Überkinger gilt als das traditionelle ­Mineralwasser im Südwesten. Foto: dpa

Mineralwasser-Hersteller beantragt Insolvenz und stellt Sanierungsplan auf. 20 Stellen gefährdet.

Stuttgart - Das Wasser ist immer langsamer gesprudelt, doch versiegen soll die Quelle nicht. Angesichts drohender Zahlungsunfähigkeit hat die Überkinger Mineralbrunnen GmbH beim Amtsgericht Göppingen Insolvenz beantragt. Die Verantwortlichen sind zuversichtlich, dass sie das Unternehmen mit ihren Restrukturierungsplänen vor der Pleite retten können. „Die ganze Sanierung ist darauf ausgerichtet, den Bestand zu sichern“, sagte Geschäftsführer Rolf Glöckler unserer Zeitung.

Überkinger gilt als das traditionelle Mineralwasser im Südwesten. Doch in den zurückliegenden 30 Jahren ging der Absatz nach und nach zurück. Die Anlagen, die in guten Zeiten mehr als 400 Millionen Füllungen jährlich leisteten, produzierten in 2011 nur noch 25 Millionen. Von 2010 auf 2011 sank der Umsatz des Unternehmens von 14 Millionen Euro auf neun Millionen Euro. Im vergangenen Jahr betrug der Verlust 1,6 Millionen Euro. Ein Grund für die Absatzprobleme dürfte gewesen sein, dass die Gesellschaft Markttrends verschlafen hat, etwa den Gesundheitsboom oder kalorienarme Mischgetränke. Das sollte sich ändern, als die Mineralbrunnen AG (Teinacher, Krumbacher) zum 1. Januar 2011 ihren defizitären Brunnenbetrieb Überkinger an das Investorenkonsortium Pro Aqua verkaufte. „Von Anfang an war klar, dass der Betrieb restrukturiert werden muss“, erklärt Glöckler.

Zum stark mineralhaltigen Original kam die Produktlinie Das neue Überkinger ins Sortiment, ein natriumarmes Wasser, das als besonders geeignet für Säuglingsnahrung beworben wurde. Darüber hinaus gehören die Marken Überkinger Sport, Überkinger Aktiv, Ü-Mini sowie das Heilwasser Adelheidquelle zum Sortiment.

Dennoch blickt die Geschäftsführung optimistisch in die Zukunft

Nach Angaben Glöcklers wurden nach der Übernahme rasch Bestellerfolge erzielt. Parallel lief innerbetrieblich die operative Abnabelung von der Mineralbrunnen AG samt dem Neuaufbau der Verwaltung und Logistik. Einnahmen aus der Vermietung leer stehender Immobilien sollten zur Quersubventionierung des Betriebs eingesetzt werden. Doch dann brach eine wesentliche Komponente der ursprünglichen Sanierungspläne weg: Das riesige Betriebsgelände, das als Sicherheit für einen Kredit dienen sollte, wies eine Einschränkung auf: Die Bank zog die bereits zugesagte Finanzierung vor wenigen Wochen zurück.

Dennoch blickt die Geschäftsführung optimistisch in die Zukunft. Der Gesellschaft kommt eine Neuerung des Insolvenzrechts entgegen, das Anfang März in Kraft getreten ist und das Restrukturierungsverfahren erleichtert: die Planinsolvenz in Eigenregie. Diese vermeide einen Kontrollverlust. Glöckler wird als künftiger Alleingeschäftsführer die Sanierung umsetzen. Als Restrukturierungsbevollmächtigter unterstützt ihn seit einigen Wochen Paul Röver von der auf Insolvenzen spezialisierten Perspektiv GmbH in München. Zum vorläufigen Sachwalter wurde Martin Hörmann von der Ulmer Kanzlei Anchor bestellt. Er prüft unter anderem die Handlungsfähigkeit der Gesellschaft und ob die eingeleiteten Maßnahmen korrekt sind. „Das neue Recht ermöglicht es dem Unternehmen, aus einer Position der Stärke heraus handeln zu können“, erklärt Hörmann. Ziel sei es nun, das vorläufige Insolvenzverfahren zum 1. August abzuschließen und den Insolvenzplan vorzulegen, damit die Gläubigerversammlung darüber abstimmen kann.

Nach Angaben Rövers besteht der größte Teil der Gesamtverbindlichkeiten, rund 800.000 Euro, in Forderungen des früheren Eigentümers Mineralbrunnen AG .

Die Sanierung wird auch Teile der Belegschaft treffen. Gut zwei Drittel der derzeit 60 Jobs blieben nach abgeschlossener Sanierung erhalten, so Glöckler. „20 Entlassungen wären aber der schlimmste Fall.“