Die Grippewelle hat sich diesen Winter zum Jahresbeginn aufgebaut. Ist der Höhepunkt mittlerweile überschritten? Und warum sind Kinder so stark betroffen? Ein Blick in die Daten.
Die Grippewelle 2023/24 hat laut Experten ihren Höhepunkt erreicht. Zahlen der Arbeitsgemeinschaft Influenza zeigen, dass die Zahl der bestätigten Influenza-Infektionen zuletzt nur noch minimal auf bundesweit knapp 30 000 Fälle stieg. Der Wert bezieht sich auf die Woche bis zum 11. Februar (Kalenderwoche 6). Auch das Klinikum Stuttgart meldete bis Mitte Februar steigende Werte. Möglich ist noch ein Effekt der Faschingsfeierlichkeiten, der sich in den für Ende der Woche erwarteten Werten niederschlagen würde. Allerdings habe sich das Wachstum insgesamt „deutlich verlangsamt“, schreibt die Arbeitsgemeinschaft Influenza.
„Allein auf Basis unserer Daten scheint es, dass wir uns in den Kalenderwochen 5 und 6 in einer Plateauphase befanden“, sagt Simon Dally, Analyseexperte bei der AOK Baden-Württemberg, „die etwas milderen Temperaturen der letzten Tage deuten darauf hin, dass wir die Grippesaison bald hinter uns haben.“
Deutliche Auswirkungen auf die Arbeitswelt
Der Höhepunkt der aktuellen Erkrankungswelle hat derweil deutliche Auswirkungen auf die Arbeitswelt. Die AOK als größte Krankenkasse des Bundeslandes hat Mitte November mehr als 50 000 Krankmeldungen pro Woche gezählt, bei denen eine Atemwegserkrankung als Ursache angegeben worden war. Das sind zwischen 30 und 60 Prozent mehr als im Vorjahr. In den Wochen vor Weihnachten gingen diesen Winter dagegen wesentlich weniger Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen ein als im vorherigen Winter. Ähnlich ist es bei den grippebedingten wöchentlichen Krankmeldungen:
Die Grippe- und Erkältungswelle begann später als noch vor einem Jahr. Das ist eine gute Nachricht, weil damit eine zweite Erkrankungswelle wie im Frühjahr 2023 ausbleiben dürfte.
Viele jüngere Menschen erkrankt
Bei Influenza ist auffällig, dass im Vergleich zur Zeit vor der Coronapandemie besonders viele jüngere Menschen erkranken und auch im Krankenhaus behandelt werden müssen. Das hat mit dem aktuell dominierenden Influenzavirus A(H1N1) zu tun, das erstmals in der Influenzapandemie 2009 als sogenannte Schweinegrippe auftrat. Zuletzt zirkulierte es in der Grippesaison 2018/19 und führte „auch bei jüngeren Erwachsenen und Kindern zu sehr schweren Erkrankungen und Todesfällen“, schreibt das Robert-Koch-Institut auf seiner Website.
Insgesamt seien solche schweren Verläufe bei jungen Menschen aber selten, ergänzt das RKI. Für den Verlauf der Grippewelle 2023/24 könne man sich an Daten aus Australien orientieren, wo die Grippesaison beendet ist, schrieb jüngst der Gesundheitsjournalist Lars Fischer auf „spektrum.de“: „Das würde bedeuten, dass sich sehr viele Menschen anstecken, insbesondere Kinder. Die Indizien deuten derzeit auf eine hohe, aber insgesamt nicht allzu schwere Grippewelle.“
Der Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte hatte im Januar vorgeschlagen, allen Kindern und Jugendlichen zu empfehlen, sich gegen Grippe impfen zu lassen. Auch gesunde Kinder könnten dazu beitragen, dass sich Grippeviren ausbreiten und somit gefährdete Menschen anstecken, sagte der Verbandspräsident Michael Hubmann in den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.