Energie, Hirnschmalz und langer Atem: Die Herrenberger wollen Verkehr, Wohnen, Leben besser verbinden. Dafür wurde ein Konzept entwickelt, das sämtliche Gebiete der Stadt beinhaltet – und diese vernetzt.
Leerstände in der Altstadt, deren Hanglage und Abtrennung von den Außenbereichen sowie mangelnde Aufenthaltsqualität und zu wenig Grünflächen im öffentlichen Raum – in der Herrenberger Altstadt gibt es viele Herausforderungen. Viele davon lassen sich nicht isoliert dort lösen, sondern nur im Zusammenspiel mit umliegenden Bereichen.
Daher umfasst das nun vorliegende 74-seitige „Rahmenkonzept Innenstadt“, das Herrenbergs Baubürgermeisterin Susanne Schreiber, Andreas Hönes vom Amt für Stadtentwicklung sowie Niklas Kramer vom Stuttgarter Planungsbüro „Internationales Stadtbauatelier“ (ISA) den Mitgliedern des Technisches Ausschusses in dessen jüngster Sitzung präsentierte, insgesamt vier Innenstadtbereiche. Neben der Altstadt sind das: die sie umgebende, von Hauptverkehrsachsen dominierte Altstadtschale, das Bahnhofsumfeld samt BayWa-Areal und der Bereich um die Stadthalle, die beide als bisher „untergenutzt“ klassifiziert wurden.
Dieses Ergebnis fußt sowohl auf eine Untersuchung des Bestands unter anderem hinsichtlich Raumgefüge wie Eingangssituationen in die Altstadt oder Erreichbarkeit, Mobilität, Nutzungs- und Grünstruktur als auch auf eine Stärken-Schwächen-Analyse. Eingeflossen sind darin auch die insgesamt acht Gesprächsrunden des „Runden Tischs Innenstadt“ zwischen dem vergangenen Juli und April dieses Jahres. Dort waren Altstadtbewohnerinnen und -bewohner, Gewerbetreibende, Fraktionen, Stadtjugendring, Stadtseniorenrat, Stadtmarketing, Verkehrsverbände, Inklusionsvermittler und weitere Gruppen vertreten.
Langer Atem und viel Geld für ein Großprojekt
Das Rahmenkonzept soll laut Niklas Kramer das „Dach für Folgeprojekte“ bilden, um verschiedene Themen wie Barrierefreiheit, Klimaanpassung, Familienfreundlichkeit oder Transformation im Handel anzugehen. „Es braucht viel Energie, Hirnschmalz und einen langen Atem“, machte Susanne Schreiber die Dimension dieser Aufgabe deutlich. Vor allem weil Geld und Personal in der Stadtverwaltung limitierende Faktoren für solch ein Großprojekt seien. Außerdem, so betonten alle Ausschussmitglieder, die sich zu Wort meldeten, hänge der Erfolg auch stark von der Mitwirkungsbereitschaft der Hauseigentümer ab.
Die Verwaltung ist bereits dabei, erste Schritte zu gehen: So wird aktuell die Auslastung des innenstadtnahen Parkraums erhoben. Abhängig von dessen Ergebnissen soll ein Parkkonzept für dieses Gebiet erarbeitet werden. Außerdem soll es einen Planungswettbewerb für die öffentlichen Räume in der Altstadt, unter anderem mit dem Blick auf die barrierefreie Umgestaltung der Hauptachsen, mit anschließender Leitplanung bis Ende 2024 geben. Auch eine Vorkaufssatzung für verschiedene Bereiche ist geplant. Darüber, welche Überlegungen es für zukünftige Nutzung des BayWa-Areals und des Stadthallenumfelds gibt, will die Verwaltung noch in diesem Sommer informieren, so Susanne Schreiber.
Letzte Altstadtsatzung aus den 1980er Jahren
Aktuell wird bereits die Altstadtsatzung aus den 1980er-Jahren überarbeitet, in der die äußere Gestaltung von Bauten, aber auch von Werbeanlagen, geregelt ist. Dieses Vorhaben hatte den Anstoß für das nun vorliegende Rahmenkonzept gegeben. Gefördert wurde dessen Erarbeitung durch das Programm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung. Insgesamt flossen etwas mehr als 280 000 Euro an Fördergeldern. Der Eigenanteil der Stadt liegt bei 120 000 Euro.