Leerstand: Das Seniorenzentrum am Parksee. Foto: Simon Granville

Was aus der ehemaligen Seniorenresidenz am Leonberger Parksee wird, ist derzeit völlig unklar. Der Käufer der Immobilie stellt sich stumm.

Leere. Einst saßen vor dem Gebäude in der Ostertagstraße ältere Menschen auf den Bänken, unterhielten sich, wünschten sich einen guten Tag. Doch diese Zeiten sind vorbei. Die Seniorenresidenz am Parksee in Leonberg steht seit einigen Monaten leer. Von den Senioren, die einst hofften, hier gut aufgehoben ihren Lebensabend zu verbringen, lebt niemand mehr in dem mehrstöckigen Haus.

 

Landkreis trennt sich im Jahr 2017 von der Liegenschaft

Die Vorgeschichte: Einst gehört das Gebäude mit mehr als 100 Betten, wie auch das benachbarte Betreute Wohnen, dem Landkreis Böblingen. Der trennt sich im Jahr 2017 von der Liegenschaft. Zwar bietet die Samariterstiftung als Betreiberin mit, bei den aufgerufenen Beträgen kann sie jedoch nicht mithalten. Warum der Landkreis die Häuser verkauft? „Bereits vor circa 25 Jahren hatten sich nach und nach alle Landkreise aus dem Betrieb von Pflegeheimen zurückgezogen. Dies war vom Gesetzgeber gewünscht“, antwortet Rebecca Kottmann von der Pressestelle des Landkreises Böblingen auf eine Anfrage unserer Zeitung. Dem Betreiber sei ein Vorkaufsrecht eingeräumt worden, von dem er keinen Gebrauch gemacht habe.

Das Haus am See in Leonberg war das letzte Pflegeheim im Eigentum des Kreises. „Der Landkreis macht mit der Sozialplanung die Bedarfsermittlung für Pflegeplätze sowie die Heimaufsicht“, so Kottmann weiter. Wäre der Landkreis zusätzlich noch selbst Betreiber der Heime, könnte es in dieser Doppelrolle zu einem Interessenkonflikt führen. „Daher ist es so gewollt, dass private Betreiber die Trägerschaft und den laufenden Betrieb organisieren.“

Zunächst gehen beide Gebäude an die Investoren von INP Care

Für 7,5 Millionen Euro gehen beide Gebäude schließlich an das Investoren-Konglomerat INP Care. Beim Verkauf wird mit dem Landkreis zwar klar vereinbart, die Häuser weiterhin an die Samariterstiftung zu verpachten. Allerdings kommt von INP Care rasch die Ansage, dass man die Pacht verdreifachen wolle. Der Investor separiert schließlich beide Häuser voneinander – und veräußert sie zu jeweils 7,5 Millionen Euro weiter. Das Betreute Wohnen geht an die luxemburgische Investmentgesellschaft European Values, das Seniorenheim an Primus Concept mit Sitz in München – und auch dieser neue Eigentümer besteht auf einer Pachterhöhung. Zwar werden sich die Samariterstiftung und Investoren vorübergehend handelseinig. Für den damaligen Stiftungsvorsitzenden Eberhard Goll ist aber klar: „Wir müssen da raus, sobald es geht.“

Samariterstiftung kündigte den Pachtvertrag auf März dieses Jahres

Doch damit endet die Angelegenheit nicht – es ist vielmehr erst der Anfang. Die Stiftung kündigte den Pachtvertrag auf Ende März dieses Jahres. Bewohner mussten umziehen, einige kamen in die neu gebaute Residenz neben dem Rathaus, andere in ein Heim nach Zuffenhausen. Lösungen mussten gefunden werden – und wurden auch gefunden, sowohl für die Senioren, als auch für die Mitarbeitenden. Zwischenzeitlich hatte das Gebäude erneut den Besitzer gewechselt. Nachdem Primus Concept eigentlich vorgehabt hatte, grundlegend zu sanieren und umzubauen, wurde dann doch abermals verkauft – an Carestone, einen der Big Player am Markt. Das ist der jetzige Stand.

Trotz mehrfacher Nachfrage gibt es keine Antwort. Carestone, laut eigener Angabe „der marktführende Entwickler und Anbieter für Seniorenwohn- und Pflegeimmobilien als Kapitalanlage“, bleibt stumm. Allerdings weiß man offenbar sehr genau, um was es geht. Im ersten – und bis dato einzigen – Telefongespräch mit einem Unternehmensvertreter schien diesem die Causa wohl bekannt. Seitdem herrscht Funkstille in Sachen Seniorenresidenz am Leonberger Parksee.

Ganz abgeschlossen sei die Angelegenheit dann doch noch nicht

Auch Kontakt zur Samariterstiftung gibt es keinen mehr. Aber: „Ganz abgeschlossen ist die Angelegenheit noch nicht: Der Investor hat ein Gutachten in Auftrag gegeben“, antwortet Ulrike Alberts, Leiterin der Kommunikation bei der Samariterstiftung, auf eine Anfrage unserer Zeitung. Dieses Gutachten solle darlegen, ob die Stiftung die Instandhaltungsarbeiten und Schönheitsreparaturen gemäß Pachtvertrag ausgeführt habe. „Wir haben allerdings noch keine Informationen über den Inhalt des Gutachtens erhalten.“ Abgesehen davon sei für die Samariterstiftung das Seniorenzentrum am Parksee in Leonberg inzwischen Vergangenheit. „Wir bedauern das sehr, denn jetzt steht in Leonberg eine Immobilie leer, die bis Ende Februar ein Zuhause für 109 Menschen war – und uns hat diese Angelegenheit Zeit und Geld gekostet.“

Carestone habe den Bewohnern eine Mitteilung überbringen lassen

Nicht nur logistisch und bürokratisch war die ganze Sache ein Kraftakt. Auch die emotionale Komponente spielte – und spielt – eine Rolle. „Für uns als Samariterstiftung stehen die Menschen, die wir betreuen, im Mittelpunkt“, sagt Jan Schmitting, ehemaliger Hausleiter des Seniorenzentrums am Parksee, heute Hausleiter des Samariterstifts am Rathaus. „Die Carestone Group ließ mich den Bewohnerinnen und Bewohnern des Seniorenzentrums die Botschaft übermitteln, dass sie sich keine Sorgen machen müssten, da die Immobilie ein Pflegeheim bleiben würde.“ Nun stehe das Haus leer. „Und ich frage mich, wer oder was bei den Investoren im Mittelpunkt steht. Vermutlich nicht die Menschen.“