Die ICE -Trasse wird weiteren Lärm nach Denkendorf bringen. Foto:  

Die Initiative gegen Lärm in Denkendorf löst sich nach 18 Jahren auf. Einzelne Mitglieder wollen aber weiter ihre Stimme erheben.

Denkendorf - Ohne großes Aufsehen zu erregen, verschwindet die Bürgerinitiative gegen Lärm in Denkendorf. 18 Jahre hatte sie Bestand. An der Mitgliederzahl lag es nicht, dass sich der eingetragene Verein vor zwei Wochen aufgelöst hat, bis zuletzt waren es noch 220 Mitglieder. Eher war der Grund die Perspektivlosigkeit. „Wir haben alle rechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft, um gegen den Lärm zu protestieren“, sagt Werner Schimmel, 72, Mitglied des dreiköpfigen Vorstands. „Wir finden, dass jetzt die Gemeinde am Zug ist, um ihre Stimme für die Bürger zu erheben.“

Dass der Lärm überhaupt ein Thema in Denkendorf wurde, war wie bei vielen anderen Gemeinden rund um Stuttgart auch das Großprojekt Stuttgart 21. Als die Denkendorfer im Jahr 1998 feststellten, dass die ICE-Trasse die Autobahn 8 bei Denkendorf unterqueren würde, wurden sie im wahrsten Sinne des Wortes hellhörig. Schnell gründete sich die Initiative, die in ihren besten Zeiten 280 Mitglieder hatte. Als sich die Mitglider in das Thema einarbeiteten, stellten sie fast, dass der Lärm in Denkendorf hauptsächlich aus drei Quellen stammte, der Autobahn, dem Flughafen und der künftigen ICE-Trasse.

Strategisch wurden die drei Aufgabengebiete unter die Mitglieder verteilt, dann legten sich die Lärmschützer ins Zeug. Sie protestierten gegen die Idee, eine zweite Startbahn auf dem Flughafen zu bauen, und vor allem versuchten sie, die nächtlichen Postflüge abzustellen. „Diese Flüge bei Nacht, wenn man sonst nichts hört, stören uns am meisten“, sagt Schimmel. „Wir haben auch mehrere Gespräche geführt unter anderem mit der Staatssekretärin Gisela Splett“, aber die DHL sei stur geblieben mit der Begründung, wenn die Flieger nicht flögen, würden die Briefe nicht rechtzeitig ankommen.

Auch die Autobahn nach München war im Visier der Lärmschützer. Immer wieder haben sie auf die Möglichkeit hingewiesen, einen Lärmschutzbelag aufzubringen. Erst in jüngster Zeit hat sich Schimmel wieder zu Wort gemeldet, weil dort Brückenlager laut knackten.

Auch die ICE Trasse wird ihren Lärmschutz erhalten. Auf den beiden Brücken wird es Lärmschutzwände geben und neben den Gleisen wird ein sogenannter Abrollwall gebaut – ein Sicherheits-Wall, der bei Unfällen die Waggons im Gleisbett hält, der aber auch den Lärm mindert. Wieder stört es Werner Schimmel, dass die Erbauer nur das gesetzlich vorgeschriebene Maß an Lärmschutz umgesetzt haben.

Nachdem der Beschluss zur Auflösung des Vereins am 16. März einstimmig gefallen war, wird die Organisation noch ein Jahr, das so genannte Liquidationsjahr, weiter existieren. Als Fazit der vergangenen 18 Jahre würde Schimmel den Fakt werten, dass die Bürgerinitiative ein Bewusstsein für Lärm und seine gesundheitsschädigende Wirkung geschaffen hat. Das nun ehemalige Vorstandsmitglieder Werner Schimmel will sich jedoch auch weiterhin lautstark zu Wort melden, wenn es um den Lärm in Denkendorf geht. „Und dazu brauche ich keinen Verein“ , sagt er.