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Ein 22-jähriger Skinhead aus Haigerloch sitzt nun in U-Haft. Er war mit seinem Auto in Menschen gerast.

Haigerloch - Ein 22-jähriger Mann, der am frühen Sonntagmorgen bei einer Schlägerei in Haigerloch-Trillfingen (Zollernalbkreis) mit seinem Auto drei Menschen verletzt hat, sitzt seit Montag in Untersuchungshaft. Die Hechinger Staatsanwaltschaft verdächtigt ihn des versuchten Totschlags sowie der gefährlichen Körperverletzung und des gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr.

Der Leitende Hechinger Oberstaatsanwalt Michael Pfohl rechnet den 22-Jährigen der Skinhead-Szene zu. Zusammen mit vier weiteren Männern und zwei Frauen war er nach einer Tanzveranstaltung des Narrenvereins Trillfingen in Streit mit 20 bis 30 Besuchern geraten, die sich nach dem Fest noch im Freien aufhielten.

Als der Konflikt eskalierte und sich eine Schlägerei anbahnte, setzte sich der Beschuldigte in sein in der Nähe geparktes Auto und fuhr zusammen mit seiner 20-jährigen Freundin auf eine Gruppe zu. Wie Zeugen schildern, stoppte er kurz ab, fuhr danach aber wieder los und erfasste dabei drei Männer. Diese zogen sich Quetschungen, Risswunden und starke Prellungen zu, mussten aber nicht stationär behandelt werden.

Zu Fuß kehrte er an den Tatort zurück

Er fuhr weiter, stellte dann aber sein Auto ab und kehrte zu Fuß zur Szenerie zurück, wo sich laut Polizei eine wilde Schlägerei entwickelte, die auch mehrere Streifen nur mit Mühe beenden konnte. Der 22-Jährige und vier seiner Bekannten wurden festgenommen.

Auf beiden Seiten war erheblich Alkohol im Spiel. Der Beschuldigte selbst war jedoch fahrtüchtig. Er sitzt jetzt als einziger in Haft, während die anderen noch am Sonntag wieder auf freien Fuß gesetzt wurden. Die Balinger Kriminalpolizei hat eine Ermittlungsgruppe eingesetzt, um die Hintergründe der Tat zu klären.

Nach wie vor sei unklar, wie es zu der Auseinandersetzung kam, sagt Staatsanwalt Pfohl. Die Polizei hatte am Sonntag von Provokationen aus der Skinhead-Gruppe gegenüber einzelnen Festbesuchern gesprochen. Pfohl geht davon aus, dass diese der rechtsextremen Szene angehört. Mindestens einer der beteiligten Glatzköpfe bekenne sich im Internet dazu. Ob es für die Tat einen ideologischen Hintegrund gibt, ist aber offenbar noch völlig ungeklärt.

Der Verfassungsschutz sieht die rechtsextremistische Skinhead-Szene im Land im Schrumpfen begriffen. Es gebe auch vermehrt Hinweise auf einen schleichenden Bedeutungsverlust oder sogar Auflösungserscheinungen der rechts extremistischen Skinhead(musik)szene, heißt es im jüngsten Verfassungsschutzbericht. Balingen gilt als einer der Szeneschwerpunkte.

Die Verfassungsschützer weisen aber auch darauf hin, dass es unter Rechtsextremisten zunehmend Vorbehalte gegen Skinheads gebe. Dies liege einerseits am britischen Ursprung dieser Subkultur, andererseits wirke das militante Erscheinungsbild störend beim Versuch der Neonazis, in bürgerliche Kreise einzudringen.