heftige Verrisse. Wie erklären Sie sich das?
Ich finde das teilweise selbst beängstigend. Manche Menschen fühlen sich in die Geschichte so extrem rein, dass es mir schon leidtut. Diese Leser sind wahnsinnig bewegt. Irgendwann habe ich sogar darüber nachgedacht, das Buch vom Markt zu nehmen, weil ich dachte, die Leser verkraften es nicht. Andere finden überhaupt keinen Zugang, halten vieles für unrealistisch und bleiben komplett distanziert.
Sie wohnen mittlerweile in Heilbronn. Sind Sie manchmal noch in Remseck und Dannys alter Heimat – oder ist das zu schmerzhaft für Sie?
Ich bin sehr häufig in Remseck, da meine Eltern noch dort wohnen. Und als ich den Roman geschrieben habe, bin ich noch mal zu all den Orten von damals gefahren, auch zu Dannys alter Wohnung. Aber ich muss da nicht regelmäßig hin, um Trauerarbeit zu leisten.
Beeinflusst Sie Danny noch heute in irgendeiner Weise?
Ja, ich versuche immer das Positive aus allem herauszuziehen, gehe unvoreingenommen auf Menschen zu, und Gesundheit ist mir viel wichtiger geworden. Eine negative Folge ist, dass ich ständig das Gefühl habe, zu wenig Zeit zu haben. Daran knabbere ich bis heute.