Auf dem Dach des Einkaufszentrums Milaneo entstehen 415 Wohnungen Foto: Manfred Storck

Stuttgart bleibt für Immobilienkäufer ein sehr teures Pflaster. Wer 2014 eine gebrauchte Wohnung kaufte, zahlte im Schnitt zehn Prozent mehr als 2013, Neubauten legten um 6,5 Prozent zu. Für 2015 erwartet der Gutachterausschuss „keine Dämpfung“.

Stuttgart - Nicht nur die Mieten, auch die Preise für neue und gebrauchte Wohnungen und Häuser kennen in der Landeshauptstadt seit Jahren nur eine Richtung: die nach oben. 2013 gab es bei Gebrauchtimmobilien erstmals einen zweistelligen Preissprung (je nach Kategorie bis zu zwölf Prozent). 2014 betrug der Sprung zehn Prozent. „Auch das erste Quartal 2015 war zweistellig“, sagte Karlheinz Jäger, der Vorsitzende des Gutachterausschusses, am Dienstag bei der Vorlage der Daten für 2014.

Dem Gutachterausschuss, seit 1960 bundesrechtlich bestelltes unabhängiges Sachverständigengremium, melden die Notare alle Verkäufe. 2014 waren es in Stuttgart 5767 und damit 213 weniger als im Vorjahr. Im Bereich Wohnungs- und Teileigentum wurden 4011 Kaufverträge (174 weniger als im Vorjahr) gezählt. Der Umsatz stieg insgesamt um 239 Millionen Euro auf 2,72 Milliarden Euro, was auch an großen Gewerbeobjekten lag. Es gab einen Verkauf mit mehr als 100 Millionen Euro, drei zwischen 50 und 100 und neun mit Preisen über 30 Millionen Euro.

Während die Zahl der verkauften bebauten Wohngrundstücke mit 854 gegenüber dem Vorjahr nahezu konstant bleib, gab es nur noch 99 statt 130 Wohnbauplätze. Große Wohnbaugebiete sind, mit Ausnahmen wie dem Roten Stich bei Zuffenhausen (34 Einfamilienhäuser, 70 Miet-, 100 Eigentumswohnungen), inzwischen Mangelware. Innerstädtisch sind die 415 Mietwohnungen auf dem Dach des Einkaufszentrums Milaneo das größte Einzelvorhaben. Diese Neubauten wurden in drei Paketen verkauft. 2014 wechselten ansonsten noch 506 Neubauwohnungen den Besitzer. Der Aufschlag in diesem Segment lag bei im Schnitt 6,5 Prozent, der Spitzenpreis bei 11 532 Euro je Quadratmeter (Stadtmitte, wohl Wohnturm Cloud No.7 ). Die Schallmauer von 10 000 Euro durchbrach auch noch ein Neubau im Norden mit 11 003 Euro. Im Schnitt mussten für einen Neubau 4295 Euro pro Quadratmeter bezahlt werden.

Viel verlangt und bezahlt wurde auch für ältere Wohnungen im Stadtbezirk Nord (8259), West (7975), Süd (6244) und Ost (5227 Euro pro Quadratmeter). Günstig zu Eigentum kamen Käufer in Wangen, Münster, Stammheim und Untertürkheim, wo im Bestand zwischen 776 und 2591 Euro pro Quadratmeter bezahlt wurden.

Der weitere Auftrieb der Wohnungs- und Mietpreise, auch für Büros, schlägt sich laut Jäger und dessen Stellvertreter Martin Weller auch auf die Bodenrichtwerte nieder. 720 Zonen, in denen der Gutachterausschuss als Richtschnur gleiche Bodenpreise pro Quadratmeter ausweist, gibt es in Stuttgart. Sie wurden um fünf bis zehn Prozent angehoben. Die absolute Spitze markieren im Norden das Gebiet um die Schottstraße und im Westen um die Leibnizstraße mit je 1640 Euro pro Quadratmeter.

Auch auf Gewerbeflächen habe man die lange konstant gebliebenen Richtwerte wegen der allgemein guten wirtschaftlichen Lage und teils gestiegener Mieten mit im Schnitt fünf Prozent fortgeschrieben, so Jäger. Auf der Königstraße wird ein Quadratmeter nun mit 20 000 statt 19 000 Euro bewertet, rund um die Einkaufsmeile betrugen die Aufschläge bis zu 500 Euro. Bodenrichtwertkarte und Grundstücksmarktbericht stehen von Mittwoch an unter www.stuttgart.de/gutachterausschuss im Netz.