Die IBA-Festivalzentrale an der Königstraße in Stuttgart wurde am 23. Juni eröffnet. Foto: Bild: IBA’27 / Franziska Kraufmann

Das IBA-Festival mit mehr als 100 Veranstaltungen geht am Sonntag zu Ende. Ziel war es, die noch weitgehend unsichtbare Internationale Bauausstellung in die Stadtgesellschaft hineinzutragen. Hat das geklappt?

Ist das IBA-Festival baden gegangen? Nein! Aber durchaus ein paar seiner Gäste: Beim Festival der Neckarspinnerei in Unterboihingen sprangen einige der zahlreichen Besucher „mit Autokennzeichen aus halb Baden-Württemberg“, wie Tobias Schiller, Sprecher der Internationale Bauausstellung Stuttgart `27 (IBA), sagt, einfach in den Neckar. „Das war eine total ausgelassene Stimmung: Darin und in den Neckarsprüngen steckte für mich eine klare Botschaft“, sagt Karin Lang, Geschäftsführerin der IBA.

Gemeinschaftsgefühle baulich stärken

Freilich ist es nicht neu, dass es die Menschen nicht nur in Stuttgart, sondern auch in vielen anderen Gemeinden an den Neckar zieht, sie ihre Städte mehr mit dem Wasser verbunden wissen möchten. Genauso wenig neu ist, dass der Mensch nach Gemeinschaft strebt, in der er sich sicher fühlt und wo er ungezwungen leben kann.

Relativ neu ist indes, dass derzeit immer mehr Quartiere entwickelt werden, in denen eines von beiden oder gar beides verwirklicht werden sollen: Die IBA Stuttgart `27 plant und realisiert derzeit 17 Projekte und begleitet mehr als 100 Vorhaben in Stuttgart und der Region mit sozial und funktional gemischte Häusern und Quartieren, bei denen Wohnen und Arbeiten verwoben ist. Aufgrund der allgemein schwierigen Baulage hat freilich auch die IBA zu kämpfen, Projekte wie am Stöckach und in Winnenden stehen auf der Kippe, andere wie am Killesberg werden nur eingeschränkt umgesetzt.

Das IBA-Festival, das von 23. Juni bis zum 23. Juli andauerte und über 100 Veranstaltungen – vom Symposium bis zur Performance – bot, wollte die IBA für die Stadtgesellschaft sichtbarer machen. „Das hat unserer Meinung nach auch gut funktioniert“, sagt Schiller. Allein dass ein solch riesiger Reigen an Veranstaltungen von verschiedensten Akteuren und Akteurinnen zustande kam, hat die IBA-Macher stolz und dankbar gemacht – und die Bürger und Bürgerinnen neugierig.

Über 3000 Menschen kamen in dieser Zeit alleine in die Festivalzentrale an der Königstraße, die in dieser Zeit zu „einem offenen Ort für alle wurde, der Stuttgart so bisher noch gefehlt hat“, wie Markus Bauer, zuständig für IBA-Events, sagt.

Die Menschen kamen, um sich zu informieren, zu diskutieren, einen der Co-Working-Plätze zu nutzen – oder auch nur, wie ein junger Mann, der am Bahnhof gestrandet war, um das Handy aufzuladen. „Auch dabei kam man miteinander ins Gespräch“, sagt Lang.

„Von hochkarätigen Fachfragen bis zu der Frage, wo man sich melden muss, um eine der entstehenden Wohnungen zu bekommen, war wirklich alles dabei“, ergänzt Bauer. Es kamen aber auch etliche Flaneure reingeschlendert, die erst einmal wissen wollten: „IBA`27 – was ist das überhaupt?“ So etwa auch gleich ein junges Paar zur Eröffnung der Festivalzentrale, erinnert sich Lang.

Die IBA betreibt auch Volksbildung

Andreas Hofer, Intendant der IBA Stuttgart `27, zweifelt deswegen auch daran, dass dieser sperrige und „schwierig zu vermittelnde Begriff“ der richtige ist. „Was aber funktioniert, sind die Themen“, sagt er. „Schließlich wohnen wir alle – und aktuell hat das Thema eine zusätzliche Dringlichkeit.“ Die Rolle der IBA sieht er auch darin, Volksbildung zu betreiben, etwa zu den Themen Ökologie, Wohnungsmangel, Mobilität und Lebensraum.

Auch an den Projektbühnen in der Region sowie bei vielen anderen Projekten habe man durch das IBA-Festival die Verbindung von Orten und Inhalten erschaffen können. „Wir haben die Orte belebt, man konnte die IBA erfahren, statt nur darüber zu reden“, sagt Grazyna Adamczyk-Arns, Projektmanagerin der IBA.

Vorrangig sei es meist die jeweilige Nachbarschaft gewesen, die gekommen sei, um sich ein genaueres Bild zu machen. Aber die Menschen nahmen durchaus Wege auf sich, um sich kundig zu machen. So kamen über wechselseitige Besuche etwa Beteiligte verschiedener Projekte miteinander in Kontakt. „Vor allem aber haben die Beteiligten durch die Rückmeldungen der Bürger gemerkt, dass sie auf dem richtigen Weg sind und ihre Arbeit wertvoll ist“, sagt Lang.

Menschen, die am Thema Wohnen interessiert sind, reisten eigens an und konnten sich über unterschiedliche moderne Wohn-und Arbeitswelten informieren. „Das haben wir besonders in Stuttgart-Rot und in Stuttgart-Münster wahrgenommen“, sagt Adamczyk-Arns. Dort gab es viele Rückmeldungen, dass die 1:1-Modelle von etwa Laubengängen als sehr hilfreich empfunden worden. „Wir muten den Menschen mit unseren Ideen und Vorstellungen durchaus was zu“, sagt Grazyna Adamczyk-Arns. Da müsse man auch dafür sorgen, dass diese den Menschen erfahrbar gemacht würden.

Exkursionen zu IBA-Projekten

Nun ist das IBA-Festival zu Ende, und die IBA-Macher am Ende, wie sie zugeben. Aber auch glücklich, sagen sie. Was bleibt? Zunächst einmal die IBA-Festival-Zentrale, die noch bis Ende September an der Königstraße 1c weiter existieren wird und in der weiter über Architektur und lebenswertes Wohnen diskutiert wird. Zudem ist geplant, künftig regelmäßig Exkursionen zu den IBA-Projekten anzubieten. Um zu zeigen, dass die IBA immer sichtbarer wird.