Lackieranlagen von Eisenmann sind weltweit gefragt. Zu den Kunden zählt Tesla genauso wie Lamborghini. Foto: Werksfoto

Der in Böblingen ansässige Lackieranlagenhersteller Eisenmann hat Insolvenz angemeldet. Allerdings sieht sowohl die Firma als auch die IG Metall eine Zukunft für den Betrieb.

Böblingen - Vordergründig steht ein Traditionsunternehmen vor dem Aus, das würde für mehr als 3000 Mitarbeiter eine ungewisse Zukunft bedeuten: Die Böblinger Firma Eisenmann, die vorwiegend Lackieranlagen für die Automobilindustrie produziert, hat Insolvenz angemeldet. Allerdings spricht die Geschäftsleitung statt von einer Schrumpfkur von „einer strategischen Neuausrichtung“. Was in diesem Fall keine Frage der Management-Lyrik, sondern Tatsache zu sein scheint. Zumindest widersprechen weder die Gewerkschaft IG Metall noch der Betriebsrat. „Die finanzielle Situation ist angespannt, aber wir haben keinen Hinweis auf eine Liquidation“, sagt der IG-Metall-Funktionär Udo Abelmann. Das Unternehmen sei in Schwierigkeiten, aber wohl zukunftsfähig.

1961 hatte Eugen Eisenmann das Unternehmen gegründet. Das ursprüngliche Geschäft war die Herstellung von Anlagen zur Holztrocknung. Lackieranlagen kamen später dazu. Eisenmann zog von Stuttgart nach Böblingen, an den heutigen Stammsitz. Mitte der 1970er Jahre war die Mitarbeiterzahl auf 600 gestiegen. Eisenmann gründete seine erste Niederlassung in Nordamerika. 2002 wurde die Firma zur Aktiengesellschaft. Heute ist sie ein verzweigter Konzern, der 27 Standorte in 15 Ländern betreibt. Für drei Firmentöchter wurde ebenfalls Insolvenz angemeldet.

Die Geschäftsleitung macht keine Geheimnisse

Die Geldprobleme behandelt die Geschäftsleitung keineswegs als Geheimsache. Die Nachricht von der Insolvenz steht ganz oben auf der Internetseite, gleichwertig neben einem Umweltpreis, den der Landesumweltminister Franz Untersteller überreicht hat, und einer künftigen Zusammenarbeit mit einem südkoreanischen Partner. Die beiden Firmen wollen in China ins Geschäft mit Batterien für Elektromobile investieren.

Details gibt das Unternehmen nicht bekannt, aber offenbar hatte Eisenmann sich im vergangenen Jahr mit Großaufträgen verhoben. Schon zuvor war das Geschäft deutlich geschrumpft. In der Bilanz des Jahres 2016 wies die Gesellschaft noch einen Umsatz von 862 Millionen Euro aus. Ein Jahr später waren es 723 Millionen. Dies entspricht einem Minus von gut 16 Prozent. Unter der Bilanz des Jahres 2018 stand schließlich „ein hoher Jahresverlust“, teilte das Unternehmen mit.

Die Finanznot kann am Stammsitz niemanden überraschen. Laut dem IG-Metall-Funktionär Abelmann „war seit Anfang des Jahres bekannt, dass die Situation schwierig ist“. Unternehmensintern herrscht offenbar über die Notwendigkeit der Insolvenz Einigkeit zwischen dem Betriebsrat und der Führungsetage. „Wir sind seit Monaten in die Gespräche eingebunden“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Helmut Wick, „wir wussten, was sich anbahnt und gehen den Weg mit.“

Die Firma sucht Partner

Innerhalb der Geschäftsführung ist seit März Michael Keppel zuständig für die Sanierungspläne. Er kündigte an, dass Eisenmann für sein Geschäft mit den Lackieranlagen einen Partner suchen wolle. „Die ersten Interessenten haben sich schon gemeldet“, sagte Keppel. Das weitere Vorgehen wird vom Urteil des Insolvenzverwalters abhängen, dessen Name aber noch nicht feststeht. 2017 waren in der Branche Gerüchte umgegangen, dass die Gesellschaft an einen chinesischen Investor verkauft werden solle. Angeblich scheiterte das Geschäft an den Preisvorstellungen der Familie Eisenmann.

Lokal wird wohl die Stadt Böblingen einen ihrer Arbeitgeber verlieren. 600 Beschäftigte arbeiten am Stammsitz. Zumindest wird erwogen, den Standort nach Holzgerlingen zu verlegen. Dort beschäftigt Eisenmann 850 Mitarbeiter. „Das international tätige Traditionsunternehmen ist ein beachtlicher Teil unseres Wirtschaftsstandortes“, sagte der Finanzbürgermeister Tobias Heizmann. Ein Verlust wäre schmerzhaft. Die Stadt hoffe „mit den Beschäftigten auf die Chance, dass sich das Unternehmen zukunftsfähig aufstellt“. Der Verlust der Firma wäre nicht der erste: Im November hatte IBM den Umzug von 1700 Mitarbeitern ins benachbarte Ehningen angekündigt.